SAM 2024 - Das Magazin zur Schongauer Ausbildungsmesse 2024
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„Eine Veränderung in der Rollenverteilung ist erkennbar“<br />
Chancengleichheit am Ausbildungsmarkt<br />
Vor fünf Jahrzehnten war es in weiten Teilen<br />
der Gesellschaft selbstverständlich, dass Männer<br />
überwiegend in handwerklichen und technischen<br />
Berufen eine Ausbildung oder ein Studium<br />
absolviert haben, Frauen dagegen eher<br />
im sozialen, gesundheitlichen oder kaufmännischen<br />
Bereich. Hinter dieser festgefahrenen<br />
Selbstverständlichkeit verbargen sich jedoch<br />
jede Menge Ungerechtigkeiten – insbesondere<br />
für Frauen in von Männern dominierten Berufen.<br />
Schlechtere Bezahlung, höhere Hürden<br />
für betriebsinterne Aufstiege sowie Sexismus<br />
sind nur drei Beispiele für nichtvorhandene,<br />
geschlechterübergreifende Chancengleichheit<br />
am Arbeitsmarkt. „Auch nach anhaltenden<br />
Debatten über Diversität sowie dem Abbau<br />
genderspezifischer Berufswahlklischees gelingt<br />
es noch nicht in allen Branchen und Regionen,<br />
die beruflichen Chancen für junge Männer und<br />
Frauen tatsächlich zu vereinheitlichen“, sagt<br />
Petra Callwitz, Berufsberaterin bei der Agentur<br />
für Arbeit<br />
in Weilheim.<br />
Zunehmend<br />
sei jedoch<br />
erkennbar,<br />
dass sich der hiesige Ausbildungsmarkt immer<br />
stärker für Diversität öffne. „In den letzten zehn<br />
Jahren ist eine Veränderung der Rollenverteilung<br />
in verschiedenen Branchen erkennbar – es<br />
gibt zum Beispiel mehr männliche Pflegekräfte,<br />
medizinische Angestellte oder Frisöre, sowie<br />
junge Frauen, die eine Ausbildung im Handwerk,<br />
in Metall- oder Kfz-Berufen absolvieren.“<br />
<strong>Das</strong> liegt auch daran, dass sich aufgrund des<br />
seit Jahren anhaltenden Fachkräftemangels<br />
Arbeitgeber in gewisser Weise für neue Dinge<br />
öffnen müssen, um überhaupt an Auszubildende<br />
zu kommen. Vor 20 Jahren hatten gute<br />
Firmen noch die Qual der Wahl, weil auf eine<br />
offene Lehrstelle mehrere, zum Teil Dutzende<br />
Bewerbungen eingegangen sind. Genommen<br />
wurde letztlich der gepflegte Junge mit gutem<br />
Notendurchschnitt, anständiger Kurzhaarfrisur<br />
und präsentiertauglichem Kleidungsstil.<br />
Weniger Wert auf Äußerlichkeiten<br />
<strong>Das</strong>s dieses gepiercte Mädchen mit türkisgefärbten<br />
Haaren und Springerstiefeln sogar die<br />
besseren Noten in Mathe und Physik hatte,<br />
technisch nicht weniger begabt war und rein<br />
fachlich betrachtet sogar die idealere<br />
Mitarbeiterin hätte werden<br />
können? „Nach meiner<br />
Erfahrung ist die Arbeitswelt<br />
beim Thema Äußerlichkeiten<br />
tatsächlich sehr viel toleranter<br />
geworden“, sagt an dieser<br />
Stelle Maria Vogl, Beauftragte<br />
für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt,<br />
ebenfalls tätig bei<br />
der Agentur für Arbeit in Weilheim.<br />
„Wir alle unterliegen heu-<br />
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