Till 12 - Lernwerkstatt Brigittenau
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Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. <strong>12</strong> - April 2009<br />
syka-Liebsch: "Wir arbeiten sicher doppelt<br />
und dreifach." Ihr Wunsch:<br />
"Qualitätsverbesserung. Man müsste<br />
genug Ressourcen schaffen, dass man<br />
die Kinder wirklich gut betreuen kann."<br />
"Mein eigentlicher Arbeitsplatz ist in meiner<br />
Wohnung" , erzählt Verena Corazza<br />
von der "G" . Für die Volksschullehrerin<br />
ist es "nicht unvorstellbar, dass Lehrer<br />
prinzipiell länger in der Schule sind -<br />
wenn Arbeitsplätze geschaffen sind. Wir<br />
haben hier nicht einmal einen Tisch, und<br />
es gibt drei Computer für über 50 Leute."<br />
Nur zwei davon haben Internetanschluss.<br />
Wenn sich im ILB-Haus im 20. Bezirk<br />
das gesamte pädagogische Personal zu<br />
einer Besprechung treffen will, dann<br />
müssen die Tische hinausgeräumt werden,<br />
damit wenigstens für alle ein Sessel<br />
Platz hat. Immerhin, ein schmales Postfach<br />
für jede/n ist inklusive. Was die 50-<br />
Jährige in der aktuellen Debatte noch<br />
vermisst, ist, "dass es dem Schulsystem<br />
sehr gut täte, wenn man auch junge Lehrerinnen<br />
reinlassen und für sie<br />
Arbeitsplätze schaffen würde."<br />
Ihre Arbeitszeit mag Corazza erst gar<br />
nicht in irgendwelchen Unterrichtshappen<br />
berechnen. "An so einer innovativen<br />
Schule arbeitet man sicher mehr als 40<br />
Stunden." Unterricht, Vorbereitung, wöchentliche<br />
Teambesprechung, Supervision,<br />
Elterngespräche - und<br />
Schulentwicklung. Denn die ILB wird ab<br />
Herbst aufgestockt. Dann können die<br />
Kinder bis 14 bleiben. Die ILB wird also<br />
eine Gesamtschule. Und keiner dort<br />
fürchtet sich davor, im Gegenteil. "Die<br />
furchtbare Trennung mit zehn Jahren<br />
bleibt den Kindern erspart."<br />
Erspart bleibt den Kindern in der <strong>Lernwerkstatt</strong><br />
auch das permanente Klingeln<br />
nach 50 Minuten. Es gibt einen Lernblock<br />
am Vormittag, von 8.30 bis 10 Uhr,<br />
dann eine halbe Stunde Pause, weiter<br />
geht's mit spielerischem Lernen bis Mittag.<br />
Wer mag, kann in der Schule essen.<br />
Malu mampfte am Montag Fleischbällchen<br />
mit Tomatensoße. Ein gesundes<br />
Salatbuffet ist wie Obst obligat, erzählt<br />
Anke Schütte vom ILB-Serviceteam,<br />
auch bei Tisch wird fürs Leben gelernt:<br />
"Unsere Kinder können das ganz toll,<br />
ihre Portionen so zu bestellen, dass<br />
ganz wenig im Mistkübel landet."<br />
Nur Unterricht genügt nicht<br />
Danach kommen die Nachmittags-<br />
Lernbegleiterinnen mit ihrem täglich<br />
neuen Programm (Sprachförderung,<br />
Ausflüge, Lernstunden, Kinderdisco,<br />
Werken etc.) dran. Mülkyie Kapan ist<br />
eine von ihnen. Sie sagt zur Schuldebatte:<br />
"Das ist eine Katastrophe für die<br />
Bildung. Da darf man nicht sparen, sondern<br />
muss investieren. Nur Unterricht ist<br />
ja auch nicht genug. In der Schule soll<br />
viel mehr passieren. Sport zum Beispiel<br />
fehlt den Kindern - und genau da sparen<br />
sie."<br />
Zum "Schul-Haus" der ILB gehören auch<br />
die Eltern. Für Karl Dwulit, als Elternvereinsvorstand<br />
zuständig für Schulentwicklung,<br />
"ist die Diskussion um zwei<br />
zusätzliche Unterrichtsstunden für Lehrer<br />
nicht nachvollziehbar, weil ich an dieser<br />
Schule Stundenzähler nicht wirklich entdeckt<br />
habe" , sagt Dwulit. Er hält Modelle<br />
wie die ILB für "ein Fallbeispiel, wie man<br />
auch innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen<br />
etwas schaffen kann, das<br />
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