1. - Geschichtswerkstatt Europa
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te entstanden. Ihn hatte die ultranationalistische<br />
Ustaša-Bewegung regiert, die während der vier<br />
Kriegsjahre seines Bestehens eine Politik des Völkermordes<br />
gegen Serben, Juden und Roma in die<br />
Tat umgesetzt hatte. 7 Auf der Suche nach Anknüpfungspunkten<br />
kroatischer Staatstradition stolperte<br />
man zu Anfang der 90er Jahre nahe liegender Weise<br />
über den NDH, dessen geschichtliche Wirklichkeit<br />
die serbische Propaganda jedoch im Krieg mit<br />
Kroatien zur Diffamierung eines von Belgrad unabhängigen<br />
kroatischen Staates heranzog. Obwohl<br />
man sich in Kroatien offiziell vom NDH distanziert,<br />
treten weiterhin von Teilen der Gesellschaft gehegte<br />
Sympathien mit der Ustaša bei bestimmten<br />
Anlässen, etwa bei Konzerten des Rock-Sängers<br />
«Thompson» 8 , öffentlich zu Tage. Erinnerungskulturelle<br />
Neuauflagen sind keineswegs eine kroatische<br />
Spezialität. Jedoch unterliegt das kollektive<br />
Gedenken in Kroatien nach wie vor dem Dilemma<br />
einer Spaltung seiner historischen Protagonisten,<br />
die – einem polarisierten Schema zufolge – einerseits<br />
als Partisanen dem Ergebnis nach für ein<br />
autoritär-kommunistisch regiertes Kroatien innerhalb<br />
Jugoslawiens oder andererseits – vor allem<br />
in der regulären Armee des Ustaša-Staates – an<br />
der Seite der Achsenmächte für einen national bestimmten,<br />
aber dennoch in seiner ganzen Tragweite<br />
desaströsen Staat gekämpft haben. 9<br />
7 Sehr instruktiv zur Herrschaftspraxis der Ustaša ist<br />
Sundhaussen, Holm: Der Ustascha-Staat. Anatomie eines<br />
Herrschaftssystems. In: Österreichische Osthefte 37,2<br />
(1995). S. 497-533.<br />
8 Vgl. Eich, Martin: Niedergang einer nationalistischen<br />
Ikone. Der Sänger Marko Perkovic verklärt das Kroatien<br />
von gestern. In: Die Welt, 30. Juni 2009. S. 23.<br />
9 Auf familiärer Ebene zeichnet sich ein Trend zur Individualisierung<br />
geschichtlicher Tradition fern von den großen Ideologien<br />
des 20. Jahrhunderts ab (vgl. Bašić, Natalija: Wen interessiert<br />
heute noch der Zweite Weltkrieg? Tradierung von<br />
Geschichtsbewusstsein in Familiengeschichten aus Serbien<br />
und Kroatien. In: Krieg der Erinnerung. Holocaust, Kollaboration<br />
und Widerstand im europäischen Gedächtnis. Hrsg.<br />
v. Harald Welzer. Frankfurt/M. 2007. S. 150-185). Außerdem<br />
lassen sich auch Plädoyers für eine stärkere Differenzierung<br />
zur Vermeidung von Schwarz-Weiß-Schemata vernehmen,<br />
wie etwa im Kommentar von Ilija Coric zu unserem Beitrag<br />
«Im Profil: Geschichtsprojekt ‚Denkmäler in Dalmatien‘» für<br />
«moe-kompetenz. Gespräche zu Mittel- und Osteuropa», herausgegeben<br />
von Sascha Götz (http://www.moe-kompetenz.<br />
de/2009/11/geschichtsprojekt-kroatien/).<br />
Bernd Robionek<br />
hrvatska specijalnost. No kolektivno sjećanje u Hrvatskoj<br />
još uvijek podliježe dilemi rascjepa njegovih<br />
povijesnih protagonista, koji su se – slijedeći polariziranu<br />
shemu – s jedne strane borili kao partizani<br />
za u konačnici autoritarno-komunističku Hrvatsku<br />
unutar Jugoslavije, s druge pak strane – u prvom<br />
redu u regularnoj vojsci ustaške države – na strani<br />
Sila osovine za nacionalnu, no sagledavajući je u<br />
cijelosti, istovremeno katastrofalnu državu. 9<br />
S njemačkoga prevela Ksenija Cvetković-Sander<br />
9 Na razini obitelji uočava se trend individualiziranja povijesne<br />
tradicije u smislu odvajanja od velikih ideologija<br />
20. stoljeća (usp. Bašić, Natalija: Wen interessiert heute<br />
noch der Zweite Weltkrieg? Tradierung von Geschichtsbewusstsein<br />
in Familiengeschichten aus Serbien und Kroatien.<br />
Krieg der Erinnerung. Holocaust, Kollaboration und<br />
Widerstand im europäischen Gedächtnis. Ur. Harald Welzer.<br />
Frankfurt/M., 2007, str. 150-185). Osim toga se čuju i<br />
glasovi koji se zalažu za izraženiju diferencijaciju kako bi<br />
se izbjegle crno-bijele sheme, tako na primjer Ilija Coric u<br />
komentaru o našem prilogu «Im Profil: Geschichtsprojekt<br />
‚Denkmäler in Dalmatien‘» za «moe-kompetenz. Gespräche<br />
zu Mittel- und Osteuropa», uredio Sascha Götz (http://<br />
www.moe-kompetenz.de/2009/11/geschichtsprojektkroatien/).