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2 Das Beratungsangebot als Grundlage der explorativen Studie - WZB

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„warum arbeitslosen Menschen, die auch <strong>als</strong> Bürgerarbeiter staatlich finanziert werden,<br />

nicht gleich eine reguläre Erwerbstätigkeit angeboten werden sollte, für die öffentliche<br />

und private Unternehmen einen Zuschuss von <strong>der</strong> Arbeitsverwaltung erhalten<br />

(wobei auch Qualifizierungsmaßnahmen ‚on-the-job‘ angestrebt werden sollten).<br />

Eine solche gezielte ‚Lohn-Subvention‘ würde bei <strong>der</strong> Schaffung zusätzlicher<br />

Arbeitsplätze ja durchaus mehr Innovationen zulassen <strong>als</strong> auf dem ‚zweiten‘ und<br />

‚dritten‘ Arbeitsmarkt heute üblich ist“. Die Vorschläge <strong>der</strong> Kommission könnten<br />

für gut gebildete Ehrenamtliche attraktiv sein, „einschließlich <strong>der</strong> Arbeitslosen mit<br />

Hochschulabschluss, die bereits jetzt zur Hälfte ehrenamtlich aktiv sind – im Gegensatz<br />

zu nur 20 Prozent <strong>der</strong> Arbeitslosen ohne Schulabschluss. Für schlecht qualifizierte<br />

Arbeitslose könnte Bürgerarbeit dagegen ein neues Dilemma darstellen: Ihnen<br />

bleibt Erwerbsarbeit weiterhin verschlossen und sie finden möglicherweise auch<br />

keinen Gemeinwohl-Unternehmer, <strong>der</strong> an ihren Fähigkeiten Interesse hätte. Diese<br />

Gruppe wäre <strong>als</strong>o doppelt stigmatisiert – während <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil <strong>der</strong> Arbeitslosen<br />

einfachste Tätigkeiten <strong>als</strong> Bürgerarbeit ausüben würde, die aber schlechter bezahlt<br />

wären <strong>als</strong> am normalen Arbeitsmarkt. In diesem Fall müsste man ehrlicherweise von<br />

‚Arbeitspflicht‘ sprechen“ (Wagner 1998).<br />

Bei <strong>der</strong> Vision <strong>der</strong> Kommission findet Krupp (1998), dass „die Funktion einer freiwilligen<br />

Form <strong>der</strong> ja ohnehin gegebenen gemeinwohlorientierten Arbeit von Sozialhilfeempfängern<br />

(...) unklar bleibt“. „Schließlich ist zu berücksichtigen, dass an an<strong>der</strong>er<br />

Stelle des Berichts eine Sozialhilfesenkung gefor<strong>der</strong>t wird, um die Anreize zur<br />

Erwerbsarbeit wie<strong>der</strong> zu verstärken. Damit wird eben doch deutlich, dass Bürgerarbeit<br />

kein Ersatz für Erwerbsarbeit sein kann und <strong>als</strong> Ersatz für soziale Angebote nur<br />

missbraucht würde.“ Krupps Zusammenfassung: „Mit einer Mischung aus Einkommen<br />

auf Sozialhilfeniveau und freiwilligem Engagement kann man aber die<br />

heute mehr denn ja gefragten sozialen Dienste nicht ersetzen.“<br />

In Berlin veröffentlichte die Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und<br />

Frauen (1998) eine „Streitschrift wi<strong>der</strong> die Kommission für Zukunftsfragen <strong>der</strong><br />

Freistaaten Bayern und Sachsen“, die auf „die Sackgassen <strong>der</strong> Zukunftskommission“<br />

hinwies. Einer <strong>der</strong> vielen Aspekte ihrer Kritik war die Befürchtung, dass Bürgerarbeit<br />

zur Verdrängung von Frauen aus dem Arbeitsmarkt dienen könnte.<br />

Priller und Zimmer (1997) erscheinen Ansätze und Konzepte durchaus überlegenswert,<br />

die den dritten Sektor <strong>als</strong> Alternative zum herkömmlichen Arbeitsmarkt betrachten,<br />

ihm aber dabei keine perspektivlose „Parkplatz- und Abschiebefunktion“<br />

zuweisen. Allerdings sei es mit solchen Konzepten nicht zu garantieren, dass das<br />

bisherige Lohnniveau aufrechterhalten werden könne. Maßnahmen, die auf eine<br />

zwangsweise Verpflichtung <strong>der</strong> Bürger zu gesellschaftlicher Arbeit im dritten Sektor<br />

hinauslaufen, seien skeptisch zu beurteilen. Mit einer Großoffensive „Arbeit statt<br />

Sozialhilfe“ würden – rein rechnerisch betrachtet – die 1,5 Millionen Personen, die<br />

Sozialhilfe beziehen, den Umfang des dritten Sektors mehr <strong>als</strong> verdoppeln. Ein solcher<br />

plötzlicher Anstieg wäre für die Organisationen schwer zu bewältigen. Der<br />

Prozess wäre mit umfassenden Investitionen in Schulung und Ausbildung flankiert.<br />

Abgesehen davon wäre ein <strong>der</strong>artiges Verfahren nicht mit <strong>der</strong> Philosophie und dem<br />

Selbstverständnis des dritten Sektors in Einklang zu bringen. Es wäre eine genuin<br />

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