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12<br />

SRB-AKTUELL<br />

RADSPORT IN SACHSEN 05/2011<br />

Das Ehrenmal <strong>de</strong>s SRB<br />

Am 30. Oktober 1921, also vor 90<br />

Jahren, weihten die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Sächsischen Radfahrer-Bun<strong>de</strong>s<br />

ein Ehrenmal ein, das zum Ge<strong>de</strong>nken<br />

an die im I. Weltkrieg gefallenen<br />

Bun<strong>de</strong>smitglie<strong>de</strong>r errichtet<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

In einem <strong>de</strong>r schönsten Teile von<br />

Leipzigs städtischen Waldungen,<br />

<strong>de</strong>r Probstei, unmittelbar am Radfahrweg,<br />

<strong>de</strong>r heute zum Wildpark<br />

führt, wur<strong>de</strong> damals <strong>de</strong>m SRB vom<br />

Rat <strong>de</strong>r Stadt Leipzig dankenswerterweise<br />

rund 1.000 m² Land durch<br />

Schenkung überlassen. Inmitten<br />

einer Waldwiese, umsäumt von<br />

alten, mächtigen Eichen, erhob<br />

sich ein kleiner Hügel, auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

zirka drei Meter hohe Naturstein<br />

aus Beuchaer Granit zu stehen<br />

kam. Am Fuß <strong>de</strong>s Hügels pflanzte<br />

man vier Trauerpappeln an. Zwei<br />

Zugangswege führten rechts und<br />

links vom Radfahrerweg aus zum<br />

Ehrenhain. Für Ge<strong>de</strong>nkfeiern o<strong>de</strong>r<br />

Veranstaltungen war um <strong>de</strong>n Stein<br />

herum genügend Raum für die Teilnehmer<br />

vorhan<strong>de</strong>n. Dank <strong>de</strong>r städtischen<br />

Forstverwaltung konnte die<br />

Anlage in gepflegtem Zustand präsentiert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Nach<strong>de</strong>m am 29. Oktober 1921<br />

im Leipziger Krystallpalast das<br />

30-jährige Jubiläum <strong>de</strong>s SRB be -<br />

gangen wur<strong>de</strong>, fan<strong>de</strong>n sich am Folgetag<br />

um 9.00 Uhr vormittags alle<br />

Leipziger sowie eine große Anzahl<br />

auswärtiger Bun<strong>de</strong>svereine und<br />

Bannerabordnungen am Men<strong>de</strong>brunnen<br />

auf <strong>de</strong>m Augustusplatz<br />

ein, um dann in eindrucksvollem<br />

Zuge durch die von Zuschauern<br />

dicht besetzten Straßen <strong>de</strong>r Stadt<br />

nach <strong>de</strong>m Waldgebiet an <strong>de</strong>r Neuen<br />

Linie zu ziehen. Der von einer<br />

Musikkapelle begleitete Festzug<br />

wur<strong>de</strong> vom RV Wettin-Habicht Leipzig<br />

angeführt. Am Ehrenhain eröffnete<br />

<strong>de</strong>r Leipziger Männerchor<br />

unter Prof. Wohlgemuth mit einem<br />

Festgesang <strong>de</strong>n Weiheakt. Der Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>s SRB, Arthur Klarner,<br />

begrüßte die Anwesen<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r<br />

Leipziger Stadtrat Lampe hielt die<br />

Festre<strong>de</strong>.<br />

Er ehrte die Gefallenen und bat,<br />

ihr Gedächtnis in Ehren zu halten.<br />

Mit <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s Platzes inmitten<br />

<strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s habe <strong>de</strong>r Vorstand <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>s eine glückliche Wahl getroffen,<br />

„… empfin<strong>de</strong> man doch<br />

Andacht und Verehrung, wenn man<br />

in <strong>de</strong>n Windschatten eintreten und<br />

dann <strong>de</strong>n Blick an <strong>de</strong>n Stämmen<br />

Der SRB im Internet: www.s-r-b.<strong>de</strong><br />

Zu Ehren <strong>de</strong>r Gefallenen weihte <strong>de</strong>r SRB am 30. Oktober 1921 ein Denkmal in Leipzig ein. 70 Jahre später<br />

wur<strong>de</strong> dieser dann auf die Leipziger Radrennbahn transportiert, wo er auch heute noch steht.<br />

hinaufsteigen lässt zu <strong>de</strong>n Wipfeln<br />

und über diese hinaus in <strong>de</strong>s Himmels<br />

Blau, so wird <strong>de</strong>ren Inneres<br />

frei vom Verzagen und Verzweifeln<br />

sein! Fest wie die Bäume im himmlischen<br />

Bo<strong>de</strong>n haften, sollte <strong>de</strong>r<br />

Glaube an einen Wie<strong>de</strong>raufstieg<br />

unseres Vaterlan<strong>de</strong>s sein!“<br />

Nach <strong>de</strong>r Enthüllung und einer<br />

weiteren Darbietung <strong>de</strong>s Männerchores<br />

schloss <strong>de</strong>r Weiheakt,<br />

worauf sich <strong>de</strong>r Festzug zur Stadt<br />

zurückbegab. Je<strong>de</strong>r Verein und je<strong>de</strong><br />

Bannerabordnung erhielt zum An -<br />

<strong>de</strong>nken an die eindrucksvolle Feier<br />

ein Kunstdruckblatt mit <strong>de</strong>m Bild<br />

<strong>de</strong>s Ehrenhains überreicht.<br />

Unter <strong>de</strong>r Herrschaft <strong>de</strong>r Nationalsozialisten<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sächsische<br />

