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Vom Handelslehrling zum Großindustriellen. Aufstieg, Repräsentation

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adligen Patriziergesellschaft <strong>zum</strong> Esel, in der sozialen Hierarchie der Reichsstadt weiter auf 4 .<br />

Sein Vermögen bewegte sich aber in den Jahren bis 1800 ausweislich der Steuertabellen<br />

verglichen mit seinen Standesgenossen noch im Mittelfeld 5 . Das alte Handlungshaus „Spieler<br />

und Sohn“ wurde 1793 aufgelöst. Die Witwe Spieler überließ den beiden bisherigen<br />

Teilhabern – das waren seit 1784 ihre Schwiegersöhne Johann Michael Spohn und Tobias<br />

Ludwig Kienlin – das Vermögen der Firma hälftig zur Nutznießung gegen eine jährliche<br />

Verzinsung zu 1,5 %. An Liegenschaften erhielt Spohn unter anderem das damals auf rund<br />

7.000 fl. geschätzte repräsentative Spieler´ sche Wohn- und Geschäftshaus in der Kirchstraße<br />

nahe dem Rathaus sowie das Felix- und Sempergut außerhalb der Stadtmauern zur<br />

Nutznießung 6 . Nach dem Tod der Witwe Spieler 1796 schied Tobias Ludwig Kienlin aus dem<br />

Geschäft aus und eröffnete mit Hilfe seines Erbteils ein neues Spezereigeschäft im<br />

Nachbargebäude in der Kirchstraße. Die Tradition des Handlungshauses Spieler wurde nun<br />

von Johann Michael Spohn und seinem Sohn Andreas (1775-1814) unter dem Namen „Spohn<br />

& Sohn“ weitergeführt.<br />

1802 endete für Ravensburg nach mehr als 500 Jahren die reichsstädtische Zeit. Im Vorgriff<br />

auf den Reichsdeputationshauptschluss kam die lediglich noch etwa 3.400 Einwohner<br />

zählende, hoch verschuldete Stadt unter bayerische Landesherrschaft. Wenig später fielen<br />

auch die zahlreichen verbliebenen Privilegien des zahlenmäßig bereits stark ausgezehrten<br />

Ravensburger Patriziats, eine [2 Sätze; ...Patriziats. Eine...] neue, zuvor schon einflussreiche,<br />

dem Handels- und Bildungsbürgertum entstammende und zu liberalen Prinzipien tendierende<br />

Elite übernahm nun endgültig das Ruder in der Kommunalpolitik. Andreas Spohn wurde in<br />

dem 1807 unter Bayern eingerichteten Ravensburger Bürgermilitär die Funktion eines<br />

Hauptmanns der „Schützen-Compagnie“ übertragen 7 . Doch bereits drei Jahre später, 1810,<br />

wechselte für Ravensburg noch einmal die Landesherrschaft. Die Stadt wurde<br />

württembergisch. Zu dem dreiköpfigen Ausschuss, der nach der Inbesitznahme der Stadt im<br />

November 1810 König Friedrich I. in Stuttgart die Huldigung darbrachte, gehörte auch der<br />

mittlerweile 62-jährige Johann Michael Spohn 8 . Für die ja aus Altwürttemberg stammende,<br />

protestantische Familie Spohn scheint Württemberg der gewünschte neue Landesherr für die<br />

4<br />

Vgl. StadtA RV, Bü 1307, 1309. Zur „Ballengesellschaft“: Peter Eitel, Die Ravensburger „Ballengesellschaft“.<br />

Eine Zwischenstufe im Sozialgefüge der reichsstädtischen Bürgerschaft, in: Stadtverfassung, Verfassungsstaat,<br />

Pressepolitik. Festschrift für Eberhard Naujoks <strong>zum</strong> 65. Geburtstag, hrsg. v. Franz Quarthal/Wilfried Setzler,<br />

Sigmaringen 1980, S. 111-120.<br />

5<br />

Vgl. Rudolf Waentig/Hans Kohde, Ein Beitrag, S. 8.<br />

6<br />

Vgl. ebd., S. 10f.<br />

7<br />

Vgl. Johann Georg Eben, Versuch einer Geschichte der Stadt Ravensburg von Anbeginn bis auf die heutigen<br />

Tage, mehrere Lieferungen, Ravensburg 1830-1835, Ndr. in zwei Bänden Ravensburg/Oggelshausen 1987, Bd.<br />

II, S. 411.<br />

8<br />

Vgl. Rudolf Waentig/Hans Kohde, Ein Beitrag, S. 8.

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