smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 02/2024
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Architektur<br />
<strong>smartLiving</strong>.<br />
ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />
• Technische Qualität (z. B. Qualität der Gebäudehülle)<br />
• Prozessqualität (z. B. Qualitätssicherung der Bauausführung)<br />
• Standortqualität (z. B. Verkehrsanbindung)<br />
(Detaillierte Informationen hierzu finden Sie auf der offiziellen<br />
Website dgnb-system.de.)<br />
NACHHALTIGES BAUEN –<br />
WIE SIEHT DIE ARCHITEKTUR DER ZUKUNFT AUS?<br />
Nachhaltigkeit ist ein Begriff, mit dem wir uns immer wieder<br />
konfrontiert sehen – so auch beim Thema Bau und Immobilien.<br />
Zu Recht, denn ein Hausbau sowie die anschließende<br />
Nutzung und Instandhaltung sind sehr ressourcenaufwändig.<br />
Dies muss allerdings nicht zwingend sein, weshalb sich das Konzept<br />
des nachhaltigen Bauens etabliert. Wo konventionelle Baukonzepte<br />
an ihre Grenzen stoßen, eröffnet nachhaltiges Bauen<br />
neue Möglichkeiten für eine dauerhafte und umweltschonende<br />
Bebauung von Flächen. Doch ab wann wird von nachhaltigem<br />
Bauen gesprochen? Was braucht es, damit ein Gebäude eine gute<br />
Ökobilanz aufweist? Wer bewertet dies? Damit befassen wir uns<br />
in diesem Artikel!<br />
WAS IST NACHHALTIGES BAUEN?<br />
Begrünte Dachterrassen und vertikale Gärten an Häuserwänden<br />
– diese Bilder kommen den meisten als erstes in den Sinn,<br />
wenn von grüner Architektur und nachhaltigem Bauen gesprochen<br />
wird. Ein bekannter Schauplatz für solch begrünte<br />
Hochhäuser ist zum Beispiel Singapur. Die Stadt setzt bei vielen<br />
Gebäuden auf begrünte Fassaden, die vor Hitze und Sonneneinstrahlung<br />
schützen, und gleichzeitig wertvollen Sauerstoff<br />
in der Großstadt produzieren sollen.<br />
Die Definition für nachhaltiges Bauen gibt es jedoch nicht. Im<br />
Kern kommt es darauf an, den Energie- sowie den Ressourcenverbrauch<br />
zu reduzieren und die Umwelt zu jedem Zeitpunkt<br />
so gering wie möglich zu belasten. Dies gilt demnach nicht nur<br />
für den Bau selbst, sondern für den gesamten Lebenszyklus des<br />
Hauses (Bau – Nutzung – Rückbau).<br />
VERTIKALER GARTEN – BEPFLANZTE FASSADE<br />
AN EINEM MODERNEN BÜROGEBÄUDE<br />
Denn grüne Fassaden allein machen ein Gebäude noch nicht<br />
nachhaltig. Das weiß auch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges<br />
Bauen (DGNB), die Gebäude in Deutschland anhand<br />
bestimmter Kriterien hinsichtlich ihrer gesamtheitlichen Nachhaltigkeit<br />
bewertet. Das darauf beruhende Zertifizierungssystem<br />
des DGNB eV ermöglicht es, nachhaltiges Bauen in Deutschland<br />
mess- und vergleichbar zu machen.<br />
Die Non-Profit-Organisation hat es sich dabei außerdem zur<br />
Aufgabe gemacht, ökologisches Bauen in der Architektur nicht<br />
nur in der Konstruktions-, sondern auch in der Planungs- und<br />
Nutzungsphase zu unterstützen. Wie nachhaltige Architektur<br />
der Zukunft auszusehen hat, wird an ökologischen, ökonomischen<br />
sowie soziokulturellen Faktoren ausgerichtet. Zu den Bewertungskriterien<br />
der DGNB zählen:<br />
• Ökologische Qualität (z. B. Ökobilanz des Gebäudes)<br />
• Ökonomische Qualität (z. B. gebäudebezogene Kosten<br />
im Lebenszyklus)<br />
