25.11.2023 Aufrufe

FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 28

FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik

FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

q SUPERSUSE LIEBT SPORT. ABER NICHT AN EINEM NASSEN WINTERMORGEN<br />

Immer in Bewegung bleiben !<br />

Neben mir liegt der allerbeste Ehemann und<br />

schläft friedlich. Wieso macht der denn nicht<br />

seinen Sport? Nach dem Fitnessplan, den er mir<br />

gestern noch ausführlich erklärt hat …<br />

SUPERSUSE<br />

D<br />

raußen ist es dunkel, kalt und nass. Bekanntenkreis durch und finde: Die sind alle ganz schön<br />

Der Regen prasselt laut gegen unsere sportlich. Da ist die Bekannte, die regelmäßig Marathons<br />

Dachfenster. Ich liege mit meinem läuft, mit über fünfzig ! Oder die Freundin, die mich ständig<br />

Milchkaffee im Bett und denke über mit Wandertour-Ideen bombardiert. Und der Mann meiner<br />

das Aufstehen nach. Es ist Zeit für das Freundin, der morgens um sechs Uhr durch den Bürgerpark<br />

wöchentliches Sportprogramm mit läuft, Brötchen holt und sich danach nicht mehr ins Bett legt,<br />

der Nachbarin – danach darf ich mich sondern frühstückt ! Unglaublich ! Muss ich da mitmischen ?<br />

im Homeoffice entspannen. Ich ziehe<br />

Was habe ich davon, außer Schwitzen und Schnaufen ?<br />

mir die Decke über den Kopf<br />

Ich laufe jetzt schneller, will einfach nur noch<br />

und will nicht, heute nicht. Nööö ! Aber da sitzt<br />

nach Hause.<br />

das schlechte Gewissen auf der Bettkante,<br />

Und dann sehe ich ihn, den Graureiher.<br />

Er steht am Kanal, majestätisch<br />

schubst und drängt mich und kämpft gegen<br />

den inneren Schweinehund. Ich habe<br />

und gelassen. Wir unterhalten uns,<br />

genug von dem Kampf und stehe jetzt<br />

wie immer. Also ich erkläre ihm,<br />

einfach mal auf. Mit viel Kraft robbe ich<br />

wie müde ich bin und dass ich<br />

mich aus dem kuschelig-warmen Bett.<br />

eigentlich gar nicht laufen wollte,<br />

Meine Gelenke knirschen und knacken.<br />

und dann die Nachbarin … Er lässt<br />

Ich friere (wer zum Teufel macht nachts<br />

den Blick schweifen, als wüsste er<br />

im Schlafzimmer das Fenster auf? Bei<br />

schon. So viel Verständnis tut mir<br />

gefühlten minus 10 Grad !). Meine Sportklamotten<br />

sind auch nicht dort, wo sie sein sollten.<br />

und treffe kurz vor meinem Ziel eine<br />

einfach gut. Entspannt laufe ich zurück<br />

andere<br />

Nachbarin. »Wie toll, dass du das<br />

machst – soooo sportlich !«, ruft sie mir<br />

begeistert hinterher. Ich bin jetzt richtig<br />

motiviert und sprinte das letzte Stück.<br />

Aber ich werde es tun, gleich. Irgendwo habe ich gelesen,<br />

Vielleicht könnte ich auch mal einen Marathon laufen ?<br />

dass man sich vorstellen soll, wie man sich nach dem Sport Durchgeschwitzt komme ich zuhause an, trinke noch schnell<br />

fühlt. Als Motivation sozusagen. Ich stelle mir vor, dass ich einen Kaffee und lese die neusten Wandertour-Vorschläge<br />

verschwitzt und erschöpft nach Hause komme. Dass ich dann meiner Freundin. Sie plant eine Hüttentour durch die französischen<br />

Alpen. Gar nicht schlecht, die Idee, das schau ich mir<br />

duschen muss und viel zu spät zur Arbeit komme. Und noch<br />

müder bin. Tolle Motivation.<br />

mal genauer an. Was der Graureiher wohl dazu sagen würde,<br />

Leider bin ich mit meiner Nachbarin verabredet, kann also<br />

wenn ich mal ein paar Wochen nicht vorbeilaufe.<br />

nicht einfach so kurzfristig absagen. Oder doch ? Ich suche Die Nachbarin hat inzwischen auch auf meine Motivationsnachrichten<br />

geantwortet: Mehr als »Nöööö!« kommt da<br />

lange nach einem Grund und finde keinen. Dafür tauchen die<br />

Sportsachen wieder auf, die hatte ich wohl extra rausgelegt. allerdings nicht.<br />

Vorsichtshalber ziehe ich mehrere Schichten übereinander,<br />

ich will auf keinen Fall frieren. Allein das Anziehen ist schon<br />

Sport, ich bekomme Hitzewallungen. Ich will jetzt endlich<br />

q ÜBER SUSE LÜBKER<br />

raus. Und dann, »pling«, textet die Nachbarin. Sie komme Suse «Supersuse« Lübker lebt mit Kindern und Ehemann im<br />

heute nicht zum Sport. Ihr sei »fröstelig« und bei dem Gedanken<br />

an das Draußen werde ihr richtig kalt. Punkt. Ich versuche konzipiert, schreibt und redigiert Texte für Verlage, Vereine,<br />

schönen Findorff. Die freiberufliche Texterin und Trainerin<br />

es mit Motivation (»denk doch mal an das Hinterher, dir wird Verbände und Soloselbstständige, online und offline. Zudem<br />

ganz schnell warm, ... wir sind doch verabredet, … willst du veranstaltet sie Kommunikations- und Schreibworkshops.<br />

nicht doch mitkommen ?«). Keine Antwort. Ihr Handy hat 2015 erschien ihr Buch »Das Bremer Kinderlexikon. Von<br />

wohl einen ausgeklügelten Ausblendmodus für Motivationsnachrichten.<br />

Alltagsabenteuer und gibt Tipps zum Thema Zeitmanagement.<br />

Achterdiek bis Ziegenmarkt«. In ihrem Blog berichtet sie über<br />

Ich muss jetzt los. Mir ist es viel zu warm. Beim Laufen denke<br />

Der Blog auf www.suseluebker.de/blog<br />

ich darüber nach, wie es anderen geht. Ich gehe meinen Text: Suse Lübker, Illustration: Rainer Pleyer ▲<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 38

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!