Hochbetagte - Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit
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Hufeland war ein medizinisches Genie. Seinem Wirken und seinem Ansehen<br />
wird auch heute noch Rechnung getragen (z. B. mit medizinischen Preisen<br />
und Gesellschaften seines Namens). Sein Buch gehörte schon zu den Bestsellern<br />
der Goethe-Zeit und wurde in fast alle westlichen Sprachen übersetzt,<br />
außerdem ins Chinesische. Auch er empfahl die schon angedeutete Belebung<br />
eines „alten abgelebten Körpers“ durch die nahe Atmosphäre frischer aufblühender<br />
Jugend (siehe die erwähnte „antike“ Empfehlung an alte Männer, junge<br />
Mädchen zu umarmen).<br />
Letzteres ist – wie bereits erwähnt – gar nicht so abwegig. Direkter Körperkontakt<br />
muss nicht unbedingt sein, es reicht die seelische Anregung eines<br />
jugendlichen Umfeldes, um sich vielleicht nicht gerade zu verjüngen, aber doch<br />
den psychischen und vielleicht sogar den körperlichen Alterungsprozess etwas<br />
zu verlangsamen. Gute und schlechte Beispiele sind hierfür das Eingebundensein<br />
eines alten Menschen in seine Familie mit verschiedenen Generationen<br />
von Söhnen, Töchtern, Enkeln und Großenkeln. Umgekehrt wahrscheinlich<br />
die weniger auffrischende Atmosphäre eines Alten- oder gar Pflegeheims,<br />
was zur reinen Versorgung nützlich, zur seelisch-geistigen Aktivierung<br />
hingegen eher begrenzt stimulierend sein dürfte.<br />
Es dauerte allerdings bis zum Jahre 1800, als Gottfried Immanuel Wenzel in<br />
seiner „Diätetik der menschlichen Seele“ zur Erlangung eines Höchstalters<br />
bzw. einer Langlebigkeit auch die psychischen Faktoren ausreichend berücksichtigt<br />
wissen wollte.<br />
Jean Martin Charcot, der Begründer der Altersheilkunde und die Wissenschaftlicher<br />
danach<br />
Als eigentlicher Begründer der allgemeinen Geriatrie, also Altersheilkunde, gilt<br />
allerdings der französische Kliniker Jean Martin Charcot. In seinen 1867 veröffentlichten<br />
„Vorlesungen über chronische und Alterskrankheiten“ versuchte<br />
er erstmals alle wichtigen Erkenntnisse zusammen zu fassen. Doch erst zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dies auch konkret und damit ergiebiger.<br />
Beispiele: J.L. Nascher: Geriatrics, 1914; M. Rubner: Das Problem der Lebensdauer<br />
und seine Beziehungen zu Wachstum und Ernährung, 1908; R. Rössle:<br />
Wachstum und Altern, 1923; J. Genschel: Die Vererbung der Langlebigkeit,<br />
1922 (wo noch einmal als dominierendes Merkmal die Erblichkeit der Langlebigkeit<br />
herausgehoben wurde).<br />
Mitte des 20. Jahrhunderts schließlich J. Lambrev (Untersuchung der Langlebigkeit<br />
in Bulgarien (1951), wobei weder Klima und Ernährung, noch Familienstand<br />
oder besondere Arbeitsverhältnisse eine Rolle spielen sollen. Und<br />
schließlich Tierexperimente mit Erkenntnissen pro und contra was die Ernährung<br />
anbelangt (aber offenbar grundsätzlich: „weniger ist mehr“).<br />
Int.1-<strong>Hochbetagte</strong>.doc