Leichtathletik INFORMationen 04/2023

Carolin Schäfer war schon als Jugendliche erfolgreich
Mehr Sachlichkeit, bitte
Aus vielen Kommentaren zum Ergebnis des DLV bei der letzten WM spricht berechtigte Sorge,
leider sind aber auch viele populistische Aussagen zu finden, meint der ehemalige DLV-Sportdirektor
Jürgen Mallow. Er findet: Mehr Fakten, weniger Fakes, mehr Taten, weniger Worte.
Nehmen wir als Ausgangspunkt unsere Athleten. In Budapest
gab es viele gute Leistungen, im Team gab es viel Spaß. Zu spüren
war, dass ein besseres Abschneiden in Paris 2024 als realistische
Herausforderung angesehen wird. Das ist gut, weil hohe
und realistische Ziele die Voraussetzung sind, wenn Training
zum Ziel führen soll. Ich sehe hier nicht, dass der Wille zur Leistung
fehlt. Übrigens, Frank Hensel hatte Strukturpläne schon
mit „Lust zur Leistung“ betitelt.
Siegen wollen und dabei Spaß haben, das sind sicher auch die
Motive, die wir bei vielen unserer jungen Athleten bei deutschen
Meisterschaften der U16 und U18, bei Junioren EM U20
und U23 sehen. Spaß haben, das war ein Hauptmotiv Leo
Neugebauers bei seinem Besuch im ZDF-Sportstudio. Und: ausprobieren,
was geht. Das Ziel der FREUNDE der Leichtathletik ist
es ja auch, junge Talente zu ermutigen (und zu unterstützen).
Wenn man ihnen suggeriert, dass sie in unserem Fördersystem
keine Chance haben, ist das sicher nicht hilfreich. Hilfreich sind
dagegen Vorbilder.
Raphael Holzdeppe
wurde 2013 Weltmeister
Beispielathleten der U20-EM 2009 und ihre späteren
Erfolge
Carolin Schäfer (1. Platz) 2. WM 2017, 5. OS 2016,
6540 Pkt.
Julia Harting (2. Platz)
2. EM 2018, 65,77 m
Kristin Gierisch (5. Platz) 2. Hallen-WM 2018, 14,45 m,
2. EM 2018
Jenny Elbe (2. Platz)
Ruth-Sophia Spelmeyer-
Preuß (4. Platz)
7. EM 2016, 14,08 m
6. WM 2017
David Storl (1. Platz) 2. OS 2012, 21,86 m,
2x WM Gold, 1x WM Silber
Andreas Hofmann (1. Platz)
2. EM 2018, 87,60 m
Kai Kazmirek (3. Platz) 3. WM 2017, 4. OS 2016,
8580 Pkt.
U20-Athlet*innen wurden erfolgreich
Ein empirischer Ansatz ist der Blick in die zurückliegenden
Jahre. Nicht in die Zeit, als Europäer noch 71,6 % aller Medaillen
gewonnen haben (1983), sondern auf 2009 (37,3 %) und 2023. In
den Jahren der WM finden zugleich die Junioren-EM sowohl der
U23 als auch der U20 statt. Die Liste von Athletinnen und Athleten,
die 2009 für den DLV unter anderem am Start waren, ist ein
Who’s who der Erfolgsgaranten der letzten 15 Jahre.
Nicht nur die Vielzahl derer, die es zu großen und ganz großen
Erfolgen brachten, ist auffällig, sondern, dass es auch solche
gab, die im Halbfinale (HF) ausschieden oder auf den Plätzen
8 bis 10 landeten. Eine Ableitung daraus lautet, dass die
Kaderförderung doch mehr das Individuum und sein Potenzial
bewerten sollte als nur das Abschneiden beim aktuellen Groß-
Leichtathletik INFORMationen 12