Ärzt*in für Wien 2024/03
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BRIEF DER KURIENOBFRAU IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Klare Ziele<br />
„Als neue Kurienobfrau der<br />
angestellten Ärztinnen und<br />
Ärzte und erste Vizepräsidentin<br />
der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
werde ich alles daransetzen,<br />
dass sich die Arbeitsbedingungen<br />
im Gesundheitssystem<br />
verbessern.“<br />
► Zunächst einmal möchte ich mich bedanken. Danke an meinen Vorgänger Stefan<br />
Ferenci, der über eineinhalb Jahre unermüdlich auf die strukturellen Probleme im<br />
<strong>Wien</strong>er Spitalswesen hingewiesen hat. Und vor allem: Danke an die vielen Kolleginnen und<br />
Kollegen, die mich in der Kuriensitzung am 20. Februar mit klarer Mehrheit gewählt haben.<br />
Als neue Kurienobfrau der angestellten Ärztinnen und Ärzte und erste Vizepräsidentin der<br />
Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> werde ich alles daransetzen, dass sich die Arbeitsbedingungen im<br />
Gesundheitssystem verbessern. Ich nehme die neue Aufgabe mit Demut und Verantwortungsbewusstsein<br />
an. Viele von Ihnen haben ihren Arbeitsplatz aus tiefster Überzeugung<br />
gewählt und sind mit großer Leidenschaft Spitalsärztinnen und -ärzte. Doch immer mehr<br />
geben auf wegen personell chronisch unterbesetzter Arbeitsbereiche. Kolleginnen und<br />
Kollegen brennen aus, sie sehen sich am Limit, sind mit Pflegemangel und zunehmend<br />
hohem Patientenaufkommen konfrontiert. Gewiss ist nicht alles schlecht, mancherorts gibt<br />
es kleine Fortschritte und gut funktionierende Abteilungen. Aber die Arbeitsbedingungen<br />
sind insgesamt zunehmend erdrückend, weshalb der Standort <strong>Wien</strong> immer unattraktiver<br />
wird. Gleichwohl rüsten einige Bundesländer nach. Wer deutlich mehr verdienen will – bei<br />
niedrigerem Patientenaufkommen – muss nur ins benachbarte Burgenland fahren.<br />
Anreize schaffen<br />
Die bestehende Abwanderungsbewegung wird in den nächsten Jahren von Pensionierungswellen<br />
flankiert werden. Es droht eine dramatische Personalsituation. Hier müssen<br />
Anreize geschaffen werden. Der erstellte 10-Punkte-Plan zur Rettung der <strong>Wien</strong>er Spitäler<br />
ist nicht einfach ein Kampagnenbegleitschreiben. Wettbewerbsfähige Gehälter bei besserer<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind Maßnahmen, die kommende Generationen vom<br />
Spitalsjob überzeugen können. Mehr Personal und Bürokratieabbau sollen zu mehr Zeit <strong>für</strong><br />
Patientinnen und Patienten führen. Und auf das sollte es in einem modernen Gesundheitswesen<br />
ankommen: auf die bestmögliche Versorgung unserer Patientinnen und Patienten.<br />
Das muss unser Anspruch sein! Da<strong>für</strong> braucht es eine solide Gesprächsbasis mit der <strong>Wien</strong>er<br />
Stadtpolitik. Unsererseits ist die Bereitschaft zu lösungsorientierten Gesprächen jederzeit<br />
gegeben. Voraussetzung aber ist, dass sie ernstgemeint sind.<br />
Herzlichst<br />
Ihre Natalja Haninger-Vacariu<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
Weitere standespolitische<br />
Themen ab Seite 9.<br />
<strong>03</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 5