Hochbetagte - Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit
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vertrat allerdings die realistische Ansicht, dass das höchstmögliche Alter des Menschen<br />
nicht über 100 Jahre hinaus gehen dürfte.<br />
Im antiken Altertum war es vor allem der Arzt Hippokrates (5. Jahrhundert vor Christi), auch<br />
als Vater der Heilkunde bezeichnet (bis vor noch nicht langer Zeit durch seinen Hippokratischen<br />
Eid der Ärzte auch Nicht-Medizinern bekannt), der die Lehre der Makrobiotik (s. o.),<br />
die Kunst der Lebensführung erstmals konkretisierte. Dabei spielte besonders die „Diät“ eine<br />
große Rolle, weniger in Bezug auf die Ernährungsweise, eher basierend auf Mäßigkeit in<br />
allen Dingen einschließlich Abhalten von allen Schädlichkeiten und regelmäßigen Übungen<br />
der körperlichen und seelischen Kräfte.<br />
Aristoteles (4. Jahrhundert vor Christi), der bedeutendste griechische Philosoph (und nebenbei<br />
Erzieher von Alexander dem Großen) blieb ebenfalls auf dem Boden und betrachtete in<br />
seinem „Organon“ das höhere Alter des Menschen als schicksalsmäßig bedingt und ohne<br />
wesentliche Beeinflussbarkeit, was die Lebensdauer anbelangt.<br />
Der griechisch-römische Arzt Galen (2. Jahrhundert nach Christi) fasste das gesamte Wissen<br />
der antiken Heilkunde in seiner 4-Säfte-Lehre und einer besonderen Pneuma-Vorstellung<br />
zusammen. Dabei empfahl er interessanterweise eine Reduktion der Nahrungszufuhr,<br />
um ein hohes Alter zu erreichen (etwas, das sich später in modernen Untersuchungen bewahrheiten<br />
sollte).<br />
In der germanischen Heilkunde fanden sich keine Erkenntnisse von Belang, was das Erreichen<br />
eines hohen Alters anbelangt. Auch das gesamte Mittelalter war ja bekanntlich von<br />
teils mystischen, teils lediglich von der Antike übernommenen Vorstellungen mit<br />
theologischer Einfärbung geprägt. Zum Erlangen eines langen Lebens wurden mitunter<br />
seltsam anmutende Geheimrezepte empfohlen, wobei sogar der Exorzismus (die<br />
Austreibung böser Geister, insbesondere des Teufels durch Geisterbeschwörung) bis in die<br />
Lehre der Makrobiotik hinein reichte.<br />
Da war der englische Naturphilosoph des Mittelalters Roger Bacon (13. Jahrhundert) schon<br />
realistischer. Er empfahl in seinem „Opus Majus“ die menschliche Lebensdauer dadurch zu<br />
verlängern, dass man seine „Jugendkraft“ verstärke, indem man beispielsweise als Greis ein<br />
junges Mädchen umarme (warum nicht, hier spielen sicher auch psychologische Aspekte<br />
eine Rolle, das sollte man nicht unterschätzen – s. später).<br />
Mehr und mehr wurde auch die alte Überlegung eines Jung-Brunnens zum faszinierenden<br />
Wunschtraum. Entsprechende Quellen zur Lebenserfrischung erhoffte man sich vor allem in<br />
den entlegensten Gegenden, z. B. neu entdeckten Regionen der Neuen Welt. (Eine solche<br />
Expedition, vom spanischen Königspaar finanziert, verfehlte jedoch ihr Ziel, entdeckte aber<br />
statt dessen das spätere Florida, das – groteskerweise – für viele Senioren aus den USA<br />
vielleicht nicht gerade zum Jungbrunnen, aber doch zum Alterssitz mit zahlreichen Annehmlichkeiten<br />
wurde.)<br />
In den folgenden Jahrhunderten gerieten die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Antike<br />
und dem wenig ergiebigen Mittelalter völlig in Vergessenheit. Statt dessen herrschten Astrologie<br />
und der Mesmerismus (nach dem deutschen Arzt F. Mesmer mit seiner Lehre von der<br />
Heilkraft des Magnetismus, aus der sich später wenigstens die Hypnose-Therapie mit realistischen<br />
Heilanzeigen entwickelte).<br />
Auch Paracelsus, der berühmteste Arzt des Mittelalters (16. Jahrhundert) war noch in diesem<br />
Gedankengut verhaftet. Für die Lebens-Verlängerung brachte er – im Gegensatz zu<br />
anderen bedeutsamen Erkenntnissen – nicht allzu viel mit ein. Selbst in seinen drei auf das<br />
Alter bezogenen Schriften bejahte er zwar die Möglichkeit einer Lebensverlängerung, allerdings<br />
durch obskure Geheimmittel (Perlen aus Ochsengalle, Gold, Antimon, Schwefel und<br />
Quecksilber). Die obere Altersgrenze setzte er – etwas unrealistischer als manche Vordenker<br />
– mit 140 Jahren fest. Einer seiner italienischen Kollegen, Luigi Cornaro, kam in<br />
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