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Vom Handelslehrling zum Großindustriellen. Aufstieg, Repräsentation

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unkonventionellen Art einmal mehr die Initiative und brachte, eigenmächtig gewiss, das<br />

Projekt einen mächtigen Schritt nach vorn.<br />

Während einer Reise nach Zürich hatte er im Oktober 1895 die eben fertig gestellte, von den<br />

Wiener Architekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer erbaute Tonhalle besichtigt und<br />

war von diesem Bau derart angetan, dass er mit den beiden Architekten in Verbindung trat. Im<br />

November desselben Jahres reiste Spohn nach Wien und erreichte mit seiner energischen Art<br />

eine Zusage des in ganz Mitteleuropa renommierten Architektenbüros. In den 25 Jahren seit<br />

1870 hatten Fellner und Helmer 114 vor allem in Österreich-Ungarn unzählige repräsentative<br />

Theater und Opernhäuser errichtet, unter anderem in Wien, Budapest, Karlsbad, Agram<br />

(Zagreb), Varasdin, Temeschburg, Brünn, Reichenberg, Szeged, Prag, Salzburg, aber auch in<br />

Augsburg, Berlin (Komische Oper), Wiesbaden, Hamburg, Fürth und Zürich. Die Zusage für<br />

das kleine Ravensburg war um so bemerkenswerter, als hier im Vergleich zu den allermeisten<br />

anderen Städten nur eng bemessene Geldmittel zur Verfügung standen. <strong>Vom</strong> Bauvolumen her<br />

sollte das Ravensburger Konzerthaus eines der kleinsten Bauwerke dieser Art von Fellner und<br />

Helmer werden.<br />

Die Architekten verpflichteten sich, die nötigen „Eingabe- und Bauzeichnungen“ für 6.000<br />

Mark anzufertigen; der Kostenvoranschlag für den Theaterbau wurde auf 150.000 Mark<br />

angesetzt. Nun trat Spohn mit dem Plan an die zunächst überraschte, ja geradezu<br />

überrumpelte Ravensburger Öffentlichkeit heran und begann sogleich Wege zur Finanzierung<br />

des großen Vorhabens zu sondieren.<br />

Zu einer Vorbesprechung lud er zunächst rund 120 Honoratioren der Stadt, <strong>zum</strong>eist „kapital-<br />

und trinkkräftige Herren“ wie die örtlichen Zeitung vermeldete, in das erste Haus am Platz,<br />

das „Bahnhofshotel Hildenbrand“, ein und bereits kurze Zeit später, am 16. Dezember 1895,<br />

wurde eine „Aktiengesellschaft“ unter dem Namen „Saalbauverein Ravensburg“ gegründet.<br />

Sie hatte sich <strong>zum</strong> Ziel gesetzt, „einen Saalbau, verbunden mit Theater zu erstellen und<br />

denselben mit Wirthschaftsbetrieb nach Bedürfnis zu verwalten und für öffentliche Zwecke<br />

zur Verfügung zu stellen“. Das Aktienkapital war auf 130.000 Mark fixiert und sollte in 260<br />

Aktien zu je 500 Mark zur Zeichnung aufgelegt werden. Stadtrat und Bürgerausschuss<br />

wurden gebeten, ab 1896 jährlich 3.000-4.000 Mark <strong>zum</strong> schrittweisen Erwerb der Aktien im<br />

städtischen Haushalt einzuplanen. In der Bürgerschaft und den städtischen Gremien gingen<br />

die Meinungen krass auseinander. Der örtliche Oberschwäbische Anzeiger wies kritisch und<br />

mahnend darauf hin, dass mit einer derartigen Einrichtung keine oder nur geringe<br />

Überschüsse erwirtschaftet werden könnten, dass neben dem Rückkauf der Aktien ein<br />

114 Zu Fellner und Helmer: Hans-Christoph Hoffmann, Die Theaterbauten von Fellner und Helmer, München<br />

1966.

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