21.12.2023 Aufrufe

Holzmarkt 2023/04

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

| AT12-22G |<br />

18<br />

HOLZ IM BAU<br />

Foto: Metsä Wood<br />

Hochkompakt<br />

HOLZTROCKNUNG 19<br />

und integriert<br />

Französische Eiche in Deutschland zuhause,<br />

und umgekehrt<br />

Der Servoantrieb AMI812x<br />

Hochkantlamellenparkett aus französischer Eiche im Haus des Holzes in Berlin.<br />

Spricht man dieser Tage über französische Eiche, so mag man zuerst an Notre Dame de Paris denken. Viele Hundert Eichen<br />

werden beim Wiederaufbau für das Innenleben der berühmten Kathedrale benötigt, so für den Dachstuhl. Weniger bekannt:<br />

Nicht nur ganz oben im Gewölbe von Notre Dame, sondern auch unter unseren Füßen findet sich französische Eiche: Für<br />

Parkett ist Eiche das beliebteste Holz, in Deutschland wie in Frankreich. Grenzüberschreitende Parkett-Kooperation zwischen<br />

Deutschland und Frankreich belebt heute jahrhundertealte Handwerks- und Holzbearbeitungs-Kunst.<br />

Holzböden haben in Europa lange Tradition. Schon aus dem Mittelalter, also<br />

seit knapp 1.000 Jahren, sind Holzböden bekannt. Doch wurden zunächst einfach<br />

Bohlen verlegt. Später verwendete man Nadelhölzer wie Fichte, Kiefer oder<br />

Tanne als Dielen. Parkett aus Laubholz wie wir es heute kennen, kam erst im<br />

16. Jahrhundert als repräsentativer Bodenbelag auf. Am Erfolg hatten Frankreichs<br />

Könige des Absolutismus stilprägend ihren Anteil – nicht umsonst ist Versailler<br />

Tafelparkett bis heute als edle Verlegeart renommiert, ebenso wie französisches<br />

Fischgrät. Diese Tradition ist lebendig, und so ist es nicht unbedingt deutsche Eiche,<br />

sondern oft auch französische, die uns in Sälen tanzen, im Theater staunen,<br />

zuhause auf Parkett chillen oder im Büro arbeiten lässt. So im Berliner Haus des<br />

Holzes: Das Hochkantlamellenparkett im Parterre des Verbandshauses wurde im<br />

Schwarzwald beim Unternehmen Jaso gefertigt. „Das Schnittholz beziehen wir<br />

aus Frankreich, so auch für das Mehrzweckparkett im Haus des Holzes“, erklärt<br />

Unternehmenschef Michael Schmid. Im Badischen hat es Schmid, er ist auch Vorsitzender<br />

des Verbands der Deutschen Parkettindustrie (vdp), nicht weit zu seinen<br />

Lieferanten links des Rheins.<br />

Laut Angaben des Verbandes der französischen Parkettindustrie entfallen auf<br />

Eichenwald rund 5,5 Millionen Hektar oder 41 Prozent der Waldfläche im Land.<br />

Frankreichs Eichen-Exporte werden, wie im Haus des Holzes, teils für deutsches<br />

Parkett verwandt. Auch Deutschland besitzt ausgiebige Eichenvorkommen, gut<br />

ein Zehntel der deutschen Holzbodenfläche entfällt auf Eiche. Allerdings wurde<br />

zuletzt immer mehr Eichenholzvorrat in den Wäldern aufgebaut, statt die Vorräte<br />

nachhaltig zu nutzen. Denn Holznutzung im Parkett bedeutet Klimaschutz:<br />

im Parkett wie auch in anderen langlebigen Holzprodukten ist das während des<br />

Baumwachstums gebundene Treibhausgas Kohlendioxid gut aufgehoben. „Sei es<br />

als Massivholz- oder als das heute weit verbreitete Mehrschichtparkett. Heimisches<br />

Parkett aus Europa ist der Kohlenstoffspeicher Nummer eins unter den<br />

Fußböden“, sagt Schmid.<br />

Das Palais der späteren Königin mit Parkett aus Hessens Kellerwald renoviert<br />

Wie langlebig Holz als Bodenbelag und Kohlenstoffspeicher in gut gebauten<br />

Häusern ist, weiß Kurt Götz, Co-Eigentümer des Palais Stanislas im französischen<br />

