OSE MONT - Schwalmtals Gemeindejournal - Ausgabe November 2023

PUBLIKUM WIRD ZUM CHOR
(bigi) Eine außergewöhnliche und grandiose
Aufführung war die Oper „Carmen
im Kuhstall“ in Vogelsrath. Eine verrückte
Idee, die die Künstler perfekt umsetzten.
Der Schwalmtaler Opernsänger Professor
Thomas Heyer schrieb diese Fassung der
Oper Carmen eigens für diesen Ort.
Nein, es gab keine Kühe und kein Stroh.
Der ehemalige Kuhstall der Gaststätte
Wassenberg wurde zur Bühne. Carmen
im Kuhstall - als der Tod sich in Carmen
verliebte, ist in den Grundzügen immer
noch die weltbekannte Oper Carmen
von Bizet, nur halt niederrheinischer. Und
kürzer. Und lustiger. Und mit Flönz. Dies
wird gereicht, als der testosteronbeladene
Torero Escamillo (Tim Lukas Reuter)
die Bühne betritt.
Durch die Opernhäppchen führt der
Schwalmtaler Lothar Lange als Tod Alfred
Sensemann. „Das klingt so unromantisch.
Sagen Sie einfach Sensi zu mir. Und
wenn Sie mich mal brauchen, sei es in
der Familie oder im Kollegium…“ Der Tod
sucht ein Opfer, aber auch ihm hat Carmen
(Marina Unruh) scheinbar den Kopf
verdreht. Ebenso wie dem Soldaten Don
José (Thomas Heyer). Dieser soll nach
dem Wunsch seiner Mutter aber eigentlich
das schönste Mädchen aus dem Dorf,
aus Oberkrüchten, heiraten: Micaëla (Agnes
Lipka). Sie bringt ihm den Brief seiner
Mutter in die Kaserne, fetzt sich im weiteren
Verlauf mit Carmen, doch es wird anschließend
zusammen getrunken, gefeiert
und getanzt. Mit einigen Gästen aus
dem Publikum. Dem Tod ist das alles zu
harmonisch. „Was für ein Gesülze“, sagt
er und ist auf Suche nach mehr Dramatik
und bringt den energiegeladenen Torero
ins Spiel.
Begleitet wurde die Oper mit vielen
bekannten Melodien durch Christoph
Schnackertz am Klavier. Erstaunlicherweise
war die Akustik in dem kleinen Raum
mit der tiefen Betondecke dennoch sehr
gut. Auch als gemeinsam mit dem Publikum
als Chor „Toréador, en garde“ gesungen
wird.
Das Ensemble ist hochkarätig und singt
an verschiedenen großen Opernhäusern
in Europa. Hier im Stall fühlte es sich an wie
eine private Vorführung im Wohnzimmer.
In der Pause blieb es typisch spanisch: Tapas
und Wein warteten auf die Gäste, leckere
Desserts, kleine Fleischspieße.
Amüsant, romantisch, dramatisch – diese
besondere Aufführung hat sich den frenetischen
Applaus des Publikums wahrlich
verdient.
Foto: Birgit Sroka
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