Ärzt*in für Wien 2023/11

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BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege! Gemeinsam stark „Wir laden Sie herzlich ein, gegen die unzureichenden Arbeitsbedingungen in unseren Spitälern und gegen die Untätigkeit der Politik zu protestieren.“ ► Bald ist es soweit! Am 4. Dezember findet um 14 Uhr der wienweite Protestmarsch der Spitalsärztinnen und -ärzte sowie der übrigen Spitalsbeschäftigten statt. Die große Wiener Spitalsumfrage des renommierten Meinungsforschers Peter Hajek hat eindeutige Werte hervorgebracht. 70 Prozent aller Spitalsärztinnen und -ärzte sind für einen stadtweiten Streik – in manchen Häusern wie der Klinik Ottakring sind es sogar weit über 80 Prozent. Das ist ein Auftrag, den wir ernstnehmen müssen. Es gibt daher auch einen entsprechenden Streikbeschluss der Kurie angestellte Ärzte. Bei allen Planungen muss aber klar sein: Die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten hat oberste Priorität! Laut der Hajek- Umfrage denken satte 84 Prozent, dass sich die Engpässe bei der Patientenversorgung ausgeweitet haben. Im Vorjahr waren es „nur“ 78 Prozent. In Kenntnis dieser Zahlen und der erwartbaren Grippewelle ist ein Protestmarsch für Dezember zunächst die beste Option. Politisch notwendig wird ein Streik im Frühjahr, wenn sich weiterhin nicht abzeichnet, dass die Stadtpolitik substanziell auf unsere Lösungsvorschläge eingehen will. Aus dem 10-Punkte-Plan zur Rettung der Wiener Spitäler haben wir verständliche und klare Forderungen destilliert. 30 Prozent mehr Personal, 30 Prozent mehr Zeit für Patientinnen und Patienten, 30 Prozent mehr Gehalt und 30 Prozent weniger Bürokratie. All das gehört zusammengedacht: Ohne attraktive Gehälter gibt es kein ausreichendes Personal. Dass wir zu wenig Ärztinnen und Ärzte ausbilden, wie oft behauptet wird, stimmt nicht – wir hätten in Wien genug! Sie wollen nur immer seltener ins Spital und wandern etwa ins benachbarte Ausland ab. Das müssen wir ändern und zwar jetzt! Ohne Pflege kein Spital Wir laden Sie, liebe Kollegin, lieber Kollege, herzlich ein, gegen die unzureichenden Arbeitsbedingungen in unseren Spitälern und gegen die Untätigkeit der Politik zu protestieren. Die Pflege ist explizit mitgemeint. Natürlich ist die Wiener Ärztekammer die Standesvertretung der Ärztinnen und Ärzte in der Bundeshauptstadt, aber wir alle wissen, dass es ohne Pflege kein funktionierendes Spital gibt. Es ist ein Wahnsinn, dass nach der Abschaffung des Personalgruppenausschusses für Pflege in der Gewerkschaft Younion de facto die Interessenvertretung für unsere Kolleginnen und Kollegen wegfällt. Eine Pflegekammer gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, sich solidarisch zu zeigen. Wir müssen uns gerade dann gegenseitig motivieren und mobilisieren, wenn Verzweiflung und Frust immer größer werden. Nur gemeinsam sind wir stark! Unsere Patientinnen und Patienten sind ebenso eingeladen, am 4. Dezember ihrem Ärger Luft zu machen, sie leiden schließlich direkt unter den Zuständen. Bis zum Protestmarsch ist es nicht mehr weit. Deshalb bitte ich Sie, lassen Sie uns gemeinsam für ein besseres öffentliches Gesundheitswesen kämpfen! Denn ohne Übertreibung können wir sagen: Ohne uns stirbt Wien. Herzlichst, Ihr Stefan Ferenci Foto: Stefan Seelig Weitere standespolitische Themen ab Seite 9. 11_2023 Ärzt*in für Wien 5
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