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Isenburger Illustrierte für Neu-Isenburger Bürger Ausgabe 109 März 2024

das Jahr 2024 steht ganz im Zeichen des 325-jährigen Stadtjubiläums. GHK und Kulturbüro bieten ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm zu historischen Ereignissen, Gegenwartsstrategien und Zukunftsvisionen. Kati Conrad und Dr. Oliver Hatzfeld entwerfen im Artikel ›Gestern, heute und morgen in der Stadt unterwegs – wie Technologie Neu-Isenburg verändert hat‹ ein Bild der technologischen Entwicklung und ihrer Auswirkungen auf Mobilität und Lebensweise; und Kati Conrad illustriert dies mit einem KI-generierten Bild vom Verkehr der Zukunft.

das Jahr 2024 steht ganz im Zeichen des 325-jährigen Stadtjubiläums. GHK und Kulturbüro bieten ein umfangreiches
Veranstaltungsprogramm zu historischen Ereignissen, Gegenwartsstrategien und Zukunftsvisionen.
Kati Conrad und Dr. Oliver Hatzfeld entwerfen im Artikel ›Gestern, heute und morgen in der Stadt
unterwegs – wie Technologie Neu-Isenburg verändert hat‹ ein Bild der technologischen Entwicklung und
ihrer Auswirkungen auf Mobilität und Lebensweise; und Kati Conrad illustriert dies mit einem KI-generierten
Bild vom Verkehr der Zukunft.

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Der Graf unterwegs im <strong>Neu</strong>-Isenburg<br />

von morgen, generiert mit künstlicher<br />

Intelligenz.<br />

Gestern, heute und morgen<br />

in der Stadt unterwegs<br />

Wie Technologie <strong>Neu</strong>-Isenburg verändert hat und verändern wird<br />

Wie unsere Städte aussehen, wird<br />

bestimmt durch unsere Ökonomie.<br />

Als mit der industriellen Revolution im<br />

19. Jahrhundert der Wandel von einer<br />

Agrar- zur Industriegesellschaft eingeleitet<br />

wurde, dominierten qualmende Fabrikschornsteine<br />

zunehmend die Stadtpanoramen<br />

in Europa, und auch <strong>Neu</strong>-<br />

Isenburg veränderte sich stark.<br />

Vom Dorf zur Industriestadt –<br />

mit der Bahn<br />

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

arbeiteten die meisten Handwerker in<br />

<strong>Neu</strong>-Isenburg als Strumpfwirker auf<br />

handbetriebenen Webstühlen. Die Dorfbewohner<br />

dieser Zeit waren noch nicht<br />

sehr mobil, konnten die nächste größere<br />

Stadt, Frankfurt, nur zu Fuß oder mit der<br />

Kutsche erreichen. Das galt nicht nur <strong>für</strong><br />

Ausflüge – auch der Transport von Waren<br />

zu umliegenden Märkten und Messen<br />

gestaltete sich dadurch mühsam. Da half<br />

auch die 1846 fertiggestellte Main-Neckar-Bahn<br />

nur wenig, die nächste Haltestelle<br />

war in Langen, der 1852 nachträglich<br />

eingerichtete Bahnhof ›Isenburg‹<br />

lag weit vom Stadtzentrum entfernt.<br />

Doch wir werden sehen: Auch zwischen<br />

unserer Ökonomie und der Art, wie wir<br />

uns fortbewegen und wie wir in unserer<br />

Region vernetzt sind, gibt es enorme<br />

Wechselwirkungen.<br />

Von Kati Conrad und Dr. Oliver Hatzfeld<br />

Die in Frankfurt angesiedelte Industrie<br />

bot Mitte des 19. Jahrhunderts reichlich<br />

Arbeitsplätze, an Wohnraum fehlte es<br />

aber. Da bot sich das nahegelegene <strong>Neu</strong>-<br />

Isenburg an, dort war reichlich Platz vorhanden,<br />

das kleine Dorf zählte nur rund<br />

3000 Einwohner. Doch der Weg in die<br />

Stadt war umständlich und wenig attraktiv<br />

– eine Bahn musste her. Die Freie<br />

Stadt Frankfurt machte sich <strong>für</strong> eine<br />

Eisenbahnlinie bis nach Langen stark,<br />

scheiterte aber an der Regierung des<br />

Großherzogtums Hessen, die eine Abwanderung<br />

der hessischen Arbeitskräfte<br />

nach Preußen be<strong>für</strong>chtete. So wurde die<br />

Waldbahn, auf deren Trasse heute die<br />

Straßenbahnlinie 17 fährt, zwar gebaut,<br />

endet aber bis heute an der Frankfurter<br />

Stadtgrenze.<br />

Aber, juchuh, der <strong>Neu</strong>-<strong>Isenburger</strong> Ortskern<br />

