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Ärzt*in für Wien 2024/03

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SERVICE CHRONIK<br />

Pflegekräfte<br />

Studie ortet großen<br />

Mehrbedarf bis 2050<br />

Nur etwa 80<br />

Prozent der Ausgebildeten<br />

steigen<br />

tatsächlich in den<br />

Pflegeberuf ein.<br />

Bis 2050 werden in der Pflege beziehungsweise Betreuung<br />

aufgrund von Pensionierungen und der demografischen Entwicklung<br />

knapp 200.000 Personen an zusätzlichem Personal benötigt. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt die neue Pflegepersonalbedarfsprognose der<br />

Gesundheit Österreich GmbH. Stellt man die derzeitige Zahl der<br />

abgeschlossenen Ausbildungen im engeren Pflegebereich und den<br />

Bedarf bis 2050 gegenüber, ergibt sich eine „Lücke“ von rund 2000 bis<br />

3000 Personen pro Jahr.<br />

► Bereits 2019 hat die Gesundheit<br />

Österreich GmbH (GÖG) eine<br />

Bedarfsprognose bis 2<strong>03</strong>0 vorgelegt.<br />

Diese wurde nun aktualisiert und bis<br />

2050 weitergeführt. Einberechnet wurden<br />

dabei einerseits Pensionierungen<br />

(„Ersatzbedarf“, rund 108.000 Personen)<br />

sowie andererseits die demografische<br />

Entwicklung („Zusatzbedarf“,<br />

rund 88.000 Personen), so Brigitte Juraszovich,<br />

stellvertretende Leiterin der<br />

Abteilung Gesundheitsberufe und<br />

Langzeitpflege in der GÖG, kürzlich bei<br />

einer Pressekonferenz. Nicht einbezogen<br />

beim Ersatzbedarf wurden aufgrund<br />

mangelnder Datenlage aber<br />

mögliche Abwanderungen oder Personalfluktuation.<br />

Von stationär bis mobil<br />

Von der Studie umfasst wurde dabei<br />

Personal in Akutkrankenhäusern inklusive<br />

Reha-Einrichtungen sowie in<br />

der stationären, teilstationären und<br />

mobilen Langzeitpflege. Keinen Eingang<br />

fanden dagegen etwa Personal<br />

in Arztpraxen und Behinderteneinrichtungen<br />

sowie Freiberuflerinnen<br />

und Freiberufler beziehungsweise Personen<br />

in Lehre und Forschung oder an<br />

Schulen und in Sozialversicherungen.<br />

Insgesamt ergibt sich dadurch bis<br />

2<strong>03</strong>0 ein kumulierter Mehrbedarf von<br />

rund 51.000 Personen, bis 2040 von<br />

120.000 Personen und bis 2050 von<br />

196.500 Personen.<br />

Die aktuelle Prognose <strong>für</strong> 2<strong>03</strong>0 entspricht<br />

dabei ziemlich genau jener der<br />

2019 vorgelegten, so Juraszovich. Allerdings<br />

habe sich die eigentlich <strong>für</strong><br />

2023/24/25 erwartete Spitze etwas nach<br />

hinten verschoben. Einerseits sei dies<br />

die Folge der Übersterblichkeit älterer<br />

Personen in der Covid-19-Pandemie,<br />

andererseits seien in dieser Zeit auch<br />

weniger Menschen in Pflegeeinrichtungen<br />

aufgenommen worden. Darüber<br />

hinaus habe es auch demografische<br />

Anpassungen gegeben, meinte die<br />

Ökonomin.<br />

Fluktuation und Abgänge<br />

Nimmt man nur die Pflegepersonen<br />

im engeren Sinn in den Fokus (Pflegeassistenz,<br />

Pflegefachassistenz und<br />

Diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal),<br />

braucht es bis 2<strong>03</strong>0<br />

jährlich zwischen 5000 und 5900 Personen<br />

mehr. Die Spitzen liegen dabei<br />

in den Jahren 2025 bis 2027 (je 5900).<br />

2<strong>03</strong>1 bis 2040 werden im Schnitt 5600<br />

Personen benötigt, 2041 bis 2050 6200.<br />

Demgegenüber werden derzeit im<br />

Schnitt rund 5100 Personen in diesen<br />

Bereichen ausgebildet. Das klingt<br />

zwar nach fast einer vollständigen Deckung<br />

des Bedarfs – allerdings müsse<br />

man hier einbeziehen, dass derzeit nur<br />

rund 80 Prozent der Ausgebildeten<br />

tatsächlich in den Beruf einsteigen, so<br />

Juraszovich. Dazu kämen noch Fluktuation<br />

und andere Abgänge als Pensionen.<br />

Insgesamt geht sie daher davon<br />

aus, dass insgesamt 7000 bis 8000<br />

Absolventinnen und Absolventen en<br />

pro Jahr nötig sein werden – das ergibt<br />

eine jährliche „Lücke“ von 2000 bis<br />

3000 Personen.<br />

Maßnahmen empfohlen<br />

Als Maßnahmen zur Deckung des Bedarfs<br />

empfiehlt die Studie neben bereits<br />

gesetzten Maßnahmen wie einer<br />

Attraktivierung und Zuschüssen bei<br />

der Ausbildung unter anderem die Rekrutierung<br />

von internationalen Pflegekräften<br />

beziehungsweise von Wiedereinsteigenden<br />

und Quereinsteigenden<br />

sowie bessere Arbeitsbedingungen.<br />

Außerdem sollte auch die Effizienz gesteigert<br />

werden, etwa durch den Einsatz<br />

von Technik und die Entlastung des<br />

Pflegepersonals etwa durch administrative<br />

Kräfte. Schließlich müsse man<br />

aber auch einen Fokus auf Prävention<br />

setzen, meinte Juraszovich. Durch die<br />

Erhöhung der Gesundheitskompetenz<br />

der Bevölkerung könnte etwa die Pflegebedürftigkeit<br />

reduziert werden. <br />

Foto: protectnature/stock.adobe.com<br />

32 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>03</strong>_<strong>2024</strong>

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