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Jacob Thiessen: Einleitung in das Neue Testament (Leseprobe)

Die neutestamentliche Einleitungswissenschaft beschäftigt sich mit der Entstehungsgeschichte der 27 Bücher des Neuen Testaments. Infolge der Aufklärung und der »rein historischen Auslegung« – die Gottes Handeln in der Geschichte methodisch ausschließt – werden diese vor allem im deutschsprachigen Raum weitgehend spät datiert und damit ihrem historischen Kontext im Leben Jesu und der Apostel entfremdet. Diese Spätdatierung wird in dem vorliegenden Buch hinterfragt. Dabei spielen u. a. jüdische und altkirchliche Quellentexte sowie intertextuelle Studien eine größere Rolle, als das oft der Fall ist. Dadurch soll die Grundlage zu einem breiteren Verständnis der biblischen Botschaft vermittelt werden. Das Buch ist so konzipiert, dass es auch für »Anfänger der Theologie« verständlich ist.

Die neutestamentliche Einleitungswissenschaft beschäftigt sich mit der Entstehungsgeschichte der 27 Bücher des Neuen Testaments. Infolge der Aufklärung und der »rein historischen Auslegung« – die Gottes Handeln in der Geschichte methodisch ausschließt – werden diese vor allem im deutschsprachigen Raum weitgehend spät datiert und damit ihrem historischen Kontext im Leben Jesu und der Apostel entfremdet. Diese Spätdatierung wird in dem vorliegenden Buch hinterfragt. Dabei spielen u. a. jüdische und altkirchliche Quellentexte sowie intertextuelle Studien eine größere Rolle, als das oft der Fall ist. Dadurch soll die Grundlage zu einem breiteren Verständnis der biblischen Botschaft vermittelt werden. Das Buch ist so konzipiert, dass es auch für »Anfänger der Theologie« verständlich ist.

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5.<br />

DIE KATHOLISCHER BRIEFE<br />

5.1 EINFÜHRUNG<br />

Als „Katholische (d. h. allgeme<strong>in</strong>e) Briefe“ werden der Jakobusbrief, die<br />

zwei Petrusbriefe, die drei Johannesbriefe und der Ju<strong>das</strong>brief bezeichnet.<br />

Sie haben schon <strong>in</strong> den frühen Handschriften des <strong>Neue</strong>n <strong>Testament</strong>s<br />

<strong>in</strong> der Inscriptio nicht den Namen des Empfängers, sondern des<br />

Verfassers, und werden so genannt, weil sie bereits von Anfang an direkt<br />

an die Gesamtheit der Christen gerichtet se<strong>in</strong> sollen – was allerd<strong>in</strong>gs nur<br />

e<strong>in</strong> Teil der Wahrheit ist. Diese Briefe werden im Folgenden nicht <strong>in</strong><br />

chronologischer Reihenfolge behandelt, sondern <strong>in</strong> der Reihenfolge des<br />

griechischen <strong>Neue</strong>n <strong>Testament</strong>s.<br />

5.2 DER JAKOBUSBRIEF<br />

5.2.1 SCHLÜSSELVERS UND GLIEDERUNG DES JAKOBUSBRIEFS<br />

Als „Schlüsselvers“ kann man Jak 2,26 bezeichnen: „Denn wie der Leib<br />

ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.“ Nach Jak 2,17<br />

ist der Glaube, wenn er ke<strong>in</strong>e Werke (zur Folge) hat, „an und für sich<br />

tot“.<br />

Der Begriff „Glaube“ (πίστις) ersche<strong>in</strong>t bei Jakobus 16-mal und der<br />

Begriff „Werk“ (ἔργον) 15-mal (vor allem <strong>in</strong> Jak 2,14–26), davon e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges<br />

Mal <strong>in</strong> der S<strong>in</strong>gularform (Jak 1,4: „… <strong>das</strong> Ausharren aber habe e<strong>in</strong> vollkommenes/vollendetes<br />

Werk …“). Zu beachten ist, <strong>das</strong>s der Begriff<br />

„Werke“ im Jakobusbrief anders gefüllt wird als z. B. <strong>in</strong> den Stellen bei<br />

Paulus, <strong>in</strong> denen dieser betont, <strong>das</strong>s der Mensch nicht „aus Werken des<br />

Gesetzes“ rechtfertigt werden kann. Nach Jak 2,22 „siehst du, <strong>das</strong>s der<br />

Glaube mit den Werken zusammenwirkt (συνήργει) und der Glaube<br />

aus den Werken vollendet wurde“, während nach Gal 5,6 weder die

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