Von Rittern, Bürgern und von Gottes Wort - Staats- und ...
Von Rittern, Bürgern und von Gottes Wort - Staats- und ...
Von Rittern, Bürgern und von Gottes Wort - Staats- und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14<br />
46<br />
Christherre-Chronik mit Fortsetzung aus Rudolf <strong>von</strong> Ems Weltchronik<br />
Rheinfranken , um 1410.<br />
Hamburg, SUB: cod. 40b in scrin. (früher: theol. 1254)<br />
Provenienz: Willhelm Ernst Kellner 75 – Uffenbach – Wolf<br />
Papierhandschrift in 2° — I (Pergament) + 280 Bl. — 28,5 x 21.<br />
Die nach den Anfangsworten Crist herre keiser über alle kraft<br />
benannte biblische Reimchronik, auch Thüringer Weltchronik<br />
geheißen, ist in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
in Thüringen entstanden <strong>und</strong> wurde dem Landgrafen <strong>von</strong><br />
Thüringen, vermutlich Heinrich dem Erlauchten (1247–<br />
1288), gewidmet. 76 Eine reine Textfassung dieses Werkes ist<br />
äußerst selten, <strong>und</strong> so stellt auch die Hamburger Handschrift<br />
eine Kompilation dar. 77 Sie zählt damit zu der ausgebreiteten<br />
Überlieferung, in der bereits im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert die<br />
Thüringer Weltchronik mit der Weltchronik des Rudolf <strong>von</strong><br />
Ems in unterschiedlichster Weise verb<strong>und</strong>en wurde. 78 Aus<br />
der späteren Erweiterung dieser Kompilationen durch Texte<br />
der Chroniken <strong>von</strong> Jans Enikels <strong>und</strong> Heinrich <strong>von</strong> München<br />
<strong>und</strong> anderen entstand eine Reihe weiterer biblischer<br />
Chroniken, die im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert z.B. durch die aufwendig<br />
illustrierten Historienbibeln eindrucksvoll repräsentiert<br />
werden (vgl. Kat.-Nr. 17 <strong>und</strong> 19). Die Umarbeitungen <strong>und</strong><br />
Ergänzungen dürften nicht zuletzt dem Interesse der Leser<br />
entgegengekommen sein; die große Zahl überlieferter Handschriften<br />
deutet jedenfalls auf die besondere Popularität der<br />
Chroniken. Ihr vermutlich erster Druck wurde 1781 durch<br />
Gottfried Schütze 79 nach dieser Hamburger Handschrift hergestellt.<br />
Eine kritische Edition liegt bisher nicht vor, ist auch<br />
trotz bedeutender Vorarbeiten angesichts der umfangreichen<br />
Texte, die in zahlreichen Handschriften überliefert sind, auch<br />
nur schwer ausführbar.<br />
Die am Anfang unvollständige Hamburger Handschrift<br />
ist <strong>von</strong> einem nicht genauer identifizierbaren Henricus (276v)<br />
geschrieben. Sie wurde im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert fehlerhaft foliiert<br />
<strong>und</strong> zahlreicher Blätter beraubt. Geplant war eine Reihe <strong>von</strong><br />
Bildern, wie die roten Unterschriften zu dem jeweiligen Freiraum<br />
im laufenden Text andeuten. Dennoch enthält der<br />
Codex keine Illustration, außer einer Federzeichnung <strong>von</strong><br />
jüngerer Hand mit der Überschrift: hie brach Sampson dem<br />
Lewen den munt uff (fol. 100r).<br />
Auf die rheinfränkische M<strong>und</strong>art des Textes deutet eine<br />
fragmentarische Pergamenturk<strong>und</strong>e vom 10. Dezember 1385<br />
aus Oberwesel (Gegend <strong>von</strong> Lorsch, St. Goar), die sich als<br />
fliegendes Vorsatzblatt hinter dem vorderen Deckel befindet.<br />
EH