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Vom Handelslehrling zum Großindustriellen. Aufstieg, Repräsentation

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aufkommenden Maschinenpapierfabriken gesehen hatte, verkaufte nach dem Tod seiner<br />

Mutter 1843, die einen solchen Schritt zu Lebzeiten nicht gestattet hatte, das Spezereigeschäft<br />

„Spohn und Sohn“ an den Kaufmann Karl Heberle, um sich voll auf die Papierherstellung<br />

konzentrieren zu können; im Jahr darauf lief der Absatz denn auch wieder recht gut. Um zu<br />

erkunden, ob die Abwergspinnerei seines Bruders in großem Stil gewinnbringend betrieben<br />

werden könnte, ließ Johann Georg 1846 mehrere Vorspinnmaschinen in seiner Papiermühle<br />

aufstellen, während die übrigen Spinnmaschinen weiter im Lederhaus verblieben. Drei neue<br />

Spinnmaschinen sollten beim Ravensburger Schlosser Anton Erb, der vor allem für die<br />

Baumwollweberei und Weißstickerei „Zwerger & Deffner“ tätig war, bestellt werden. Im<br />

April 1846 war Christian Paul Spohn im Lederhaus an der Grenze seiner Kapazitäten<br />

angelangt; es wurde nun mehr Abwerg <strong>zum</strong> Verspinnen angeliefert, als im bestehenden<br />

Betrieb verarbeitet werden konnte. Wegen des wieder zurückgehenden Absatzes und der für<br />

eine Vergrößerung seines Werkes zu schlechten Aussichten entschloss sich der noch recht<br />

kapitalstarke Johann Georg Spohn 1847, die Papierherstellung aufzugeben, sich statt dessen<br />

mit seinem jüngeren Bruder zusammenzutun und im „Oberen Hammer“ eine neue große<br />

Abwergspinnerei einzurichten. Hier konnte man geschickt, vorhandene Gebäude und<br />

Wasserkraft nutzen, auch standen die nötigen Erweiterungsflächen zur Verfügung. Dazuhin<br />

[Darüber hinaus] leistete – wie aus dem erhaltenen Briefwechsel hervorgeht - der befreundete,<br />

aus Ravensburg stammende Esslinger Textilunternehmer Johannes Merkel 29 bedeutsame<br />

Starthilfe; er überließ eine Probemaschine und sandte auf Wunsch der Gebrüder Spohn als<br />

technischen Fachmann den Obermeister seines Esslinger Betriebs, Wilhelm Demmler, der<br />

sich schließlich für kurze Zeit (1848) mit ihnen assoziierte. Dank der Beziehungen Merkels<br />

konnten moderne Maschinen unter anderem im belgischen Gent und im elsässischen<br />

Mühlhausen erworben werden. Der renommierte Schweizer Ingenieur, Erfinder<br />

(Tangentialrad, Turbine für mittlere und große Fallhöhen) und Wasserkraftspezialist Walter<br />

Zuppinger, Abteilungsdirektor und schließlich Mitglied der Geschäftsleitung der Firma<br />

Escher Wyss und Cie. in Zürich, leistete den Gebrüdern Spohn vor Ort wichtige<br />

Beraterdienste in Bezug auf die Nutzung der Wasserkraft, die Kraftübertragung und den<br />

Einbau eines geeigneten Wasserrades 30 . 1849 ging die neue Abwergspinnerei voll in Betrieb.<br />

29 Johannes Merkel (1798-1879), der unter anderem 1827 den Ravensburger Liederkranz ins Leben gerufen<br />

hatte, begründete 1830 in Esslingen zusammen mit Conrad Wolf und Ludwig Kienlin die Firma Merkel & Wolf,<br />

eine Kammgarnspinnerei, Zwirnerei und ab 1836, Färberei. Ab 1836 nahm der Betrieb, in dem Merkel die<br />

kaufmännische Leitung innehatte, einen raschen Aufschwung; 1845 waren hier bereits rund 150 Arbeiter<br />

beschäftigt und es wurden 1600 Feinspindeln gezählt.<br />

Vgl. hierzu: Gert von Klass, Die Wollspindel. Ein schwäbisches Familienporträt, Tübingen 1955.<br />

30 Schreiben Johann Georg Spohns und Christian Paul Spohns an Johannes Merkel v. 30.3. 1847 bzw. 13.6.<br />

1847. Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, B 44, Bü 38. Zu Zuppinger: Max Preger, Walter Zuppinger –

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