• Soziokulturelle & funktionale Qualität<br />
(z. B. Innenraumluftqualität)<br />
WICHTIGE ASPEKTE NACHHALTIGER ARCHITEKTUR<br />
1. Ressourceneffizienz<br />
Wie nachhaltig die Bauweise eines Gebäudes ist, wird auch anhand<br />
der Ressourcen bemessen, die für den Bau verwendet werden.<br />
Nachhaltiges Bauen zeichnet sich vor allem dadurch aus,<br />
dass sehr bewusst qualitativ hochwertige und schadstofffreie<br />
beziehungsweise -arme Baustoffe genutzt werden. Diese sollten<br />
aus erneuerbaren Quellen stammen und bei der Gewinnung und<br />
beim Transport möglichst geringe Umweltschäden und Energiekosten<br />
verursachen. Um die Nachhaltigkeit der Baustoffe zu unterstützen,<br />
müssen sie zudem eine hohe Lebensdauer aufweisen<br />
und umweltfreundlich entsorgt oder wiederverwendet werden<br />
können. Nachhaltiges Bauen mit Holz und das Verwenden nachhaltiger<br />
Materialien in der Architektur werden in diesem Zusammenhang<br />
immer beliebter.<br />
2. Energieeffizienz<br />
Umweltfreundlicher Hausbau zielt darauf ab, dass Gebäude<br />
langfristig möglichst CO 2<br />
-neutral sind. Je weniger Ressourcenverbrauch<br />
ein nachhaltiges Haus bei der Energieversorgung<br />
verursacht, desto besser. Eine vernünftige Isolierung, ausgefeilte<br />
Energiesparkonzepte mit klimafreundlichem Ökostrom<br />
und Ökogas und nachhaltige Heiztechnik sind wichtige Bestandteile.<br />
Es geht hierbei nämlich nicht nur um das bloße<br />
Sparen von Energie.<br />
Denn nachhaltiges Bauen soll den Anspruch verfolgen, dass die<br />
ökologischen Häuser ihre benötigte grüne Energie selbst produzieren<br />
oder möglichst klimafreundlich von außen beziehen<br />
können. Sei es durch Photovoltaik-Zellen auf der Sonnenseite<br />
des Gebäudes, Windkraftwerke auf den Dächern von Wolkenkratzern<br />
oder beispielsweise durch Fern- und Nahwärme. Maßnahmen<br />
wie diese können nicht nur bei Neubauten realisiert,<br />
sondern auch durch Sanierungen erreicht werden und damit den<br />
gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes positiv beeinflussen.<br />
3. Ganzheitlichkeit<br />
Im Sinne der Gebäudeeffizienz wird außerdem der ganzheitliche<br />
Lebenszyklus nachhaltiger Architektur begutachtet. Um ein<br />
nachhaltiges Haus zu bauen, sollte in allen Phasen des Lebenszyklus<br />
auf eine optimierte Nutzung von Rohstoffen und Energie geachtet<br />
werden. Das betrifft die Planung, Konstruktion, Nutzung<br />
und den Rückbau. Der Umweltschutz sollte zu jeder Zeit berücksichtigt<br />
und ernst genommen werden. Auch der Standort und<br />
die Art der Nutzung spielen bei der ganzheitlichen Betrachtung<br />
nachhaltiger Architektur eine entscheidende Rolle. Aber auch<br />
Dinge wie das Abwasseraufkommen oder die allgemeine Marktfähigkeit<br />
sind wichtig für die Vergabe eines DGNB-Zertifikats.<br />
Die begrünten Zwillingstürme „Bosco Verticale“ in Mailand:<br />
Geplant wurden die Hochhaustürme von dem italienischen<br />
Architekten Stefano Boeri und seinen Partnern zur EXPO 2014.<br />
Mit Photovoltaik-Zellen auf der Sonnenseite sollen Gebäude<br />
ihre Energie selbst produzieren.<br />
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Foto: Halfpoint – www.stock.adobe.com<br />
Fotos: Arcansél, Marina Lohrbach – www.stock.adobe.com<br />
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