13.11.2023 Aufrufe

OSE MONT - Schwalmtals Gemeindejournal - Ausgabe November 2023

Hier könnt Ihr ose Mont auch online lesen. Bei Fragen oder Wünschen einfach eine E-Mail schicken, die Kontaktdaten stehen im Impressum auf der letzten Seite. Bitte berücksichtigt bei der Erfüllung Eurer Wünsche die Angebote unserer Anzeigenkunden, sie machen ose Mont erst möglich. Viel Vergnügen beim Lesen!

Hier könnt Ihr ose Mont auch online lesen. Bei Fragen oder Wünschen einfach eine E-Mail schicken, die Kontaktdaten stehen im Impressum auf der letzten Seite. Bitte berücksichtigt bei der Erfüllung Eurer Wünsche die Angebote unserer Anzeigenkunden, sie machen ose Mont erst möglich.
Viel Vergnügen beim Lesen!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ERDRÜCKENDE<br />

FLÜCHTLINGSSITUATION IN DEN<br />

WESTKREISGEMEINDEN<br />

WEITERE ZUWEISUNGEN DÜRFEN EIGENTLICH NICHT<br />

ABGELEHNT WERDEN, ABER …<br />

(bigi) Die Zahlen an zugewiesenen<br />

Flüchtlingen explodieren in den Westkreisgemeinden.<br />

Bereits mehrfach haben<br />

sich die Bürgermeister aus Brüggen,<br />

Schwalmtal und Niederkrüchten an das<br />

Land gewandt. Schnelle Abhilfe in der<br />

Unterbringungsnot ist jedoch nicht in<br />

Sicht.<br />

Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses<br />

gab es in Brüggen 425 Flüchtlinge<br />

in 43 verschiedenen Unterkünften, in<br />

Schwalmtal 539 Flüchtlinge in 20 gemeindeeigenen<br />

Unterkünften und in Niederkrüchten<br />

420 Flüchtlinge in 23 Unterbringungsmöglichkeiten<br />

– so viel wie nie zuvor<br />

und kein Ende ist in Sicht. „Das ist der<br />

absolute Höchststand, auch aufgrund<br />

der Menschen, die seit der Flüchtlingskrise<br />

2015/16 immer noch in den Räumen<br />

hier leben. Wir dürfen keine weiteren Zuweisungen<br />

ablehnen. Aber wir haben nur<br />

noch 16 Plätze und sind Ende <strong>November</strong><br />

dicht. Mit der Geschwindigkeit der Zuteilung<br />

durch die Bezirksregierung ist<br />

das nicht machbar“, bedauert Brüggens<br />

Bürgermeister Frank Gellen. Die Bezirksregierung<br />

teile verstärkt Flüchtlinge zu,<br />

da die eigenen Unterkünfte voll seien.<br />

„Wir kaufen mittlerweile Objekte, um<br />

die Menschen unterzubringen und das<br />

wird immer teurer. Wir müssen nochmal<br />

14 Tel.: Ose Mont 02163 / 4413<br />

Ihr Partner für Wasser und Wärme<br />

Badezimmer ‧ Heizungsanlagen ‧ Haustechnik ‧ Kanalinspektion<br />

darüber nachdenken, große Auffanglager<br />

im Westkreis zu bauen“, befürchtet<br />

Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle<br />

Wassong. Auch Schwalmtal ist in der Bredouille.<br />

„Wir schauen uns täglich mögliche<br />

Liegenschaften an, um Menschen<br />

aufnehmen zu können. Wir haben einen<br />

kurzzeitigen Aufschub erhalten, weil wir<br />

ab Dezember eventuell weitere 60 Plätze<br />

zur Verfügung haben. Dann hört es aber<br />

schon wieder auf“, sagt <strong>Schwalmtals</strong> Bürgermeister<br />

Andreas Gisbertz.<br />

www.sanitaer-reinartz.de<br />

„Den Kauf von Wohnungen oder die Anmietung<br />

machen wir deshalb, um keine<br />

Turnhallen dicht machen zu müssen“,<br />

betont Gisbertz. Die drei Bürgermeister<br />

bemängeln, dass das Baurecht auf so hohem<br />

Niveau sei, dass es den Kommunen<br />

sehr schwer gemacht werde, mögliche<br />

Kapazitäten zu nutzen. Auch haben die<br />

