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Vom Handelslehrling zum Großindustriellen. Aufstieg, Repräsentation

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Böllerschüsse vom Mehlsackturm, dann folgten ein Festzug, musikalische Darbietungen des<br />

Liederkranzes, die feierliche Übergabe der Schlüssel vom Architekten Fellner an den<br />

Stadtschultheißen Martin Springer, eine erste Besichtigung der prächtigen, in elektrisches<br />

Licht getauchten Innenräume, während wiederum der Liederkranz unter Beteiligung der<br />

Regimentskapelle aus der benachbarten Garnisonsstadt Weingarten den „Einzug der Sänger<br />

auf die Wartburg“ <strong>zum</strong> Besten gab. Es schlossen sich ein festliches Mittagessen und ein<br />

abendliches Bankett an; dabei wurden die eingegangenen Grußtelegramme, darunter das des<br />

württembergischen Königs, verlesen. Dem großen Mäzen Spohn, der trotz aller Widerstände<br />

unbeirrt am Konzerthausprojekt festgehalten hatte, wurde als Zeichen öffentlicher<br />

Anerkennung die Ehrenbürgerwürde der Stadt Ravensburg und - nicht zuletzt auf Betreiben<br />

des Ravensburger Stadtschultheißen Martin Springer - das Ritterkreuz Erster Klasse des<br />

Friedrichsordens verliehen 115 . Der Liederkranz ernannte ihn 1899 <strong>zum</strong> Ehrenmitglied. Bereits<br />

1888 hatte der württembergische König Karl Spohn mit dem Titel „Kommerzienrat“ geehrt.<br />

„Der Kommerzienratstitel - anders als ein Orden ständig präsent, in der Anrede, auf der<br />

Visitenkarte und im Briefkopf – suggerierte die gesellschaftliche Gleichrangigkeit mit den<br />

akademisch gebildeten Beamten“ 116 , verhieß „Vorteile im geschäftlichen Verkehr wie im<br />

gesellschaftlichen Umgang“ 117 und galt als „Symbol für die Zugehörigkeit zur ´besseren<br />

Gesellschaft´“ 118 . Der Staat versuchte mit derartigen Titelverleihungen „die Loyalität der<br />

Unternehmer zu erhalten und zu festigen“ 119 .<br />

Dieser 14. November 1897 war ein großer Tag für die damals rund 13.000 Einwohner<br />

zählende Stadt, die nun ein repräsentatives kulturelles Forum besaß, ein Mehrzweckbau nicht<br />

nur für Theateraufführungen und Konzerte, sondern auch für Vereinsaktivitäten, Bälle,<br />

Tagungen und Schulfeiern. Das kulturelle Leben nahm nun einen unübersehbaren<br />

Aufschwung und Ravensburg konnte auch in dieser Hinsicht seine historische Funktion als<br />

Metropole des südlichen Oberschwabens stärken. Bald zierte das neue Konzerthaus viele<br />

kunstvoll gestaltete Ansichtskarten und wurde in den touristischen Reise- bzw. Stadtführern<br />

als Sehenswürdigkeit ersten Ranges gewürdigt.<br />

Noch zwei Mal ermöglichte Julius Spohn großzügig weitere bauliche Verbesserungen des<br />

Konzerthauses. So stellte er 1899 die nötigen 33.000 Mark zur Verfügung, um den<br />

115 Vgl. HStAS, E 151/101, Bü 2915.<br />

116 Dirk Schumann, Bayerns Unternehmer in Gesellschaft und Staat, 1834-1914. Fallstudien zu Herkunft und<br />

Familie, politischer Partizipation und staatlichen Auszeichnungen, Göttingen 1992, S. 271f.<br />

117 Ebd., S. 272.<br />

118 Ebd., S. 262.<br />

119 Ebd., S. 272.

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