TE KW 10
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Ein Telfer sorgt für gute Luft auf der ISS<br />
Gegen üblen Geruch auf der Weltraumstation: Lukas Bucher und seine Partner entwickeln einen Luftreiniger<br />
Auf der rund 450 Tonnen schweren „Internationalen Raumstation“<br />
(ISS) riecht es streng. Der Grund für die dicke Luft im All: Fenster<br />
können nicht geöffnet werden, die Kleidung der Astronauten wird<br />
bis zu einer Woche getragen, Wasser wie frische Wäsche sind rare Güter<br />
in 400 Kilometern Höhe. Abhilfe möchte nun ein Telfer Techniker<br />
mit seinen Partnern schaffen. Lukas Bucher aus Mösern entwickelt<br />
derzeit mit seinen Kollegen der Firmen „Villinger“ als auch „IonO-<br />
Xess“ sowie von der „Danube Private University“ ein System für die<br />
ISS, die die Luftqualität verbessern und diese von Viren, Bakterien<br />
und Pilzsporen befreien soll.<br />
Von Nina Zacke<br />
Wie riecht es eigentlich in 400 Kilometern<br />
Höhe auf der Internationalen<br />
Raumstation? „Nicht besonders<br />
gut“, sagt der Telfer Techniker Lukas<br />
Bucher. Denn die Astronauten, die auf<br />
der Internationalen Raumstation, kurz<br />
ISS, arbeiten, können zwischendurch<br />
nicht einfach die Fenster öffnen, um<br />
zu lüften. Auch Wasser ist ein rares<br />
Gut. Bis zu einer Woche tragen die<br />
Astronauten diesselbe Kleidung. Das<br />
heißt, der Geruch dort sei sehr speziell.<br />
Gegen eben diesen speziellen Geruch<br />
könnte in Zukunft ein Luftreiniger<br />
helfen, den der Tiroler derzeit gemeinsam<br />
mit seinen Partnern entwickelt.<br />
„Aktuell sind an der ISS medizinsche<br />
Filter verbaut, die bereits Schmutz<br />
und Hautpartikel herausfiltern können,<br />
aber Viren, Bakterien und Pilzsporen<br />
können durch das bestehende<br />
System durchgehen“, erklärt Bucher<br />
den derzeitigen Stand der Dinge. Der<br />
Luftreiniger, an dem der Techniker aus<br />
Telfs mit seinen Kollegen der Firmen<br />
Villinger als auch IonOXess sowie von<br />
der Danube Private University tüftelt,<br />
könne die Luft der Weltraumstation<br />
zu 99,99 Prozent von Viren, Bakterien,<br />
Pilzen und Geruchsbildern befreien.<br />
„Die Luft, die anschließend herauskommt,<br />
hat eine desinfizierende Wirkung<br />
– ähnlich wie Febreze, das man<br />
daraufsprüht“, erläutert Bucher die<br />
Wirkung des Luftreinigers. Das verhindere<br />
schlussendlich die Bildung<br />
von üblen Gerüchen oder Schimmel.<br />
<strong>TE</strong>LFER BRACH<strong>TE</strong> PROJEKT<br />
INS ROLLEN. Lukas Bucher habe<br />
für das Projekt den Tiroler Josef Aschbacher,<br />
Direktor der Europäischen<br />
Raumfahrtagentur ESA, ganz einfach<br />
angeschrieben: „Ich war ein bisschen<br />
frech, aber Aschbacher hat auf meine<br />
Anfrage seriös reagiert und das<br />
Anliegen intern weitergeleitet“, schildert<br />
der 36-Jährige. Und siehe da, die<br />
Rückmeldung von ESA kam, und der<br />
Grundstein war gelegt. Ende 2022<br />
wurde das Projekt genehmigt, vor gut<br />
einem Jahr wurde gestartet. Nachdem<br />
die erste Projektphase positiv abgeschlossen<br />
werden konnte, können<br />
Bucher und seine Partner nun in der<br />
zweiten Phase des Projekts in den Prototypenbau<br />
gehen. Mit der Idee des<br />
Luftreinigers haben Bucher und seine<br />
Partner offene Türen eingerannt.<br />
Denn theoretisch könne das entwickelte<br />
System künftig nicht nur der ISS<br />
