Von Rittern, Bürgern und von Gottes Wort - Staats- und ...
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Niederdeutscher Psalter, Pergamentdruck<br />
Lübeck, Lucas Brandis, 1473<br />
Hamburg, SUB: cod. 84b in scrin. (frühere Signatur: AC II 32)<br />
Provenienz: Beginenconvent Hamburg 15 , 1875 der Bibliothek geschenkt<br />
4°. — 262 <strong>von</strong> 263 Bl., Bl. 48 ausgeschnitten — 20 x 13,5 — alle Holzschnittinitialen (3 Motive: Lübecker Adler —<br />
psallierender David — S-Initiale) <strong>und</strong> -leisten in rot <strong>und</strong> grün illuminiert (Bll. 2r, 10r, 67r, 83r, 110v, 129r, 160v, 179r). —<br />
Auf dem Ledereinband vier verschiedene Lübecker Einzelstempel (genaue Beschreibung bei Brandis; keiner da<strong>von</strong> bei<br />
Kyriss erwähnt).<br />
Der vorliegende, kostbar auf Pergament gedruckte Psalter<br />
ist das erste in niederdeutscher Sprache in Lübeck gedruckte<br />
Buch. 16 Es enthält den (als Psalterium non feriatum angeordneten)<br />
Text der 150 Psalmen <strong>und</strong> diverse Anhänge: vier<br />
(der üblicherweise 10) Cantica aus dem Alten <strong>und</strong> Neuen<br />
Testament, katechetische Texte wie das Glaubensbekenntnis,<br />
Litanien, Vigilien, Gebetszeiten der St<strong>und</strong>engebete in<br />
Auswahl, allgemeine Gebete. 17<br />
Als erster niederdeutscher Druck Lübecks hat der Psalter<br />
(<strong>und</strong> seine Folgeedition, Lübeck: Brandis 1493) schon<br />
früh das Interesse der Forschung auf sich gezogen. Der Lübecker<br />
Polyhistor Johann Heinrich Seelen hat beiden Ausgaben<br />
im Jahr 1734 eine Dissertatio gewidmet, in der er die<br />
Anhänge bereits ausführlich vorstellt. 18<br />
Sämtliche neue Forschungsliteratur bis zum Jahr 1990<br />
beklagte den Verlust der dem gedruckten Psalter zeitlich<br />
vorangehenden drei handschriftlichen Lübecker Psalterien<br />
(Lübeck, Stadtbibliothek, Mss. theol. germ. 2° 7; 4° 18, 8°<br />
26), <strong>von</strong> deren Aufbau <strong>und</strong> Inhalt man sich Rückschlüsse<br />
darüber erhoffte, ob einer der drei Psalter als Druckvorlage<br />
für Lucas Brandis gedient hatte. Nun sind die Handschriften<br />
<strong>und</strong> Drucke wieder »aus Armenien zurück«, 19 <strong>und</strong> eine<br />
erste Durchsicht der drei Codices zeigt, daß der Druck Inhalte<br />
aus allen drei Handschriften übernimmt. Die Lübekker<br />
Überlieferung des niederdeutschen Psalmentextes steht<br />
nicht für sich allein, sondern gehört zu einer insgesamt 25<br />
Handschriften <strong>und</strong> Drucke umfassenden Psaltergruppe aus<br />
dem norddeutschen Raum. 20 Schwencke hat die interessante<br />
Gruppe in zwei Filiationen aufgeteilt <strong>und</strong> gibt, Vollmer 21<br />
folgend, zahlreiche Textproben; seine angekündigte Edition<br />
ist jedoch nicht erschienen. 22<br />
Ein Vergleich des gedruckten Psaltertextes mit den handschriftlichen<br />
Vorläufern oder auch eine Edition des Brandis’schen<br />
Psalters steht also noch aus. Im gesamten Psalterium<br />
folgen auf einige lateinische Anfangsworte sogleich<br />
die Übersetzungen <strong>und</strong> Glossierungen, wobei diese kaum<br />
vom eigentlichen Psaltertext abgesetzt sind.<br />
Eigentümlich ist, daß in den Spiegeln des Hamburger<br />
Exemplars Korrekturabzüge <strong>von</strong> zwei Blättern (25v <strong>und</strong><br />
249rv) eingeklebt sind. Offensichtlich war dies eine Angewohnheit<br />
des Buchbinders, denn auch in den Exemplaren<br />
in Lübeck <strong>und</strong> Frankfurt sind Korrekturabzüge eingeb<strong>und</strong>en<br />
23 Eines der beiden in Frankfurt aufbewahrten Blätter<br />
läßt Rückschlüsse über die Verbreitung des Psalters zu: auf<br />
dem Blatt steht ein handschriftlicher Besitzvermerk: Liber<br />
monasterii sancti maynulfi in Bodiken paderb[ornensis]<br />
diocesis. Ursprünglich hatte der Band also dem Augustinerchorherrenkloster<br />
Böddeken bei Paderborn gehört. 24<br />
HWS