war endlich an ein Eisenbahnnetz<br />

angebunden: Im Februar 1889 rauchte<br />

und ratterte die erste Waldbahn durch<br />

den Frankfurter Stadtwald in Richtung<br />

Hugenottenstadt. Und dann ging alles<br />

ganz schnell. Nur wenige Jahre später<br />

zählte <strong>Neu</strong>-Isenburg schon 8000 Einwohner,<br />

etwa die Hälfte der Berufstätigen<br />

pendelte in die umliegenden Städte. Die<br />

ursprüngliche Siedlung wurde bald zu<br />

klein, das Dorf wuchs entlang der heutigen<br />

Frankfurter Straße sowie Richtung<br />

Westen und gehörte im Landkreis bald<br />

zu den Ansiedlungen mit dem höchsten<br />

Steueraufkommen – ein Anlass <strong>für</strong> Großherzog<br />

Ernst Ludwig, <strong>Neu</strong>-Isenburg 1894<br />

die Stadtrechte zu verleihen.<br />

Und so wurde aus dem kleinen Flüchtlingsdorf<br />

schließlich eine moderne Industriestadt.<br />

Dampfbetriebene mechanische<br />

Wirkstühle in Großstädten verdrängten<br />

die örtlichen Strumpfwirkereien<br />

und neue Gewerbe kamen nach <strong>Neu</strong>-<br />

Isenburg: Zuerst Hasenhaarschneider und<br />

Möbelschreiner (auch hier ging bald<br />

nichts mehr ohne Dampfmaschine und<br />

Stromgenerator), etwas später Wäschereien<br />

und natürlich die Frankfurter Würstchen,<br />

die von <strong>Neu</strong>-Isenburg aus in die<br />

ganze Welt verschickt wurden. Solche<br />

großen Industrieansiedlungen benötigten<br />

eine entsprechende Infrastruktur, vor<br />

allem aber Versorgung mit fließendem<br />

Wasser und elektrischem Strom. 1898<br />

wurde das erste Wasserwerk errichtet<br />

und das erste Elektrizitätswerk ging in<br />

Betrieb. 1903 wurde <strong>für</strong> den Güterverkehr<br />

eine Stichstrecke vom <strong>Neu</strong>-<strong>Isenburger</strong><br />

Bahnhof ins Stadtzentrum errichtet.<br />

1920 eröffnet im Süden der Stadt eine<br />

Produktionsstätte der ersten fotochemischen<br />

Fabrik der Welt: die ADOX-Werke,<br />

später übernommen von DuPont.<br />

In ihrem ›<strong>Neu</strong>-<strong>Isenburger</strong> Geschichtsbuch‹<br />

beschreibt Heidi Fogel sehr<br />

schön, wie sich durch die Industrialisierung<br />

und das damit verbundene Pendeln<br />

in die Großstadt der Rhythmus der gesamten<br />

Stadt verändert hat. Früher hatten<br />

Arbeit und Freizeit sich räumlich und<br />

zeitlich überlappt, Arbeitszeiten wurden<br />

häufig dynamisch angepasst an die Jahreszeiten<br />

und das Wetter. Nun bestimmte<br />

die Uhr den Tagesablauf: Der Betrieb gab<br />

feste Arbeitszeiten vor, die Abfahrtszeiten<br />

der Bahn bestimmten den Takt. Die räumliche<br />

Trennung von Arbeit und Freizeit erforderte<br />

außerdem eine straffe Organisation.<br />

In Familien mussten oft beide Elternteile<br />

<strong>für</strong> den Lebensunterhalt sorgen,<br />

Kinder mussten untergebracht werden.<br />

Auf der anderen Seite brachte die Trennung<br />

auch eine klar definierte Freizeit<br />

mit sich, was <strong>für</strong> die Entstehung von Vereinen,<br />

<strong>für</strong> sportliches, kulturelles, soziales<br />

und politisches Engagement, ein großer<br />

Anschub war. Auch zahlreiche Wirtshäuser<br />

konnten sich etablieren.<br />

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