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2010 Johanni - Nikolaus - Cusanus - Haus

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Derivate: Wie wettet man auf Wetten?<br />

<strong>Haus</strong>zeitung<br />

Es ist Februar. Getreidebauer Ueli muss im Herbst die Rechnung für eine neue<br />

Scheune bezahlen. Wenn der Weizenpreis stabil bleibt, ist das kein Problem. Das<br />

Risiko, wegen möglicherweise fallender Preise nach der Ernte seine Scheune nicht<br />

bezahlen zu können, will er aber nicht eingehen. Bäckerin Heidi wiederum hat das<br />

Gerücht gehört, bis zur Ernte könnten die Weizenpreise massiv ansteigen. Heidi und<br />

Ueli schließen nun einen Vertrag, den man auch als Wette oder Versicherung sehen<br />

kann: Die Bäckerin verpflichtet sich, dem Bauern in fünf Monaten, wenn die Ernte<br />

eingefahren wird, 20.000 Franken für 10 Tonnen Weizen zu bezahlen. Steigt in der<br />

Zwischenzeit der Weizenpreis, dann macht Heidi ein gutes Geschäft. Sinkt er aber,<br />

ist das schlecht für Heidi. Ueli aber erhält im Herbst trotzdem genug Geld, um die<br />

Scheune zu bezahlen.<br />

Vom Gerücht der steigenden Weizenpreise hat nicht nur Heidi gehört. Wertpapierhändler<br />

Anton verfügt über geheime Informationen, die ihn kaum an steigenden<br />

Weizenpreisen zweifeln lassen. Er geht deshalb auf Heidi zu und bietet ihr<br />

1.000 Franken, wenn sie ihm ihre Abmachung mit Ueli überträgt. Heidi willigt ein.<br />

Sie hat soeben 1.000 Franken mit dem Verkauf eines Derivates verdient.<br />

Kurz vor der Ernte im August gibt es Unwetter in China. Der Weltmarktpreis für<br />

Weizen steigt um 25 Prozent. Für 10 Tonnen des Getreides zahlt man nun<br />

25.000 Franken. Anton bekommt nach der Ernte von Ueli also Weizen im Wert von<br />

25.000 Franken zum abgemachten Preis von 20.000 Franken. Anton hat somit mit<br />

nur 1.000 Franken Investition einen Gewinn von 4.000 Franken erzielt. Hätte er im<br />

Februar 1.000 Franken direkt in Weizen investiert, so hätte er bei einem Preisanstieg<br />

von 25 Prozent lediglich 250 Franken verdient.<br />

Ein Derivat ist somit nichts anderes als eine Wette auf die Zukunft. Das hat sich<br />

Anton zunutze gemacht – und er hat seine Wette gewonnen (Heidi auch). Ein Derivat<br />

ermöglicht aber auch, sich gegen eine unvorhergesehene negative Entwicklung<br />

zu schützen – wie das Ueli aus Angst vor sinkenden Weizenpreisen getan hat.<br />

Der Begriff „Derivat“ kommt vom lateinischen „derivare“, was „ableiten“ bedeutet.<br />

Der Wert jedes Derivats leitet sich nämlich von einem so genannten „Basiswert“ ab.<br />

Im oben stehenden Beispiel ist der Weizenmarktpreis Basiswert. Dabei sind unendlich<br />

viele Arten von Basiswerten denkbar: etwa Aktien- oder Währungskurse. Möglich<br />

sind sogar Derivatwetten auf zukünftiges Wetter.

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