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48 SEERAUM<br />

DER STOLLEN IN ZAHLEN<br />

Die Dimensionen des Projektes sind erstaunlich.<br />

Hier ein paar Zahlen zur Größe der Anlage:<br />

Stollenbreite: ca. 2–25 m, Höhe: ca. 2–10 m,<br />

Gesamtlänge: 3,6 km (heute zugänglich). Insgesamt<br />

hat der Stollen eine Länge von etwa<br />

4,3 km. Davon können mit dem Auto 2,5 km<br />

und mit dem LKW 1,5 km befahren werden. Es<br />

gab einen großen Haupt- und 17 Querstollen<br />

mit etwa acht Haupt- und Nebeneingängen.<br />

Eine geplante Stromversorgung über einen<br />

versteckten Zugang im Wald wurde nicht<br />

mehr realisiert.<br />

sichtbar zu machen. Da es sich nicht gerade um kleine<br />

Bauteile handelte, die man dort herstellen wollte, musste<br />

ein geeigneter Ort gefunden werden, der leicht zu bearbeiten<br />

war und perfekt versteckt lag. Hier bot sich<br />

Überlingen an.<br />

Ein Vorteil der Lage war unter anderem die Nähe zur<br />

Schweiz. Davon profitierte auch die nördliche Seite des Sees.<br />

Bombenangriffe und Überwachungsflüge fanden zwar statt,<br />

das Versteck zu bombardieren, war aber aufgrund der Verdunkelung<br />

von Konstanz deutlich schwieriger. Man wollte<br />

nicht versehentlich in Konflikt mit der Schweiz geraten.<br />

Wichtigster Grund für die Wahl des Standorts war sicherlich<br />

der weiche Molassefels oder Sandstein, wie er auch genannt<br />

wird, denn dieser sollte den Druck von Bomben absorbieren<br />

und bot zudem ein schnelles Vorankommen<br />

beim Bau einer unterirdischen Anlage. Es war schließlich<br />

keine Zeit bei der Errichtung dieses Bauwerkes zu verlieren.<br />

Ferner konnte der Aushub kurzerhand in den See geschüttet<br />

werden. Davon zeugen heute noch Loren im Stollen<br />

sowie auf dem einstigen Campingplatz, der der Landesgartenschau<br />

im Jahre 2021 weichen musste. Durch die<br />

Bahngleise konnte man Rohmaterial für den Bau des Stollens<br />

schnell zu- und ausbringen und die Fertigprodukte<br />

rasch abtransportieren. Immerhin waren damals um die<br />

100.000 qm Produktionsfläche geplant.<br />

Dunkles Kapitel der Stadtgeschichte<br />

Gebaut haben den Stollen etwa 800 Häftlinge aus dem Konzentrationslager<br />

Dachau in Bayern. Die Zwangsarbeiter<br />

wurden im Herbst 1944 aus Dachau nach Überlingen gebracht,<br />

wo sie in einem eigens dafür errichteten Lager mit<br />

Baracken – etwas unterhalb des heutigen Krankenhauses<br />

– untergebracht waren. Jeden Morgen wurden die Insassen<br />

des Lagers, von Wach-Personal und Wachhunden geleitet,<br />

durch die Straßen von Überlingen zum Stollen geführt.<br />

Es gibt hierzu noch lebendige Beschreibungen davon,<br />

wie der allmorgendliche Tross die Stadt hinunterlaufen<br />

und abends denselben Weg zurück antreten musste.<br />

© Hubert Domin

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