Focus-Money_2023-52-1
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moneykompakt<br />
ALTERSVORSORGE<br />
Betongold bröckelt langsam<br />
Die Immobilie zur Altersvorsorge ist immer noch erste Wahl. Auf<br />
Rang zwei rangieren heute Wertpapiere wie Aktien und Fonds<br />
Auch wenn das Eigenheim hierzulande immer<br />
noch die vertrauenswürdigste aller Vorsorgeformen<br />
ist: Die Liebe zum Betongold<br />
schwindet: Waren 2020 noch 51 Prozent<br />
der Berufstätigen der Meinung, dass die eigenen<br />
vier Wände erste Wahl in puncto Altersvorsorge<br />
seien, ist die Quote nun auf 42<br />
Prozent gesunken. Diese Bilanz zieht eine<br />
repräsentative Umfrage des Marktforschers<br />
Yougov im Auftrag der HDI Versicherungen.<br />
Stark in die Knie gegangen ist das Festhalten<br />
am Eigenheim vor allem bei Gutverdienern<br />
ab einem Nettoeinkommen von monatlich<br />
5000 Euro (von 69 Prozent im Jahr<br />
2020 auf jetzt 45 Prozent). Auch fiel die Zuversicht<br />
in Betongold bei Männern (<strong>52</strong> Prozent<br />
auf 42 Prozent) stärker als bei Frauen<br />
(50 Prozent auf 42 Prozent).<br />
Zudem gibt es zwischen den Bundesländern<br />
Unterschiede: Regional sticht Hessen<br />
mit dem größten Vertrauensverlust unter<br />
allen 16 Bundesländern bei Immobilien<br />
hervor (von 59 Prozent auf 43 Prozent). Die<br />
Bundeshauptstadt erreicht mit Abstand<br />
den niedrigsten Wert: Lediglich 31 Prozent<br />
der Berliner Arbeitnehmer setzen ins eigene<br />
Haus respektive Wohnung das größte<br />
Vertrauen hinsichtlich der Altersvorsorge.<br />
Gründe für diese Entwicklung sind nach<br />
Ansicht von Jens Warkentin, Vorstandsvorsitzender<br />
von HDI Deutschland, allen voran<br />
die gestiegenen Kreditzinsen für Immobilien<br />
sowie merklich höhere Ausgaben<br />
für Baumaterialien und Handwerker.<br />
Im Ranking der vertrauenswürdigsten<br />
Vorsorgeformen nach der Immobilie liegen<br />
auf Rang 2 Wertpapiere wie Aktien und<br />
Fonds. Auch wenn diese Investments aufgrund<br />
hoher Kursschwankungen an Vertrauen<br />
eingebüßt haben. Männer setzen<br />
dabei mehr als Frauen auf Wertpapiere.<br />
Auf Rang drei der HDI-Untersuchung<br />
landen vermietete Immobilien zur Altersvorsorge.<br />
Bargeld hingegen ist mittlerweile<br />
auf Rang vier vorgerückt. Auffällig ist,<br />
dass die arbeitende Bevölkerung hierzulande<br />
hinsichtlich der Altersvorsorge nun<br />
mehr auf Cash setzt als auf die Vorsorge per<br />
Policen. Egal, ob sich dabei um private Lebens-<br />
und Rentenversicherungen, die betriebliche<br />
Vorsorge oder die gesetzliche<br />
Rentenversicherung handelt. TS<br />
SIGNA<br />
Versicherungsgelder im Feuer<br />
In die Signa-Gruppe haben deutsche Versicherer wohl mehr als drei<br />
Milliarden Euro investiert – darunter Signal Iduna, Munich Re, Allianz<br />
Es brennt an allen Ecken und Enden bei der schwer<br />
angeschlagenen Signa-Gruppe des österreichischen<br />
Immobilieninvestors René Benko. Neben zahlreichen<br />
Insolvenzen im weit verzweigten Signa-Reich kommen<br />
auch zunehmend Zweifel am Geschäftsgebaren<br />
auf: So sollen überteuerte Mietverträge die Immobilienwerte<br />
aufgepumpt haben. Und wegen grober<br />
Pflichtverletzungen wurde Knall auf Fall der Vorstandschef<br />
der beiden wichtigsten Immobiliengesellschaften<br />
vor die Tür gesetzt.<br />
Alles Vorgänge, die die Geldgeber der Gruppe um<br />
ihre Investitionen bangen lassen. Jetzt kommt raus,<br />
dass Signa neben zahlreichen Banken (s. S. 70) auch<br />
bei vielen deutschen Versicherern tief in der Kreide<br />
steht. Laut einem Bericht der Financial Times (FT) sollen<br />
das mehr als drei Milliarden Euro sein – wovon<br />
etwa ein Drittel nicht durch Sicherheiten gedeckt sei.<br />
Allein die Signal Iduna habe Signa fast eine Milliarde<br />
Euro geliehen. Die Ergo, Tochter der Munich Re, sei<br />
mit rund 700 Millionen Euro dabei, die Allianz mit<br />
300 Millionen und der Volkswohl Bund mit 250 Millionen.<br />
Bei der R+V, die mit 500 Millionen Euro engagiert<br />
sei, sei mehr als die Hälfte nicht besichert. Zudem<br />
haben manche Versicherer nicht nur Kredite gewährt,<br />
sondern hätten sich auch an Signa-Gesellschaften beteiligt.<br />
Die LVM etwa hält 2,9 Prozent an Signa Prime<br />
Selection, deren Vorstandschef soeben gefeuert wurde.<br />
Ein erheblicher Teil des LVM-Engagements von<br />
300 Millionen Euro sei dabei nicht besichert.<br />
Die deutsche Finanzaufsicht Bafin teilte der Financial<br />
Times mit, sie beobachte die Situation, das Risiko<br />
sei aber in den meisten Fällen im Vergleich zum Gesamtvermögen<br />
der einzelnen Versicherer unerheblich.<br />
Daher erwarte die Aufsicht keine wesentliche materielle<br />
Bedrohung für eine der betroffenen Gruppen. Das<br />
klingt für Versicherungskunden zunächst beruhigend,<br />
aber bei den Kapitalerträgen der Gesellschaften würden<br />
mögliche Ausfälle dennoch Spuren hinterlassen –<br />
und damit auch bei der Performance für ihre Kunden.<br />
WM<br />
RENÉ BENKO: Auch viele deutsche Assekuranzen vertrauten ihm hohe Summen an<br />
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Foto: People Picture/J. Hartmann FOCUS MONEY <strong>52</strong>/1 <strong>2023</strong>/24