dienen, sondern auch für Mondbasen<br />
und auch auf der Erde eingesetzt werden.<br />
Zweieinhalb bis drei Jahre werde<br />
es allerdings noch dauern, bis das Gerät<br />
einsatzbereit werde.<br />
TRÄUME KÖNNEN WAHR<br />
WERDEN. Dass der Telfer eines Tages<br />
an einem Gerät für das Weltall<br />
Frische Luft im Weltall: Alexander Baumann, Lukas Bucher, Thomas Obholzer<br />
und Erich Kny entwickeln derzeit einen Luftreiniger für die Internationale Weltraumstation.<br />
Foto: DPU<br />
tüfteln würde, hätte sich der Familienvater<br />
zweier Kinder niemals vorstellen<br />
können. „Es ist immer noch kaum zu<br />
fassen, es ist nach wie vor irgendwie<br />
unwirklich“, sagt der 36-Jährige. Dass<br />
er von knapp 8,15 Milliarden Menschen<br />
auf diesem Planeten einer der<br />
wenigen sei, der für die Internationale<br />
Weltraumstation mitwirken darf,<br />
GLANZLICH<strong>TE</strong>R<br />
glanzlichter@rundschau.at<br />
erfülle ihn mit Stolz. Und das Weltall<br />
habe den Techniker schon immer fasziniert:<br />
„Als Kind habe ich zu Weihnachten<br />
ein Teleskop bekommen,<br />
damit immer fasziniert nach oben<br />
geschaut und geträumt.“ Aber Träume<br />
können eben auch wahr werden. Vor<br />
allem dann, wenn man offensichtlich<br />
gute Arbeit leistet.<br />
Schule für den Frieden<br />
Liebe Freunde der Abrüstung!<br />
Die Vorstufe des Krieges ist der Unfrieden.<br />
Bevor Konflikte gewaltsam<br />
eskalieren sticheln Menschen meist<br />
mit ihren Worten. Der unbändige<br />
Drang, Recht zu haben, verdrängt<br />
dabei nicht selten die Vernunft. Im<br />
Rausch des Vortrags einseitiger Argumente<br />
verliert sich oft die Kunst<br />
des Zuhörens. Einseitige Meinungen<br />
werden dabei zu Waffen, deren<br />
Einsatz mitunter tiefe Wunden<br />
reißt. Ein kleines Beispiel. In der<br />
Gemeinde Haiming streiten sich<br />
die Mandatare um die Zukunft ihrer<br />
Volksschule am Haimingerberg.<br />
Die Wahl zwischen Neubau oder<br />
Sanierung ist längst zum Glaubenskrieg<br />
geworden. Weil die Suche nach<br />
dem Wissen, was jetzt da das Bessere<br />
oder das Günstigere sei, niemanden<br />
mehr interessiert. Heißes Blut in<br />
verkrampften Adern ist längst von<br />
den Dorfpolitiker:innen auf die<br />
Bürger:innen übergeschwappt. Die<br />
Stimmung ist am Siedepunkt. Die<br />
eigentlich Betroffenen – die Kinder,<br />
die Eltern und die Pädagogen<br />
– sind in ihrem Schicksal den Emotionen<br />
der heißen Luft der Debatten<br />
ausgeliefert. Dabei ginge es doch<br />
an Schulen um das Lernen für das<br />
Leben. Momentan heißt der Unterrichtsstoff,<br />
frei nach dem Hobellied<br />
von Ferdinand Raimund: Der eine<br />
heißt den andern dumm, am End<br />
weiß keiner nix! Mir als emigrierten<br />
und jetzt in Imst wohnenden Haiminger<br />
wäre der Frieden in meinem<br />
Geburtsort wichtig. Und daher stelle<br />
ich die Frage: Braucht es in Zeiten<br />
wie diesen überhaupt noch mehrere<br />
Schulen in einem Ort? Oder wäre<br />
es für die Kinder nicht ein Akt des<br />
aufeinander Zugehens, wenn sie in<br />
einem Bildungsinstitut versammelt<br />
wären? Der Weg zur Schule könnte<br />
ein Weg aus der Feindlichkeit sein.<br />
Weil das Miteinander der beste<br />
Schutz vor dem Gegeneinander ist.<br />
Helmut Qualtinger würde sagen:<br />
Haiming gegen Haimingerberg – das<br />
ist wahre Brutalität!<br />
Meinhard Eiter<br />
RUNDSCHAU Seite 6 6./7. März 2024