planet toys_Februar_2024
planet toys Februar 2024
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14 INTERVIEW DES MONATS<br />
„Es muss deutlich<br />
mehr getan<br />
werden, um die<br />
bestehenden<br />
Herausforderungen<br />
zu bewältigen<br />
und dafür<br />
zu sorgen, dass<br />
im Binnenmarkt<br />
weniger unsicheres<br />
Spielzeug in<br />
Umlauf kommt.“<br />
MARION WALSMANN<br />
Berichterstatterin<br />
Binnenmarktausschuss<br />
EU-Parlament<br />
die meisten der europäischen Spielzeughersteller<br />
sehr um die Sicherheit ihrer Spielzeuge<br />
bemüht sind. Warum? Weil sie ihren guten<br />
Namen auch behalten wollen. Das sind oft kleine<br />
und mittelständische Unternehmen, die wir<br />
nicht mit den Regeln überfordern dürfen und<br />
schon gar nicht mit zusätzlicher Bürokratie<br />
belasten sollten.<br />
Aus Ihrer Sicht ist der Entwurf der Kommission<br />
vernünftig. Was will das Parlament daran<br />
ändern?<br />
M.W.: Der Binnenmarktausschuss hat 456 Änderungsanträge<br />
eingereicht, der Umweltausschuss<br />
177. Das macht deutlich, dass ich bei<br />
den Kollegen aus den anderen Fraktionen noch<br />
eine ganze Menge Überzeugungsarbeit leisten<br />
muss. Was die Metalle betrifft, die sie angesprochen<br />
haben, heißt das ja noch lange nicht,<br />
dass der Vorschlag ausbalanciert ist und von<br />
einer breiten Mehrheit des Parlaments getragen<br />
und angenommen wird.<br />
Zukünftig soll es auch mehr Spielraum für<br />
Veränderungen an der Verordnung geben.<br />
Was heißt das konkret?<br />
M.W.: Wir wollen nicht mehr, dass bei Anpassungen<br />
der Spielzeugverordnung jedes Mal<br />
das aufwendige Gesetzgebungsverfahren in<br />
Gang gesetzt wird. Die Kommission hat nun<br />
die Möglichkeit, mit Durchführungsrechtsakten<br />
solche Anpassungen umzusetzen, beispielsweise<br />
bei der Frage, ob es sich bei einem<br />
bestimmten Produkt um ein Spielzeug handelt<br />
oder nicht. In der Verordnung gibt es einen<br />
Anhang, der darüber Klarheit bringen soll.<br />
Wenn die Kommission im Laufe der Zeit etwa<br />
feststellt, dass es weitere Produkte oder<br />
Produktkategorien gibt, kann sie mit einem<br />
Durchführungsrechtsakt entsprechende Änderungen<br />
im Anhang vornehmen.<br />
Die Verordnung sieht auch die Einführung<br />
eines digitalen Produktpasses vor. Wenn<br />
bereits Qualitätsprodukte kopiert werden<br />
können, warum sollte das nicht mit digitalen<br />
Produktpässen möglich sein?<br />
M.W.: Der digitale Produktpass ist noch relativ<br />
neu und bisher nur in einigen Sektoren eingeführt<br />
worden. Erfahrungen müssen also noch<br />
gemacht werden. Nichts zu machen, wäre allerdings<br />
die schlechtere Lösung. Meines Erachtens<br />
könnten wir aber ambitionierter sein.<br />
Heißt konkret?<br />
M.W.: Der digitale Produktpass ist ein geeigneter<br />
Weg, um die Marktüberwachung effizienter<br />
zu gestalten, das sagen uns auch die<br />
Produzenten. Ob er alle bestehenden Probleme<br />
zu lösen vermag, wage ich zu bezweifeln,<br />
vor allem dann, wenn er mit Falschinformationen<br />
gefüttert wird. Wir haben deshalb die<br />
Kommission auch aufgefordert zu konkretisieren,<br />
wie der digitale Produktpass vor Fälschungen<br />
sicher sein soll. Wenn das gelingt,<br />
ist das ein guter Weg. Am digitalen Produktpass<br />
führt jedenfalls kein Weg vorbei, aber er<br />
muss fälschungssicher sein. Allerdings hätte<br />
ich mir von der Kommission eine horizontale<br />
Gesetzgebung zum digitalen Produktpass gewünscht,<br />
welche Anwendung findet auf alle<br />
Produkte. Aktuell haben wir nur einen sektorspezifischen<br />
Ansatz, der den digitalen Produktpass<br />
für einzelne Bereiche regelt, wie z. B. in<br />
der Batterieverordnung.<br />
Die Europawahl ist im Juni. Wird die Verordnung<br />
vorher noch vom Rat, der Kommission<br />
und dem Parlament verabschiedet?<br />
M.W.: Ich glaube nicht, dass wir vor den Europawahlen<br />
zu einer Verabschiedung der Regelung<br />
im Trilog kommen werden, weil die<br />
Kommission den Vorschlag einfach viel zu spät<br />
veröffentlicht hat. Im Rat läuft die Diskussion<br />
auch noch. Als Berichterstatterin strebe<br />
ich eine Abstimmung im Binnenmarktausschuss<br />
im <strong>Februar</strong> an, sodass wir im März im<br />
Plenum abstimmen könnten. Wenn es uns gelingt,<br />
noch in dieser Legislatur im EU-Parlament<br />
eine solide Grundlage zu erarbeiten und<br />
zu verabschieden, dann kann in der nächsten<br />
Legislatur daran angeknüpft werden. Vielleicht<br />
ist die alte Berichterstatterin ja auch die neue,<br />
denn ich trete wieder an.<br />
Der Prozess beginnt also nicht von vorne?<br />
M.W.: Nein, im Gegensatz zu Landtagen oder<br />
dem Bundestag haben wir keine Diskontinuität.<br />
Deshalb ist es wichtig, so weit wie möglich<br />
zu kommen, um von dieser Grundlage aus<br />
die Arbeit fortzusetzen. Ich strebe aus diesem<br />
Grund auch an, im März eine Parlamentsmeinung<br />
zu haben.<br />
Wird es eine Übergangsfrist geben? Die Mikroplastikverordnung<br />
schlug im letzten Jahr<br />
ja einige Wellen.<br />
M.W.: Eine Übergangs- wie Abverkaufsfrist haben<br />
wir vorgesehen. Die brauchen wir auch,<br />
denn Spielzeug ist ja produziert worden. Wir<br />
müssen eine sinnvolle Regelung finden. Bei<br />
der Mikroplastikverordnung waren Hersteller<br />
zu Recht aufgeregt.<br />
Frau Walsmann, wir bedanken uns<br />
für das Gespräch.