Bürgermeister Angst davor, dass die Stimmung<br />

in der Bevölkerung kippe, auch<br />

durch die immense Wohnungsnot. Viele<br />

Bürger suchen Wohnungen oder Häuser,<br />

die jedoch kaum noch bezahlbar sind. Bereits<br />

Mitte September schrieben die Gemeinden<br />

wieder an die Landesministerin<br />

Josefine Paul und schilderten die Not. „Es<br />

ist ein riesiges Spannungsfeld. Wir sind<br />

in der Pflicht, Flüchtlinge aufzunehmen.<br />

Das kann ich aber nicht mehr. Ich müsste<br />

es als Bürgermeister verweigern. Wir<br />

kommen in die Endlichkeit unserer Möglichkeiten.<br />

Wir brauchen eine Anpassung<br />

der Zuteilungsgeschwindigkeit“, sagt<br />

Frank Gellen unmissverständlich. Auch<br />

Kalle Wassong wird deutlich: „Ich würde<br />

eine weitere Aufnahme auch verweigern.<br />

Mit allen rechtlichen Konsequenzen.“ Das<br />

bedeutet: Die Bürgermeister, die eine<br />

Aufnahme verweigern, werden verklagt.<br />

Die Westkreisbürgermeister bemängeln:<br />

„Wir werden an allen Ecken und Enden<br />

mit deutschen Auflagen behindert. Das<br />

bestehende Baurecht passt nicht mit der<br />

jetzigen Krisensituation zusammen.“ Der<br />

Vorwurf geht an die Bundes- und Landespolitik,<br />

dass nach 2014/15 keine krisensituationsgerechten<br />

Vorgaben gemacht<br />

wurden. „Ich hoffe aber, dass die Menschen<br />

schneller arbeiten dürfen. So wäre<br />

eine Integration schneller möglich“, so<br />

Kalle Wassong. „Wir werden systematisch<br />

erdrückt. Der Kreis, die Behörden und die<br />

Bezirksregierung tun, was sie können. Wir<br />

haben das Gefühl, wir werden auch mit<br />

unseren Sorgen verstanden. Aber es passiert<br />

nichts“, beklagt Andreas Gisbertz.<br />

Wöchentlich kommen in den einzelnen<br />

Kommunen etwa zehn Zuteilungen an.<br />

Auch wenn jetzt neue Gebäude zur Unterbringung<br />

gebaut werden würden, wären<br />

diese Gebäude erst in etwa zwei Jahren<br />

bezugsfertig. Aber die Zuweisungen hören<br />

jetzt nicht auf und die Kosten explodieren.<br />

„Ich sehe es als Riesengefahr an,<br />

wenn die Kommunen zur Finanzierung<br />

der Situation die Realsteuern anheben<br />

müssten. Dann hat die Politik versagt“,<br />

erklärt Gellen mit Nachdruck. Solche Forderungen<br />

habe es schon gegeben. Wassong<br />

fordert mittelfristige Konzepte, wie<br />

die Gemeinden etwa eine doppelte Zahl<br />

von Flüchtlingen aufnehmen könne. Die<br />

Wohnungsbaugesellschaften hätten sich<br />

aus Bauprojekten herausgezogen, da<br />

nicht die Miete eingepreist werden könne,<br />

die zur Finanzierung nötig sei.<br />

Verständnis gibt es gegenüber den Menschen,<br />

die aus Notsituationen flüchten,<br />

um hier leben zu können. Aber sollte es etwa<br />

zu einem Flächenbrand in Israel kommen,<br />

müsse man mit weiteren Flüchtlingen<br />

aus der Gaza-Region rechnen. „Bisher<br />

haben wir das alles immer irgendwie<br />

geschafft. Nur jetzt brauchen wir andere<br />

Parameter, hindernde Elemente müssen<br />

hinterfragt werden, Vorgaben müssen<br />

auf Mindeststandards gesetzt werden“,<br />

fordern die drei Gemeinden, die alle daran<br />

arbeiten, dass die Gemeinden für die<br />

Bürger lebenswert bleiben und eine hohe<br />

Lebensqualität bieten können. Doch<br />

wo ist das Licht am Ende des Tunnels?<br />

Foto: Birgit Sroka

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!