Michael Herbst | Andreas C. Jansson | David Reißmann | Patrick Todjeras: Evangelisation (Leseprobe)
Dieses Grundlagenwerk zum Thema »Evangelisation« wird im deutschsprachigen Raum Maßstäbe setzen. Es will Grundlagen der Evangelisation benennen und zum konstruktiv-kritischen Diskurs einladen. In drei Teilen nähern sich die Autoren dem spannungsreichen Thema. Zum Ersten werden zur Orientierung grundlegende Klärungen geboten: Begriffsgeschichtliche, exegetische, praktisch-theologische und missionstheologische Perspektiven werden eingenommen. Zum Zweiten geht es um Vertiefungen: Neben systematisch-theologischen und missionswissenschaftlichen Zusammenhängen wird eine Praktische Theologie der Evangelisation vorgestellt. Und zum Dritten wird eine Re-Kontextualisierung des Evangelisationsbegriffs als »Frohbotschaften« unternommen. Dabei wird der Begriff »Evangelisation« unter verschiedenen Gesichtspunkten – darunter genealogische, poststrukturalistische und onomatologische – betrachtet. Ebenso wird explorativ »Evangelisation« im digitalen Raum erkundet.
Dieses Grundlagenwerk zum Thema »Evangelisation« wird im deutschsprachigen Raum Maßstäbe setzen. Es will Grundlagen der Evangelisation benennen und zum konstruktiv-kritischen Diskurs einladen.
In drei Teilen nähern sich die Autoren dem spannungsreichen Thema. Zum Ersten werden zur Orientierung grundlegende Klärungen geboten: Begriffsgeschichtliche, exegetische, praktisch-theologische und missionstheologische Perspektiven werden eingenommen. Zum Zweiten geht es um Vertiefungen: Neben systematisch-theologischen und missionswissenschaftlichen Zusammenhängen wird eine Praktische Theologie der Evangelisation vorgestellt. Und zum Dritten wird eine Re-Kontextualisierung des Evangelisationsbegriffs als »Frohbotschaften« unternommen. Dabei wird der Begriff »Evangelisation« unter verschiedenen Gesichtspunkten – darunter genealogische, poststrukturalistische und onomatologische – betrachtet. Ebenso wird explorativ »Evangelisation« im digitalen Raum erkundet.
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Begriffsgeschichte ›<strong>Evangelisation</strong>‹ 27<br />
von Kontingenz und Notwendigkeit ist eingebettet in die globale Dimension von<br />
Kultur und Geschichte. Dass etwas »<strong>Evangelisation</strong>« genannt wird, ist einerseits<br />
Zitat einer vorherigen Benennung, wobei dieses Zitat kontingent, also so nicht<br />
notwendig ist; andererseits spielen auch kulturelle und geschichtliche Gründe<br />
eine Rolle dafür, dass etwas wiederholt »<strong>Evangelisation</strong>« genannt wird.<br />
Wo etwas »<strong>Evangelisation</strong>« genannt wird, dort hat diese Benennung dann<br />
materiale Folgen. Was also »<strong>Evangelisation</strong>« genannt wird und was wirklich<br />
<strong>Evangelisation</strong> ist, hängt untrennbar zusammen. Begriff und Sache lassen sich<br />
nicht trennen. Daher fragt diese Begriffsgeschichte nicht danach, welche »Sache«<br />
wirklich <strong>Evangelisation</strong> »ist« und wendet dann darauf den Begriff »<strong>Evangelisation</strong>«<br />
an. Wir fragen vielmehr, was »<strong>Evangelisation</strong>« genannt wurde, welche Bedingungen<br />
und Gründe es dafür gab, wie diese Benennungen selbst dann den<br />
weiteren <strong>Evangelisation</strong>sdiskurs geprägt haben und welchen Einfluss dies auf<br />
das heutige Alltagsverständnis von <strong>Evangelisation</strong> hat.<br />
Die Genese des Begriffes wird dem klassischen Zeitstrahl folgend nachvollzogen.<br />
Wir setzen also in der griechischen Antike ein und folgen dem Zeitstrahl,<br />
bis wir erstmals den Begriff »<strong>Evangelisation</strong>« finden und folgen der weiteren<br />
Entwicklung. Es wird sich zeigen, dass der Begriff erst im 19. Jahrhundert eine<br />
rasante Entwicklung und Ausbreitung und dabei auch eine neue Bedeutung<br />
erfährt. Die Bedingungen, die dazu führten, sollen daher in einem Exkurs besondere<br />
Beachtung finden. Die Ausdifferenzierungen des Begriffs im 20. Jahrhundert<br />
führen dann allerdings zu wieder neuen Verwendungen unter stark veränderten<br />
Voraussetzungen. Auch diese gilt es wieder explizit wahrzunehmen, um<br />
den Kontinuitäten aber auch Diskontinuitäten des Begriffs auf die Spur zu kommen.<br />
Dabei gilt es zudem immer zu bedenken, dass wir von unserem Standpunkt<br />
in der Gegenwart aus fragen. Genealogisch betrachtet gehen wir daher von einem<br />
global verwendeten und in zahlreichen Diskursen der Gegenwart verankerten<br />
Begriff aus, der aber über bestimmte Linien zu uns geführt hat. Da es bisher<br />
noch keine ausführliche Begriffsgeschichte für den deutschsprachigen Raum<br />
und auch kaum darüber hinaus gibt, und auch die englischsprachigen Untersuchungen<br />
bereits veraltet sind, muss der Forschungsstand zum Begriff »<strong>Evangelisation</strong>«<br />
im Folgenden erst etabliert werden, bevor er überhaupt kritisiert werden<br />
kann. Dies sollen die folgenden und dann vor allem das letzte Kapitel leisten und<br />
dadurch abwägen, welche gegenwärtigen Transformationspotentiale sich ergeben,<br />
wenn der <strong>Evangelisation</strong>sdiskurs an andere Topoi und Gegenwartsfragen<br />
der evangelischen Theologie enger angeschlossen wird.<br />
3. Von der Griechischen Antike zum Neuen Testament<br />
Der Begriff »<strong>Evangelisation</strong>« leitet sich über zahlreiche Entwicklungsstufen von<br />
dem griechischen Verbum εὐαγγελίζοµαι (euangelizomai) ab. Dieses ist etymologisch<br />
aus der Verbindung von εὖ- (eu-, »gut«) und ἄγγελος (ángelos, »Bote«) gebil-