Radfahrer-Bund 1933 aufgelöst<br />

und damit entfiel auch die Wartung<br />

und Pflege <strong>de</strong>r gesamten<br />

Anlage. Trotz<strong>de</strong>m blieb <strong>de</strong>r tonnenschwere<br />

Granitblock unverrückbar<br />

in <strong>de</strong>r Probstei stehen und überdauerte<br />

auch unversehrt das<br />

zweite Völkermor<strong>de</strong>n ...<br />

Selbst als in <strong>de</strong>r kommunistischen<br />

DDR weitestgehend alle<br />

Denkmale, die <strong>de</strong>n Opfern <strong>de</strong>s<br />

I. Weltkrieges gewidmet waren,<br />

entfernt o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st durch<br />

Unkenntlich machen von Inschriften,<br />

Tafeln usw. verstümmelt wur<strong>de</strong>n,<br />

überlebte <strong>de</strong>r Stein. Vandalen<br />

hatten ihn zwar vom Sockel<br />

gestürzt, er war von Moos und<br />

Unkraut überwuchert, aber ansons-<br />

ten unversehrt. Als eines Tages<br />

Anfang 1991 ein älterer Herr in <strong>de</strong>r<br />

SRB-Geschäftsstelle auftauchte<br />

und von <strong>de</strong>m Stein berichtete, han<strong>de</strong>lten<br />

die Mitarbeiter sofort.<br />

In einer abenteuerlichen Aktion<br />

konnte <strong>de</strong>r Obelisk geborgen und<br />

spektakulär mit Hilfe eines Kranwagens<br />

auf das Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Leipziger<br />

Radrennbahn gebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Obwohl eine Genehmigung <strong>de</strong>s<br />

zuständigen Amtes vorlag, musste<br />

<strong>de</strong>r SRB eine Geldstrafe bezahlen,<br />

da vor Ort einige kleine wildge -<br />

wucherte Bäume beschädigt wur<strong>de</strong>n!<br />

Ein Hoch <strong>de</strong>r Bürokratie, <strong>de</strong>nn<br />

eigentlich gehörte das Gelän<strong>de</strong> ja<br />

<strong>de</strong>m SRB selbst!<br />

Im Eingangsbereich <strong>de</strong>r Sportanlage<br />

erhielt er einen neuen würdigen<br />

Standort, konnte mithilfe <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Denkmalspflege <strong>de</strong>r<br />

Stadt gereinigt und teilrestauriert<br />

wer<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rs verdient machte<br />

sich dabei <strong>de</strong>r ehemalige Dauerfahrer<br />

Fritz Heinrich, <strong>de</strong>r viele Tage<br />

ehrenamtlich diese Arbeiten durchführte.<br />

Nun zeugt <strong>de</strong>r Stein schon seit<br />

20 Jahren für die heutige Generation<br />

von <strong>de</strong>r Verbun<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>s<br />

SRB zu <strong>de</strong>n im I. Weltkrieg gefallenen<br />

o<strong>de</strong>r vermissten 190 Radsportlern<br />

ihres Bun<strong>de</strong>s und erinnert<br />

im übertragenen Sinne auch<br />

an die ungezählten Kamera<strong>de</strong>n, die<br />

im sinnlosen II. Weltkrieg ihr Leben<br />

lassen mussten.<br />

Für uns hat <strong>de</strong>r Granitblock Symbolcharakter<br />

für das Wirken <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r<br />

vor nunmehr 90 Jahren. Sie<br />

brachten in einer beispiellosen<br />

Spen<strong>de</strong>naktion die damals stolze<br />

Summe von über 3.000,00 Reichsmark<br />

auf und schufen in ehrenamtlichem<br />

Einsatz mit <strong>de</strong>m Ehrenhain<br />

nicht nur eine Erinnerungsstätte für<br />

die Toten, son<strong>de</strong>rn dokumentierten<br />

<strong>de</strong>n Leben<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Bund im<br />

Zusammenwirken aller in <strong>de</strong>r Lage<br />

war, aus eigener Kraft eine solche<br />

Anlage zu errichten.<br />

In eigener Sache<br />

Noch immer liegt in <strong>de</strong>r Probstei<br />

<strong>de</strong>r Sockel <strong>de</strong>s Denkmals, d. h.,<br />

ein weiterer Granitblock, <strong>de</strong>r<br />

damals als Fundament diente.<br />

Auch <strong>de</strong>n wollen wir versuchen,<br />

zu bergen, um dieses Mahnmal<br />

an seinem jetzigen Standort auf<br />

<strong>de</strong>r Radrennbahn zu komplettieren.<br />

Wir wer<strong>de</strong>n die Modalitäten<br />

mit <strong>de</strong>m Denkmalsamt abstimmen,<br />

wollen dann <strong>de</strong>m Stein<br />

sein ursprüngliches Fundament<br />

zurückgeben und auch das<br />

Umfeld neu gestalten.<br />

Wer kann und wür<strong>de</strong> uns<br />

dabei helfen?<br />

Die SRB-Geschäftsstelle

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