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14 INTERVIEW DES MONATS<br />

„Es muss deutlich<br />

mehr getan<br />

werden, um die<br />

bestehenden<br />

Herausforderungen<br />

zu bewältigen<br />

und dafür<br />

zu sorgen, dass<br />

im Binnenmarkt<br />

weniger unsicheres<br />

Spielzeug in<br />

Umlauf kommt.“<br />

MARION WALSMANN<br />

Berichterstatterin<br />

Binnenmarktausschuss<br />

EU-Parlament<br />

die meisten der europäischen Spielzeughersteller<br />

sehr um die Sicherheit ihrer Spielzeuge<br />

bemüht sind. Warum? Weil sie ihren guten<br />

Namen auch behalten wollen. Das sind oft kleine<br />

und mittelständische Unternehmen, die wir<br />

nicht mit den Regeln überfordern dürfen und<br />

schon gar nicht mit zusätzlicher Bürokratie<br />

belasten sollten.<br />

Aus Ihrer Sicht ist der Entwurf der Kommission<br />

vernünftig. Was will das Parlament daran<br />

ändern?<br />

M.W.: Der Binnenmarktausschuss hat 456 Änderungsanträge<br />

eingereicht, der Umweltausschuss<br />

177. Das macht deutlich, dass ich bei<br />

den Kollegen aus den anderen Fraktionen noch<br />

eine ganze Menge Überzeugungsarbeit leisten<br />

muss. Was die Metalle betrifft, die sie angesprochen<br />

haben, heißt das ja noch lange nicht,<br />

dass der Vorschlag ausbalanciert ist und von<br />

einer breiten Mehrheit des Parlaments getragen<br />

und angenommen wird.<br />

Zukünftig soll es auch mehr Spielraum für<br />

Veränderungen an der Verordnung geben.<br />

Was heißt das konkret?<br />

M.W.: Wir wollen nicht mehr, dass bei Anpassungen<br />

der Spielzeugverordnung jedes Mal<br />

das aufwendige Gesetzgebungsverfahren in<br />

Gang gesetzt wird. Die Kommission hat nun<br />

die Möglichkeit, mit Durchführungsrechtsakten<br />

solche Anpassungen umzusetzen, beispielsweise<br />

bei der Frage, ob es sich bei einem<br />

bestimmten Produkt um ein Spielzeug handelt<br />

oder nicht. In der Verordnung gibt es einen<br />

Anhang, der darüber Klarheit bringen soll.<br />

Wenn die Kommission im Laufe der Zeit etwa<br />

feststellt, dass es weitere Produkte oder<br />

Produktkategorien gibt, kann sie mit einem<br />

Durchführungsrechtsakt entsprechende Änderungen<br />

im Anhang vornehmen.<br />

Die Verordnung sieht auch die Einführung<br />

eines digitalen Produktpasses vor. Wenn<br />

bereits Qualitätsprodukte kopiert werden<br />

können, warum sollte das nicht mit digitalen<br />

Produktpässen möglich sein?<br />

M.W.: Der digitale Produktpass ist noch relativ<br />

neu und bisher nur in einigen Sektoren eingeführt<br />

worden. Erfahrungen müssen also noch<br />

gemacht werden. Nichts zu machen, wäre allerdings<br />

die schlechtere Lösung. Meines Erachtens<br />

könnten wir aber ambitionierter sein.<br />

Heißt konkret?<br />

M.W.: Der digitale Produktpass ist ein geeigneter<br />

Weg, um die Marktüberwachung effizienter<br />

zu gestalten, das sagen uns auch die<br />

Produzenten. Ob er alle bestehenden Probleme<br />

zu lösen vermag, wage ich zu bezweifeln,<br />

vor allem dann, wenn er mit Falschinformationen<br />

gefüttert wird. Wir haben deshalb die<br />

Kommission auch aufgefordert zu konkretisieren,<br />

wie der digitale Produktpass vor Fälschungen<br />

sicher sein soll. Wenn das gelingt,<br />

ist das ein guter Weg. Am digitalen Produktpass<br />

führt jedenfalls kein Weg vorbei, aber er<br />

muss fälschungssicher sein. Allerdings hätte<br />

ich mir von der Kommission eine horizontale<br />

Gesetzgebung zum digitalen Produktpass gewünscht,<br />

welche Anwendung findet auf alle<br />

Produkte. Aktuell haben wir nur einen sektorspezifischen<br />

Ansatz, der den digitalen Produktpass<br />

für einzelne Bereiche regelt, wie z. B. in<br />

der Batterieverordnung.<br />

Die Europawahl ist im Juni. Wird die Verordnung<br />

vorher noch vom Rat, der Kommission<br />

und dem Parlament verabschiedet?<br />

M.W.: Ich glaube nicht, dass wir vor den Europawahlen<br />

zu einer Verabschiedung der Regelung<br />

im Trilog kommen werden, weil die<br />

Kommission den Vorschlag einfach viel zu spät<br />

veröffentlicht hat. Im Rat läuft die Diskussion<br />

auch noch. Als Berichterstatterin strebe<br />

ich eine Abstimmung im Binnenmarktausschuss<br />

im <strong>Februar</strong> an, sodass wir im März im<br />

Plenum abstimmen könnten. Wenn es uns gelingt,<br />

noch in dieser Legislatur im EU-Parlament<br />

eine solide Grundlage zu erarbeiten und<br />

zu verabschieden, dann kann in der nächsten<br />

Legislatur daran angeknüpft werden. Vielleicht<br />

ist die alte Berichterstatterin ja auch die neue,<br />

denn ich trete wieder an.<br />

Der Prozess beginnt also nicht von vorne?<br />

M.W.: Nein, im Gegensatz zu Landtagen oder<br />

dem Bundestag haben wir keine Diskontinuität.<br />

Deshalb ist es wichtig, so weit wie möglich<br />

zu kommen, um von dieser Grundlage aus<br />

die Arbeit fortzusetzen. Ich strebe aus diesem<br />

Grund auch an, im März eine Parlamentsmeinung<br />

zu haben.<br />

Wird es eine Übergangsfrist geben? Die Mikroplastikverordnung<br />

schlug im letzten Jahr<br />

ja einige Wellen.<br />

M.W.: Eine Übergangs- wie Abverkaufsfrist haben<br />

wir vorgesehen. Die brauchen wir auch,<br />

denn Spielzeug ist ja produziert worden. Wir<br />

müssen eine sinnvolle Regelung finden. Bei<br />

der Mikroplastikverordnung waren Hersteller<br />

zu Recht aufgeregt.<br />

Frau Walsmann, wir bedanken uns<br />

für das Gespräch.

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