FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 28
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
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q SUPERSUSE LIEBT SPORT. ABER NICHT AN EINEM NASSEN WINTERMORGEN<br />
Immer in Bewegung bleiben !<br />
Neben mir liegt der allerbeste Ehemann und<br />
schläft friedlich. Wieso macht der denn nicht<br />
seinen Sport? Nach dem Fitnessplan, den er mir<br />
gestern noch ausführlich erklärt hat …<br />
SUPERSUSE<br />
D<br />
raußen ist es dunkel, kalt und nass. Bekanntenkreis durch und finde: Die sind alle ganz schön<br />
Der Regen prasselt laut gegen unsere sportlich. Da ist die Bekannte, die regelmäßig Marathons<br />
Dachfenster. Ich liege mit meinem läuft, mit über fünfzig ! Oder die Freundin, die mich ständig<br />
Milchkaffee im Bett und denke über mit Wandertour-Ideen bombardiert. Und der Mann meiner<br />
das Aufstehen nach. Es ist Zeit für das Freundin, der morgens um sechs Uhr durch den Bürgerpark<br />
wöchentliches Sportprogramm mit läuft, Brötchen holt und sich danach nicht mehr ins Bett legt,<br />
der Nachbarin – danach darf ich mich sondern frühstückt ! Unglaublich ! Muss ich da mitmischen ?<br />
im Homeoffice entspannen. Ich ziehe<br />
Was habe ich davon, außer Schwitzen und Schnaufen ?<br />
mir die Decke über den Kopf<br />
Ich laufe jetzt schneller, will einfach nur noch<br />
und will nicht, heute nicht. Nööö ! Aber da sitzt<br />
nach Hause.<br />
das schlechte Gewissen auf der Bettkante,<br />
Und dann sehe ich ihn, den Graureiher.<br />
Er steht am Kanal, majestätisch<br />
schubst und drängt mich und kämpft gegen<br />
den inneren Schweinehund. Ich habe<br />
und gelassen. Wir unterhalten uns,<br />
genug von dem Kampf und stehe jetzt<br />
wie immer. Also ich erkläre ihm,<br />
einfach mal auf. Mit viel Kraft robbe ich<br />
wie müde ich bin und dass ich<br />
mich aus dem kuschelig-warmen Bett.<br />
eigentlich gar nicht laufen wollte,<br />
Meine Gelenke knirschen und knacken.<br />
und dann die Nachbarin … Er lässt<br />
Ich friere (wer zum Teufel macht nachts<br />
den Blick schweifen, als wüsste er<br />
im Schlafzimmer das Fenster auf? Bei<br />
schon. So viel Verständnis tut mir<br />
gefühlten minus 10 Grad !). Meine Sportklamotten<br />
sind auch nicht dort, wo sie sein sollten.<br />
und treffe kurz vor meinem Ziel eine<br />
einfach gut. Entspannt laufe ich zurück<br />
andere<br />
Nachbarin. »Wie toll, dass du das<br />
machst – soooo sportlich !«, ruft sie mir<br />
begeistert hinterher. Ich bin jetzt richtig<br />
motiviert und sprinte das letzte Stück.<br />
Aber ich werde es tun, gleich. Irgendwo habe ich gelesen,<br />
Vielleicht könnte ich auch mal einen Marathon laufen ?<br />
dass man sich vorstellen soll, wie man sich nach dem Sport Durchgeschwitzt komme ich zuhause an, trinke noch schnell<br />
fühlt. Als Motivation sozusagen. Ich stelle mir vor, dass ich einen Kaffee und lese die neusten Wandertour-Vorschläge<br />
verschwitzt und erschöpft nach Hause komme. Dass ich dann meiner Freundin. Sie plant eine Hüttentour durch die französischen<br />
Alpen. Gar nicht schlecht, die Idee, das schau ich mir<br />
duschen muss und viel zu spät zur Arbeit komme. Und noch<br />
müder bin. Tolle Motivation.<br />
mal genauer an. Was der Graureiher wohl dazu sagen würde,<br />
Leider bin ich mit meiner Nachbarin verabredet, kann also<br />
wenn ich mal ein paar Wochen nicht vorbeilaufe.<br />
nicht einfach so kurzfristig absagen. Oder doch ? Ich suche Die Nachbarin hat inzwischen auch auf meine Motivationsnachrichten<br />
geantwortet: Mehr als »Nöööö!« kommt da<br />
lange nach einem Grund und finde keinen. Dafür tauchen die<br />
Sportsachen wieder auf, die hatte ich wohl extra rausgelegt. allerdings nicht.<br />
Vorsichtshalber ziehe ich mehrere Schichten übereinander,<br />
ich will auf keinen Fall frieren. Allein das Anziehen ist schon<br />
Sport, ich bekomme Hitzewallungen. Ich will jetzt endlich<br />
q ÜBER SUSE LÜBKER<br />
raus. Und dann, »pling«, textet die Nachbarin. Sie komme Suse «Supersuse« Lübker lebt mit Kindern und Ehemann im<br />
heute nicht zum Sport. Ihr sei »fröstelig« und bei dem Gedanken<br />
an das Draußen werde ihr richtig kalt. Punkt. Ich versuche konzipiert, schreibt und redigiert Texte für Verlage, Vereine,<br />
schönen Findorff. Die freiberufliche Texterin und Trainerin<br />
es mit Motivation (»denk doch mal an das Hinterher, dir wird Verbände und Soloselbstständige, online und offline. Zudem<br />
ganz schnell warm, ... wir sind doch verabredet, … willst du veranstaltet sie Kommunikations- und Schreibworkshops.<br />
nicht doch mitkommen ?«). Keine Antwort. Ihr Handy hat 2015 erschien ihr Buch »Das Bremer Kinderlexikon. Von<br />
wohl einen ausgeklügelten Ausblendmodus für Motivationsnachrichten.<br />
Alltagsabenteuer und gibt Tipps zum Thema Zeitmanagement.<br />
Achterdiek bis Ziegenmarkt«. In ihrem Blog berichtet sie über<br />
Ich muss jetzt los. Mir ist es viel zu warm. Beim Laufen denke<br />
Der Blog auf www.suseluebker.de/blog<br />
ich darüber nach, wie es anderen geht. Ich gehe meinen Text: Suse Lübker, Illustration: Rainer Pleyer ▲<br />
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