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Zu den Perspektiven des wissenschaftlichen Nachwuchses

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Laufbahn normalerweise ganz anders, nämlich durch Anstellung als assistant. In<br />

ähnlicher Art etwa, wie das bei uns an <strong>den</strong> großen Instituten der naturwissenschaftli-<br />

chen und medizinischen Fakultäten vor sich zu gehen pflegt, wo die förmliche Habili-<br />

tation als Privatdozent nur von einem Bruchteil der Assistenten und oft erst spät erstrebt<br />

wird. Der Gegensatz bedeutet praktisch: dass bei uns die Laufbahn eines<br />

Mannes der Wissenschaft im Ganzen auf plutokratischen Voraussetzungen aufgebaut<br />

ist. Denn es ist außeror<strong>den</strong>tlich gewagt für einen jungen Gelehrten, der keinerlei<br />

Vermögen hat, überhaupt <strong>den</strong> Bedingungen der akademischen Laufbahn sich auszusetzen.<br />

Er muss es min<strong>des</strong>tens eine Anzahl Jahre aushalten können, ohne irgendwie<br />

zu wissen, ob er nachher die Chancen hat, einzurücken in eine Stellung, die<br />

für <strong>den</strong> Unterhalt ausreicht.“ Weber sagte zugleich voraus, dass das amerikanische<br />

Modell sich im weiteren Verlauf <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts überall durchsetzen werde.<br />

Seit Max Webers Analyse hat sich in Deutschland – nicht zuletzt aufgrund der gro-<br />

ßen Expansionswelle in <strong>den</strong> 1960er- und 1970er-Jahren – überaus viel getan. Mittlerweile<br />

ist die Zahl der Professuren auf über 40.000 angestiegen und auch die wis-<br />

senschaftlichen Mitarbeiterstellen belaufen sich auf rund 150.000 (im Jahre 2000 waren<br />

es noch 100.000)<br />

. Aber zwei andere Zahlen zeigen uns, dass das Problem der privat finanzierten <strong>wissenschaftlichen</strong><br />

Betätigung in Deutschland noch längst nicht von der Bildfläche ver-<br />

schwun<strong>den</strong> ist: Laut Aussagen <strong>des</strong> HRK-Präsidiums befin<strong>den</strong> sich derzeit mehr als<br />

200.000 Doktorand(innen) in der Phase <strong>des</strong> Promovierens und außerdem ist die Zahl<br />

der Lehrbeauftragten (von <strong>den</strong>en viele gänzlich unbezahlt bleiben) seit 2005 von<br />

11.349 auf 16.828 (2010) gestiegen. Darüber hinaus zeigt ein Blick auf die Förder-<br />

angebote und vor allem die Förderzeiträume sehr rasch, dass große Diskrepanzen<br />

zwischen <strong>den</strong> prognostizierten Zielen und <strong>den</strong> harten Realitäten bestehen. So liegt<br />

zum Beispiel die durchschnittliche Förderdauer für Promoven<strong>den</strong> bei 2 – 3 Jahren,<br />

die durchschnittliche Promotionsdauer hingegen bei 4,6 Jahren. Wem dies bei Weitem<br />

zu lang erscheint, der werfe einen Blick in die USA: Dort beträgt die durchschnittliche<br />

Promotionszeit 7,7 Jahre (vgl. NSF 2008 Survey of Earned Doctorates).<br />

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