2 Das Beratungsangebot als Grundlage der explorativen Studie - WZB
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1 Einige Rahmendaten<br />
1.1 Zahlen<br />
Erwerbslose engagieren sich in geringerem Maße <strong>als</strong> die Bevölkerung im Durchschnitt:<br />
24 Prozent <strong>der</strong> Erwerbslosen sind in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n und 22 Prozent<br />
in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n ehrenamtlich aktiv. Durchschnittlich sind 34 Prozent<br />
<strong>der</strong> Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahre in den alten und 28 Prozent in den<br />
neuen Bundeslän<strong>der</strong>n bürgerschaftlich engagiert (Gensicke 1999).<br />
Obwohl Erwerbslose bei den Ehrenamtlern bundesweit unterrepräsentiert sind,<br />
stieg ihr Anteil an den Ehrenamtlichen seit Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre, wie eine Analyse<br />
des Sozio-oekonomischen Panels durch Erlinghagen (2000) zeigt. Diesen Trend<br />
bestätigen die Besucherzahlen <strong>der</strong> Berliner Freiwilligenagentur „Treffpunkt Hilfsbereitschaft“,<br />
einer <strong>der</strong> ältesten Freiwilligenagenturen Deutschlands. Dort ist <strong>der</strong> Anteil<br />
<strong>der</strong> Erwerbslosen zwischen 1993 und 1999 von 13 auf 32 Prozent gestiegen<br />
(Jahresberichte des „Treffpunkts Hilfsbereitschaft“, interne Dokumentation). Im<br />
Jahr 2000 ging <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Erwerbslosen auf 23,8 Prozent zurück, sie stellen aber<br />
immer noch die größte Besuchergruppe dar (Angestellte 22,3 Prozent, Rentner 14,9<br />
Prozent).<br />
In den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n stellen erwerbslose Ehrenamtliche oft bis zu 70 Prozent<br />
<strong>der</strong> Besucher von Freiwilligenagenturen; im Westen bleibt ihr Anteil meist<br />
niedriger (Hesse 1999b).<br />
<strong>Das</strong>s ostdeutsche Erwerbslose eher den Kontakt zu Organisationen, die ihre Interessen<br />
vertreten, <strong>als</strong> Erwerbslose im Westen suchen, bestätigen Reister, Nikolaus<br />
und Klippstein (2000). Im Osten lebe zwar nur ein Drittel <strong>der</strong> vier Millionen Arbeitslosen,<br />
aber rund die Hälfte aller Beratungsstellen (429) und Selbsthilfegruppen<br />
(288) befinde sich dort. Mehr <strong>als</strong> tausend Menschen seien haupt- o<strong>der</strong> ehrenamtlich<br />
auf diesem Gebiet tätig. Fast 10.000 Leute gehörten im Osten Arbeitslosenvereinen<br />
an, darunter ein hoher Anteil von Frauen.<br />
1.2 Unterschiedliche Verarbeitungsstile <strong>der</strong> Erwerbslosigkeit: <strong>der</strong><br />
Entrepreneur, <strong>der</strong> Überlebende und <strong>der</strong> Leidende<br />
In <strong>der</strong> sozialwissenschaftlichen Fachliteratur werden die Folgen <strong>der</strong> Erwerbslosigkeit<br />
überwiegend <strong>als</strong> negativ beschrieben. Die Marienthal-<strong>Studie</strong> über Arbeitslose<br />
aus den 30er Jahren (Jahoda et al. 1975, Neuauflage) gilt <strong>als</strong> klassische Referenz für<br />
diesen negativen Ansatz. In ihrer Publikation „Müßiggangster“ beschreibt jedoch<br />
die informelle Berliner Bewegung <strong>der</strong> „Glücklichen Arbeitslosen“, dass Arbeitslosigkeit<br />
auch positive Aspekte haben kann, sofern eine hinreichende existentielle Ab-<br />
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