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tipBerlin Bühnenvorschau Frühjahr/Sommer 2024

20 Jahre Neuer Circus im Chamäleon Theater, 30 Jahre Performancekollektiv Gob Squad, 100 Jahre Theater am Kurfürstendamm – allerhand Jubiläen ganz unterschiedlicher Art gilt es in diesem Jahr zu feiern. Und natürlich hält die Spielzeit auch wieder spannende Premieren, Festivals und Irritationen bereit, etwa wenn das Musiktheaterkollektiv glanz&krawall an den Säulen der Hochkultur sägt.

20 Jahre Neuer Circus im Chamäleon Theater, 30 Jahre Performancekollektiv Gob Squad, 100 Jahre Theater am Kurfürstendamm – allerhand Jubiläen ganz unterschiedlicher Art gilt es in diesem Jahr zu feiern. Und natürlich hält die Spielzeit auch wieder spannende Premieren, Festivals und Irritationen bereit, etwa wenn das Musiktheaterkollektiv glanz&krawall an den Säulen der Hochkultur sägt.

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Marielle Sterra und Dennis Depta verbinden in ihren Arbeiten Ideologiekritik<br />

mit dem Aufbrechen tradierter Gattungen und Genres<br />

Werk, das die Gepflogenheiten im<br />

Kulturbetrieb seiner Heimatstadt persifliert.<br />

Anders bei seinem Vorbild Jacques<br />

Offenbach und dessen „Orpheus<br />

in der Unterwelt“ findet zu Beginn die<br />

Revolte nicht im Olymp, sondern in<br />

der Hölle statt. Satanas hofft darauf,<br />

dass seine drei treuesten Ergebenen die<br />

Aufmüpfigen unter Kontrolle bringen.<br />

Doch Lucifer, Samuel und Belzebub<br />

befinden sich auf der Erde, wo sie<br />

ihren Missionen nachgehen. So begibt<br />

sich Satanas höchstpersönlich auf<br />

die Suche nach seinen drei Ministern.<br />

Den einen findet er in einem Stift, den<br />

anderen in der Kadettenanstalt. Mit<br />

Beelzebub verhält es sich schwieriger.<br />

Er sollte eigentlich in einem Ballettsaal<br />

anzutreffen sein. Doch sämtliche<br />

Repräsentanten der Kulturinstitution<br />

dort besitzen dämonische Eigenschaften,<br />

stellt Satanas resigniert fest.<br />

Nach der umjubelten Premiere geriet<br />

das Werk rasch in Vergessenheit. Es<br />

war mit seiner Kritik an den bestehenden<br />

Verhältnissen und seinem Appell<br />

nach mehr Liberalität den Theatern im<br />

Kaiserreich wohl zu heiß. „Die Frage<br />

nach mehr Gerechtigkeit, etwa in der<br />

Form von Umverteilung, macht das<br />

Stück ungemein aktuell“, sagt Sterra.<br />

Deutliche Kürzungen am Libretto<br />

waren jedoch nötig. „Es finden sich<br />

darin enorm viel intertextuelle Bezüge,<br />

die auf frühere Werke Suppès oder bedeutende<br />

Personen der damaligen Zeit<br />

anspielen. Das wäre heute nur schwer<br />

verständlich.“ Die Überschreibung enthält<br />

dafür Erzählstränge und Figuren<br />

aus Michael Bulgakows Roman „Der<br />

Meister und Margerita“ (1928/1940).<br />

In dem ebenfalls satirischen Text<br />

besucht der Teufel das Moskau der<br />

1930er-Jahre. Der vom sowjetischen<br />

Regime proklamierte „neue Mensch“<br />

findet sich in der Realität nicht wieder.<br />

Feigheit, Obrigkeits treue und Karrierismus<br />

beherrschen das gesellschaftliche<br />

Leben und den Kulturbetrieb. „Diese<br />

Eigenschaften wirken letztlich systemstabilisierend“,<br />

konstatiert Depta.<br />

Nach den Aufführungen im April<br />

gehen die beiden gleich an die nächste<br />

Produktion: Mit „Lulu“, basierend auf<br />

Franz Wedekinds Roman „Erdgeist“ und<br />

Albans Bergs Opernfragment „Lulu“,<br />

befreien sie auf dem Tempelhofer Feld<br />

die Protagonistin vom Male Gaze.<br />

Heimathafen Neukölln Karl-Marx-Str. 141,<br />

Neukölln, „Die Stadt der Teufel“, Premiere:<br />

22.3., 18 Uhr. weitere Termine bis 27.4.,<br />

18,50-30 €, heimathafen-neukölln.de<br />

Circus Cabuwazi Tempelhofer Feld,<br />

Tempfelhof, Lulu, 3.-6.9., glanzundkrawall.de<br />

14.–16.06.<br />

Das RSB kehrt für ein 3-tägiges Festival,<br />

in seine alte Heimat, in den denkmalgeschützten<br />

Gebäudekomplex am Ufer der Spree mit dem akustischen<br />

Juwel „Saal 1“ zurück, mit Orchesterkonzerten, Late<br />

Night mit DJ und Elektronik, Kammermusik und einem<br />

Familientag mit Programm drinnen und draußen.<br />

Informationen zum Programm ab März<br />

unter rsb-online.de<br />

Anmeldung über rsb-online.de/newsletter<br />

ein Ensemble der

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