planet toys_Februar_2024
planet toys Februar 2024
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12 INTERVIEW DES MONATS<br />
„WIR WOLLEN<br />
WENIGER<br />
UNSICHERES<br />
SPIELZEUG“<br />
Die EU-Kommission legte im Juli 2023 einen Entwurf zur neuen Spielzeugverordnung<br />
vor, die höhere Sicherheitsanforderungen vorsieht. Die Berichterstatterin<br />
für die Christdemokraten im Binnenmarktausschuss des EU-Parlaments, Marion<br />
Walsmann, betont, dass man auch die Belange der Hersteller im Blick behält.<br />
Ulrich Texter sprach mit „Thüringens starker Stimme in Europa“.<br />
„Der digitale<br />
Produktpass ist<br />
ein geeigneter<br />
Weg, um die<br />
Marktüberwachung<br />
effizienter<br />
zu gestalten, das<br />
sagen uns auch<br />
die Produzenten.“<br />
Frau Walsmann, die EU-Kommission kündigte<br />
nach einer Evaluierung im Oktober 2020 eine<br />
Überarbeitung der Spielzeugrichtlinie an. Im<br />
2023 folgte der Entwurf zu einer Verordnung.<br />
War Spielzeug bisher unsicher, obwohl die<br />
EU selbst schreibt, dass die Richtlinie von<br />
2009 einige der strengsten Anforderungen<br />
für Spielzeug enthält?<br />
Marion Walsmann: Trotz der bereits bestehenden<br />
sehr strengen Regeln muss man feststellen,<br />
dass 23 % aller auf dem Schnellwarnsystem<br />
für gefährliche Produkte, Safety Gate, gelisteten<br />
Produkte, die in den letzten Jahren als<br />
gefährlich eingestuft wurden, Spielwaren waren.<br />
Auch wenn europäisches Spielzeug im<br />
weltweiten Vergleich am sichersten ist, haben<br />
sich seit der Spielzeugrichtlinie aus dem<br />
Jahre 2009 Lücken aufgetan, die geschlossen<br />
werden müssen.<br />
In den letzten anderthalb Jahrzehnten sind<br />
doch immer wieder Anpassungen auf Basis<br />
aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
vorgenommen worden!<br />
M.W.: Seit 2009 sind völlig neue Vertriebswege<br />
hinzugekommen und digitale Technologien<br />
Teil von Spielzeugen geworden. Viele Spielzeuge<br />
haben heute technische Komponenten, die<br />
es 2009 noch nicht gab. Auch die chemischen<br />
Zusammensetzungen von Spielzeugen und die<br />
wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber haben<br />
sich weiterentwickelt. Es muss deutlich<br />
mehr getan werden, um die bestehenden Herausforderungen<br />
zu bewältigen und dafür zu<br />
sorgen, dass im Binnenmarkt weniger unsicheres<br />
Spielzeug in Umlauf kommt.<br />
Sind die neuen Vertriebswege, sprich die<br />
Plattform-Ökonomie, nicht das Kernproblem<br />
und weniger bestehende Grenzwerte?<br />
M.W.: Beides muss in den Blick genommen werden.<br />
Die Richtlinie wird zu einer Verordnung, was<br />
auch dem Wunsch der Hersteller entspricht,<br />
weil bisher die Anforderungen für Unternehmen<br />
in den einzelnen Ländern durchaus unterschiedlich<br />
definiert wurden. Die Hersteller<br />
selbst fordern ja immer wieder einen homogenen<br />
Binnenmarkt, der faire Ausgangsbedingungen<br />
bietet. In vielen Fällen, z. B. bei der allgemeinen<br />
Produktsicherheitsrichtlinie, werden Richtlinien<br />
in Verordnungen umgewandelt. Sektorspezifische<br />
Regelungen ziehen jetzt nach.<br />
Auch wenn mit einer Verordnung weniger<br />
Interpretationsspielraum für die 27 Staaten<br />
besteht, ändert es wenig an dem Problem<br />
der schwarzen Schafe, die über Online-Plattformen<br />
agieren.<br />
M.W.: Ein großer Teil der unsichereren Spielzeuge<br />
stammt aus Drittstaaten und die schwarzen<br />
Schafe kommen oft aus China. Bei der Regulierung<br />
der Produktsicherheitsverordnung mussten<br />
wir feststellen, dass Kunden oft überhaupt<br />
keinen Händler finden konnten, wenn sie Reklamationen<br />
hatten, weil die Hersteller keine<br />
Ansprechpartner in der EU hatten oder die Kunden<br />
auf sie gar nicht zugreifen konnten. Die<br />
Regelung, dass die Hersteller einen in der EU<br />
ansässigen Ansprechpartner haben müssen,<br />
um ein Produkt im Binnenmarkt zu verkaufen,<br />
haben wir mit der Produktsicherheitsverordnung<br />
auf alle Produkte ausgeweitet. Die Regelungen<br />
muss man also zusammen betrachten.