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Vom Handelslehrling zum Großindustriellen. Aufstieg, Repräsentation

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gediegenen Einrichtung und Ausstattung der beiden Rektorate mit Wandvertäfelung,<br />

Diplomatenschreibtisch, Stehpult, Diwan, Standuhr, Bibliotheksschrank, Lüster,<br />

Handwaschbecken und schönen Teppichen haben sich wesentliche Teile erhalten. Vornehm<br />

und würdig nimmt sich bis heute die Halle im Erdgeschoss aus, bedauerlicherweise ist der<br />

Jugendstilbrunnen heute nur noch ein Torso. An die Halle schließt sich östlich ein 31 Meter<br />

langer und 4,5 Meter breiter, kreuzgratgewölbter Wandelgang an, die sich nach Süden zu<br />

einer schön angelegten und als Schulhof dienenden Terrasse hin öffnet. Der Wandelgang<br />

sollte „auch bei schlechtem Wetter eine ausgiebige Lungenerfrischung für die Jugend<br />

bieten“ 137 . Weitere Beispiele für die gestalterische Qualität der Innenausstattung sind die<br />

Treppengeländer aus bearbeitetem Beton mit schmiedeeisernen Zierfeldern sowie unter<br />

deutlichem Jugendstileinfluss die schmiedeeisernen Lüftungsgitter einiger Heizkörper,<br />

zahlreiche Lampen, die oberen Türrahmungen und die 1916 angebrachte Stiftertafel (mit<br />

einem Porträtrelief Julius Spohns) in der Halle. Decken und Fußböden betonen ihrerseits die<br />

architektonische Gliederung des Grundrisses, die Wände sind bis auf eine Höhe von 1,55<br />

Metern mit grünen Fliesen belegt, um so das jährliche Neustreichen zu vermeiden. Ein<br />

besonderer Stolz waren jedoch die Erdbeben-, Stern- und Wetterwarte, das kleine<br />

Lehrschwimmbecken mit Duschbad, die Ausstattung der naturwissenschaftlichen Lehrräume<br />

mit modernen physikalischen und chemischen Apparaten und schließlich ein kleiner<br />

botanischer Garten.<br />

Nach Osten steht liegt [!] als separater Baukörper die Turnhalle, ein Saalbau mit hohen<br />

Rechteckfenstern und Walmdach, der, an zwei Seiten mit Emporen versehen, auch als Aula<br />

dienen sollte; für größere Schulfeiern war das nahegelegene Konzerthaus vorgesehen.<br />

Demgemäß sollte auch die lang zuvor geplante Einweihung am 12. September 1914 zu einer<br />

Manifestation des Bürgerstolzes werden: Feierliche Gemeinderatssitzung, Gottesdienste, Zug<br />

der Schüler vom alten <strong>zum</strong> neuen Gymnasium, Festakt in der neuen Turnhalle, Rundgang<br />

durch das neue Haus, Festmahl im Konzerthaus, Theateraufführung der Schüler,<br />

Glockengeläut, Böllerschüsse vom Mehlsack und Festbeflaggung 138 ; Oberbürgermeister<br />

Andreas Reichle hoffte sogar auf die Anwesenheit des Königs 139 . Doch daraus wurde nichts,<br />

denn wenige Wochen zuvor hatte der Erste Weltkrieg begonnen und Julius Spohn bat bereits<br />

am 3. August 1914 ausdrücklich darum, nun von einer öffentlichen Feier abzusehen und<br />

137 Ebd., S. 349.<br />

138 Vgl. Oberschwäbischer Anzeiger (Ausgabe Ravensburg) v. 24.7. 1914.<br />

139 Vgl. HStAS, E 200, Bü 527; Schreiben von Oberamtmann Stiefenhofer vom 24.7. 1914.<br />

HStAS, E 14, Bü 436, Nr. 15.

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