Wissembourg, wenige Kilometer hinter der deutschen Grenze im nördlichen<br />

Elsass. Das Palais, von Grund auf renoviert, beherbergte vor rund 300 Jahren<br />

bis 1725 den polnischen Exilkönig Stanisław Bogusław Leszczyński und seine<br />

Tochter, die spätere Gemahlin des französischen Königs Ludwig XV. Götz fand in<br />

dem später als Geburtsklinik wie auch als Altersheim genutzten Palais viel historische<br />

Substanz, auch in den Holzböden vor. Für das neu zu verlegende Parkett in<br />

dem Palais, das 15 Jahre lang leer stand, entschied man sich für Versailler Tafel.<br />

Gebürstet, nicht geschliffen: Detailansicht des Versailler Tafelparketts im französischen<br />

Wissembourg.<br />

Foto: Hämer-Parkett<br />

Getreu dem historischen Vorbild im Schloss Versailles hat das neue Parkett in<br />

Wissembourg eine Kantenlänge von einem Meter. Wie Stanislas, der Exilkönig<br />

aus Polen, häufig nach Nordosten in die alte Heimat, geschaut haben mag, so<br />

tat Kurt Götz das auf der Suche nach dem Parkettlieferanten – und wurde in<br />

Hessen fündig, wo das Eichenholz des Unternehmens Drüsedau für dessen Massivholz-Parkett<br />

aus dem Kellerwald stammt. Das Massivholz aus der Manufaktur<br />

in Nordhessen wurde dann in Kooperation mit der Pfälzischen Parkettfabrik aus<br />

Weidenthal von der Fa. Hämer verlegt. Dabei wurde das Parkett gebürstet, nicht<br />

geschliffen. „Die weichen Holzfasern werden durch das Bürsten aus dem Parkett<br />

quasi ausgekämmt und das Holz erhält damit eine besonders schöne Struktur“,<br />

erläutert Parkettleger Sebastian Zwingmann. Die Versailler Tafel wurde in Wissembourg<br />

parallel, aber auch diagonal verlegt und anschließend geölt. „Optisch und<br />

qualitativ ist das Parkett ein echter Hingucker”, freut sich Götz und sagt: „Die Böden<br />

sollen am besten bis ins nächste Jahrhundert und darüber hinaus Bestand haben.”<br />

Showroom speziell für Architekten<br />

Nicht nur in Wissembourg weiß man in Frankreich um die Qualität von deutschem<br />

Parkett. Das zeigt die Handelsbilanz: Knapp 600.000 Quadratmeter Parkett nahm<br />

Frankreich im vergangenen Jahr von rechts des Rheins auf. Damit rangierte<br />

Frankreich hinter Österreich, der Schweiz und Belgien auf Platz vier der Abnehmer<br />

von Parkett aus Deutschland. Freilich macht Versailler Tafelparkett, wie es<br />

in Wissembourg verlegt ist, nur einen kleinen Teil der Ware aus.<br />

Wie sich die Deutschen in Sachen Verlegetechnik einst einiges in Frankreich<br />

abschauten, so ist heute neben handwerklichem Können auch Knowhow in Sachen<br />

Marketing und Vertrieb fürs Parkett gefragt. Eine innovative Kooperation in<br />

Frankreich hat da vor kurzem der deutsche Parketthersteller Parador begonnen.<br />

Das Coesfelder Unternehmen ist im neuartigen Showroom-Konzept Decó in Lyon<br />

vertreten. Der Showroom richtet sich speziell an Architekten und Objekteure.<br />

Neben der dauerhaften Ausstellung, die sich über 2.500 Quadratmeter im Innenbereich<br />

sowie weitere 1.500 Quadratmeter im Außenbereich erstreckt, lädt der<br />

Betreiber regelmäßig zu Veranstaltungen für Architekten ein. „Innovative Marketingkonzepte,<br />

sei es in europäischen Nachbarländern oder hierzulande, sind für<br />

unsere Hersteller höchst willkommen“, betont der vdp-Vorsitzende Schmid und<br />

ergänzt: „In Zeiten, da immer mehr Billigimporte aus Fernost den europäischen<br />

