tipBerlin Bühnenvorschau Frühjahr/Sommer 2024
20 Jahre Neuer Circus im Chamäleon Theater, 30 Jahre Performancekollektiv Gob Squad, 100 Jahre Theater am Kurfürstendamm – allerhand Jubiläen ganz unterschiedlicher Art gilt es in diesem Jahr zu feiern. Und natürlich hält die Spielzeit auch wieder spannende Premieren, Festivals und Irritationen bereit, etwa wenn das Musiktheaterkollektiv glanz&krawall an den Säulen der Hochkultur sägt.
20 Jahre Neuer Circus im Chamäleon Theater, 30 Jahre Performancekollektiv Gob Squad, 100 Jahre Theater am Kurfürstendamm – allerhand Jubiläen ganz unterschiedlicher Art gilt es in diesem Jahr zu feiern. Und natürlich hält die Spielzeit auch wieder spannende Premieren, Festivals und Irritationen bereit, etwa wenn das Musiktheaterkollektiv glanz&krawall an den Säulen der Hochkultur sägt.
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Spielerfrauen<br />
Nach dem Erfolg von „It’s Britney,<br />
Bitch!“ arbeiten Schauspielerin<br />
Sina Mertens und Regisseurin Lena<br />
Brasch erneut zusammen. Die auf<br />
Texten von Laura Dabelstein und<br />
Leo Meier basierende Uraufführung<br />
nimmt sich der patriarchalen<br />
Strukturen an, die nach wie vor den<br />
Profifußball prägen.<br />
9.5., Berliner Ensemble<br />
Tanz den Molkenmarkt<br />
In Form eines Tanzspazierganges<br />
von und mit Annalisa Derossi wird<br />
die noch brachliegende Fläche erkundet<br />
– und bisherige Pläne zumindest<br />
zeitweise in Form einer<br />
italienischen Piazza überschrieben.<br />
Die Veranstaltung endet im Hof des<br />
TD Berlin, wo Musik, Tanz und Texte<br />
zur Simulation eines zukünftigen<br />
Quartierfestes dienen.<br />
10./11.5., Molkenmarkt<br />
Mord im<br />
Orientexpress<br />
Die Erfolgsinszenierung von und<br />
mit Katharina Tahlbach, die den<br />
Ermittler Hercule Poirot verkörpert,<br />
fährt zur Wiederaufnahme<br />
wieder in das Theater am Potsdamer<br />
Platz ein.<br />
17.-26.5., Komödie am Kurfürstendamm<br />
im Theater am Potsdamer<br />
Platz<br />
Die Gehaltserhöhung<br />
Anita Vulesica bringt Georges Perecs<br />
Sprachspiel über Arbeit und<br />
Entfremdung auf die Bühne. Anders<br />
als der Titel suggeriert, spielt<br />
das Monetäre eine untergeordnete<br />
Rolle. Primär geht es um die<br />
Frage, inwieweit Arbeit wirklich<br />
sinnstiftend ist.<br />
25. Mai, Deutsches Theater<br />
The Work<br />
Autorin und Regisseurin Susanne<br />
Kennedy und Bühnenbildner Markus<br />
Selg zeichnen in ihren gemeinsamen<br />
Produktionen, die ein Hybrid<br />
zwischen Stück und Instal lation<br />
darstellen, stets gleichberechtigt<br />
für das Konzept verantwortlich. Die<br />
Uraufführung der neuen Produktion<br />
thematisiert das Wirken einer<br />
Künstlerin, die am Ende ihrer Karriere<br />
und ihres Lebens steht. Doch<br />
die Retrospektive wirft auch Schatten<br />
auf das bisher Erreichte, denn<br />
ungeahnte Abgründe tun sich auf.<br />
30.5., Volksbühne<br />
King Lear<br />
Es hätte so schön sein können. Der<br />
Monarch will auf dem Höhepunkt<br />
seiner Macht die Regentschaft an<br />
seine drei Töchter übergeben. Als<br />
Bedingung nennt er lediglich die<br />
Hingabe an den Vater. So werden<br />
Liebeserklärungen schnell zu Unterwerfungsgesten,<br />
die von den<br />
Machthungrigen gespielt werden.<br />
Die einzige Tochter, die sich dem<br />
Theater verweigert, wird ins Ausland<br />
verbannt. Die Familie zerfällt<br />
und den Titelhelden überrumpelt<br />
die folgende Grausamkeit seiner<br />
Kinder. – Mit der Premiere der Neuinszenierung<br />
der Tragödie beginnt<br />
die Shakespeare Company ihre bis<br />
September dauernde Spielzeit.<br />
31.5., Shakespeare am Insulaner<br />
Greylines<br />
Renae Shadler initiierte 2022 eine<br />
Trilogie, die untersucht, wie in Performances<br />
mehr nicht-menschliche<br />
Elemente sichtbar gemacht<br />
werden können. Der zweite Teil<br />
„Greyline“ führt in den Park vom<br />
Gleisdreieck, wo zwei vom Wind<br />
getragene Aerocene-Skulpturen<br />
miteinander interagieren. Irgendwann<br />
im Laufe der Dämmerung,<br />
wenn das Sonnenlicht nachlässt,<br />
wird der Flug nachlassen. Dieser<br />
Zeitpunkt lässt sich nicht vorbestimmen.<br />
Somit wird der menschliche<br />
Wunsch nach Kon trolle außer<br />
Kraft gesetzt.<br />
Mai, Park am Gleisdreieck, Infos:<br />
www.radialsystem.de<br />
Ciao<br />
In Falk Richters berührendem<br />
Vater-Sohn-Abend „In My Room”<br />
haben sich Emre Aksızoğlu, Knut<br />
Berger, Jonas Dassler und Taner<br />
Şahintürk mit ihren autofiktionalen<br />
Geschichten in die Herzen der Zuschauenden<br />
gespielt. Die vier harmonieren<br />
auf der Bühne perfekt<br />
– und entwickeln jetzt in Eigenregie<br />
einen Abend, der ebenfalls musikalische<br />
Einlagen mit biografischen<br />
Elementen verbindet.<br />
1.6., Maxim Gorki Theater<br />
Zur schönen Aussicht<br />
Ödön von Horváths frühes Stück<br />
spielt in einem heruntergekommen<br />
Hotel, in dem Christine auftaucht,<br />
die im vergangene Jahr eine Affäre<br />
mit dem Hoteldirektor hatte und<br />
von ihm schwanger wurde. Ihre<br />
Bitte um Unterhalt wird abgewiesen,<br />
Personal und Gäste behandeln<br />
die junge Frau verächtlich. Schließlich<br />
verbünden sich die Männer des<br />
Dorfes gegen sie und behaupten,<br />
sie hätten alle mit ihr geschlafen<br />
– um so die Unterhaltsforderung<br />
gänzlich unmöglich zu machen. Da<br />
wendet sich das Blatt. Denn Christine<br />
ist in Wirklichkeit vermögend.<br />
Plötzlich wird hofiert und umworben.<br />
Lillja Rupprecht inszeniert das<br />
April/Mai <strong>2024</strong><br />
sophiensaele.com<br />
tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong> 1 7