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Vom Handelslehrling zum Großindustriellen. Aufstieg, Repräsentation

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der nüchternen, schwäbisch-sparsamen Art Julius Spohns. So bestimmte er auch eine<br />

wesentlich einfachere Version des vom Architekten ursprünglich repräsentativer, mit<br />

Glockenhaube, figurenbekrönter Laterne, Uhr und Glocke geplanten Turmes 98 . Während im<br />

Souterrain mehrere Vorrats- und Versorgungsräume, Kammer, Waschküche, Bügelzimmer<br />

und ein Raum für Kübelpflanzen angeordnet wurden, lagen im Erdgeschoss die über ein<br />

langgezogenes Vestibül erreichbaren <strong>Repräsentation</strong>sräume, aber auch Räume der<br />

Privatsphäre: Wohnzimmer, Salon, Herrenzimmer, Gartenzimmer, Fremdenzimmer,<br />

Schlafzimmer, Küche, Speisekammer. Nach Westen vermittelte vor dem Wohnzimmer<br />

repräsentativ eine Loggia, eine Terrasse und eine Treppenanlage mit Balustraden und<br />

Wandbrunnen zur Elisabethenstraße. In der Beletage befanden sich nur Räume der<br />

Privatsphäre, mit den gleichen Dimensionen wie im Stockwerk darunter: Sechs Zimmer,<br />

Küche, Speisekammer und W.C. Im Dachbereich befanden sich vermutlich Personalräume.<br />

Einen separaten Dienstboteneingang, wie bei anderen Villen oft üblich, gab es aber<br />

offensichtlich nicht. Da der Bauherr Julius Spohn ja auch ein bedeutender<br />

Zementunternehmer war, sollten bei dieser Gelegenheit auch gleich die Vorzüge dieses neuen<br />

Baustoffes werbewirksam unter Beweis gestellt werden; das zur Gänze aus Zement erbaute<br />

„Schlößle“ 99 wie es in Ravensburg bis heute genannt wird, war eines der ersten aus diesem<br />

Baustoff errichteten Gebäude in Württemberg. Auch sonst zeigte sich Spohn privat wie<br />

geschäftlich dem technischen Fortschritt aufgeschlossen; so ließ er sich als einer der ersten in<br />

Württemberg angeblich 1881 ein Privattelefon im „Schlößle“ installieren 100 und bereits ein<br />

Jahr später waren die Firma im Ölschwang und die Bleiche in Ittenbeuren mit den<br />

Wohnhäusern von Julius und Georg Spohn durch Telefonleitungen verbunden 101 . 1887 erwarb<br />

Julius Spohn einen der ersten „sechspferdigen“ Motoren bei der Firma Daimler und später<br />

eines der ersten Daimler-Automobile. Die Verwendung elektrischen Lichts sollte er Jahre<br />

später zu einer Hauptbedingung für den Bau des Konzerthauses machen. In der Stadt<br />

Neckarsulm führte er als erster [ständige Wiederholung] eine elektrische Beleuchtung ein 102 .<br />

Die inmitten eines in Resten erhaltenen repräsentativen Parks stehende Spohn´sche Villa<br />

wurde 1953 von der Stadt Ravensburg erworben und dient seither als Teil des Mädchen- bzw.<br />

des heutigen Welfengymnasiums 103 . Ein in den 60er Jahren erwogener Abriss unterblieb<br />

glücklicherweise. Das Gebäude, durch den angrenzenden Neubau des Welfengymnasiums<br />

98 Vgl. Baupläne in: StadtA RV, HB Bü 226.<br />

99 Feuerversicherungsbuch Bd. 3. StadtA RV, C 3.<br />

100 Vgl. Julius Spohn – ein Leben zwischen Jute und Zement, S. 35.<br />

101 Vgl. RPr. v. 20.3. 1882. StadtA RV.<br />

102 Julius Spohn – ein Leben zwischen Jute und Zement.<br />

103 Vgl. Schwäbische Zeitung (Ausgabe Ravensburg) v. 11.6. 1954.

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