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2 Das Beratungsangebot als Grundlage der explorativen Studie - WZB

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men“ arbeiten, zum Beispiel einen Freund psychologisch betreuen, Englisch-Unterricht<br />

für eine arbeitslose Freundin geben. Für den Verein „Friends of English<br />

Opera“ würde sie gerne ehrenamtlich – maximal sechs Stunden pro Woche – arbeiten,<br />

„um zu lernen, wie man englische Geschäftsbriefe schreibt“.<br />

Fazit<br />

Für Frau Nr. 2 war die ehrenamtliche Arbeit ein lehrreicher „Zwischenschritt“. <strong>Das</strong><br />

dort erlebte „positive Arbeitsklima“ gab ihr wie<strong>der</strong> den Anschluss an die Erwerbsarbeit.<br />

Herr Nr. 3: „Hilf Dir selbst, dann kannst Du an<strong>der</strong>en helfen“<br />

Der 36-jährige Herr Nr. 3 nimmt Adressen aus dem Handwerker- und Kin<strong>der</strong>bereich<br />

mit. Für das Interview schlägt er ein Lokal auf halber Strecke zu seiner Wohnung<br />

vor.<br />

Erstes Interview am 2. März<br />

Der kin<strong>der</strong>lose, seit Dezember 1999 arbeitslose Herr Nr. 3 wurde in <strong>der</strong> DDR zum<br />

Schlosser ausgebildet. Wegen eines Fluchtversuchs war er 1987 zehn Monate aus<br />

politischen Gründen inhaftiert. Mit 22 Jahren wurde er durch die BRD „freigekauft“.<br />

1988 hat er „relaxed“, um sich „von <strong>der</strong> Haft zu erholen“. Dann folgten<br />

zwei Jahre in einer schweizerischen Blechfirma, eine dreijährige Ausbildung zum<br />

Erzieher in Berlin, ein Jahr Praktikum und eine ABM-Stelle. Zwischendurch machte<br />

er auch „Pausen“, in denen er jobbte o<strong>der</strong> Sozialhilfe bezog. Er möchte ehrenamtlich<br />

arbeiten, um nicht „Geld vom Staat für Nichtstun zu bekommen“. Gleichzeitig<br />

sei er nicht bereit, „jeden Job anzunehmen“. Aber er helfe gerne an<strong>der</strong>en Leuten,<br />

um „sein buddhistisches Karma zu verbessern“. Sein Engagement entstehe auch<br />

dadurch, dass er Single sei. Ansonsten hätte er keine Zeit für ehrenamtliche Arbeit.<br />

Er würde auch sein Engagement stoppen, falls er eine Umschulung o<strong>der</strong> eine bezahlte<br />

Arbeit bekäme, die ihm Spaß mache. Und Zeit brauche er auch, „um zwei-<br />

bis dreimal die Woche Schach zu spielen“. Der Besuch beim „Treffpunkt Hilfsbereitschaft“<br />

kam „fast aus <strong>der</strong> Notlage“, weil er nicht zufrieden sei und sich verän<strong>der</strong>n<br />

möchte. Jedoch sehe er nicht ein, dass er „sich für eine ehrenamtliche Arbeit<br />

wie bei <strong>der</strong> Telefonseelsorge extra qualifizieren“ müsse. <strong>Das</strong> würde er „nur für eine<br />

Aussicht auf Lohn und Brot“ tun.<br />

Zweites Interview am 6. Juni<br />

Herr Nr. 3 hat keine Telefonnummern aus dem „Treffpunkt Hilfsbereitschaft“ angerufen.<br />

Er habe den Frühling am See, auf dem Fahrrad und beim Trance-Techno-<br />

Tanzen genossen. Wegen seiner Knasterfahrung ertrage er nicht, „beim schönen<br />

Wetter eingesperrt zu sein“. „Es ist ein großes Freiheitsbedürfnis, <strong>als</strong> ob ich etwas<br />

nachholen musste, obwohl es zehn Jahre her ist.“ Wenn er eine Arbeit hätte, die<br />

ihm gefiele, „wäre es schon an<strong>der</strong>s“. Aber alles, was ihm Spaß machen würde, habe<br />

er schon versucht, und es habe nie geklappt: entwe<strong>der</strong> weil er zu alt sei, kein Abitur<br />

habe, sich mit dem Chef streite, seine Augen das Neon-Licht wie im Knast nicht<br />

mehr ertragen o<strong>der</strong> nicht die richtigen Beziehungen habe. Zwar helfe er seiner 60-<br />

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