Markt überschwemmen, gilt es, die europäische Tradition zu vergegenwärtigen:<br />

von der Rohstoffherkunft über die fachgerechte Holzauswahl zur qualitativen Parkettfertigung<br />

bis zu den meisterhaften Verlegemustern und -stilen.“<br />

Versailler Tafelparkett, verlegt im französischen Wissembourg.<br />

Foto: Hämer-Parkett, Karlsruhe.<br />

Foto: vdp/Knebel<br />

Windkrafttürme aus<br />

Furnierschichtholz<br />

Sie machen sich die Kraft der Natur zunutze und schützen<br />

das Klima: Windkraftanlagen. Zugleich verbraucht ihr<br />

konventioneller Bau viel Energie – vor allem die Herstellung<br />

der Stahltürme. Modvion entwickelte hierzu eine deutlich<br />

nachhaltigere Alternative: Fossile Materialien werden durch<br />

einen nachwachsenden Baustoff substituiert. So setzt das<br />

Unternehmen aus Göteborg auf Holz bei der Realisierung der<br />

Anlagen. Mit Kerto LVL kommt dabei ein Furnierschichtholz<br />

zum Einsatz, dessen Festigkeit die Realisierung besonders<br />

schlanker und tragfähiger Konstruktionen zulässt. Die<br />

Zusammenarbeit zwischen dem finnischen Herstellers Metsä<br />

Wood und Modvion wurde jetzt noch einmal manifestiert.<br />

Metsä Wood beliefert Modvion mit Kerto LVL Furnierschichtholz, welches in den<br />

in den Windkrafttürmen des schwedischen Unternehmens zum Einsatz kommt.<br />

Der Gewinn erneuerbarer Energie aus Wind wird so deutlich nachhaltiger. „Damit<br />

wird der Weg zur Netto-Null-Energieerzeugung aus Wind geebnet“, erklärt<br />

Pär Hallgren, Leiter Vertrieb und Einkauf bei Modvion.<br />

Das eingesetzte Furnierschichtholz – Kerto LVL von Metsä Wood – spielt beim<br />

Bau der Windkrafttürme eine entscheidende Rolle: Sein Verhältnis von Festigkeit<br />

zu Gewicht ermöglicht die Konstruktion leichterer Türme. Der Anteil der Bewehrung<br />

in den Fundamenten kann daher deutlich reduziert werden. „Kerto LVL<br />

bietet eine hohe Materialeffizienz und eignet sich ideal für nachhaltiges Bauen.<br />

Die Windkrafttürme sind überdies ein gutes Beispiel für die Vielseitigkeit des Furnierschichtholzes“,<br />

erklärt Henrik Söderström, Senior Vice President, Sales and<br />

Marketing bei Metsä Wood.<br />

Kerto LVL bietet nicht nur einzigartige materialtechnische Eigenschaften, sondern<br />

senkt auch die Emissionen bei der Realisierung der Windkraftanlagen. Das<br />

Forschungsinstitut RISE (Research Institutes of Sweden) führte hierzu eine Lebenszyklusanalyse<br />

durch. Im Vergleich zum konventionellen Stahlturm reduziert<br />

der Windkraftturm aus Holz die Emissionen um 90 Prozent. Unter Berücksichtigung,<br />

dass Holz zudem Kohlenstoff speichert, wird der Bau kohlenstoffnegativ,<br />

da er mehr CO 2<br />

bindet, als er bei der Herstellung emittiert. Je Turm kommen<br />

zwischen 300 und 1.200 Kubikmeter Holz zum Einsatz. Das entspricht einem<br />

CO 2<br />

-Äquivalent von 240 bis 950 Tonnen.<br />

Schon in diesem Jahr wird die erste kommerzielle Windkraftanlage realisiert.<br />

Der Holzturm soll mit einer 2-Megawatt-Windturbine an der Spitze installiert<br />

werden und einschließlich der Flügel eine Gesamthöhe von 150 Metern erreichen.<br />

Metsä Wood ist auch bei diesem zukunftsweisenden Projekt der Lieferant des<br />

Furnierschichtholzes.<br />

Nur eine Anschlussebene mit allen<br />

Interfaces: direkt am Servoantrieb<br />

und ohne vorgelagerte I/O-Ebene<br />

Der Servoantrieb AMI812x:<br />

integrierter Servoantrieb für die kompakte Antriebstechnik (bis 48 V DC)<br />

kombiniert hochkompakt Servomotor, Endstufe und Feldbusanschluss<br />

für alle Motion-Anforderungen im Leistungsbereich bis 400 Watt<br />

für Einzelachsen oder auch mit Daisy-Chain Lösungen in der Maschine<br />

unterstützt schaltschranklose Maschinenkonzepte<br />

Schutzart IP65 mit Option Wellendichtring möglich<br />

Scannen und alle<br />

Servoantrieb-<br />

Vorteile erleben<br />

www.holzmarkt-online.at 4/<strong>2023</strong><br />

4/<strong>2023</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!