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Till 12 - Lernwerkstatt Brigittenau

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Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. <strong>12</strong> - April 2009<br />

den Kindern gut tut". Und darum müsse<br />

es doch primär gehen.<br />

Einer wirkt in der Werkstatt des Lernens<br />

wie das gravitätische Zentrum trotz oder<br />

vielleicht gerade wegen seiner quirligen<br />

Omnipräsenz im Schulhaus. Die Kinder<br />

nennen ihn "Tshi Pi", fallen ihm beim<br />

Essen lachend um den Hals, lassen sich<br />

weinend von ihm trösten, wenn sie "ein<br />

schlimmer Bub geboxt hat" - "Tshi Pi"<br />

alias Josef Reichmayr ist der Direktor<br />

der ILB, und der Kosename ein Relikt<br />

aus dessen Jugendzeit in Graz.<br />

"Aberwitziger Zentralismus"<br />

Mehr als die zwei Mehrunterrichtsstunden<br />

für Lehrer ärgern Direktor<br />

Reichmayr alte Konstruktionsfehler des<br />

Schulsystems: "Der aberwitzige Zentralismus<br />

vergällt vielen Energie und<br />

Engagement. Darüber sollten wir endlich<br />

reden." Darüber etwa, dass Schulen<br />

hierzulande ihre Lehrerinnen und Lehrer<br />

noch immer von oben "zugewiesen" bekommen.<br />

"Ohne gelebte Autonomie<br />

gehen halt viele in die Depression, wenn<br />

die Schulen unmündig gehalten werden"<br />

, sagt Reichmayr. Immerhin, unter Minis-<br />

terin Schmied habe es doch "eine<br />

spürbare Entspannung auf der Personalebene<br />

gegeben" .<br />

Zurück bei Medea und Dilara. Vor dem<br />

Heimgehen noch ein Blick auf die aufgehängten<br />

"Gefühlsgesichter" . Morgens<br />

stecken die Kinder der Stammgruppe E<br />

eine Wäscheklammer mit ihrem Namen<br />

zu jenem färbigen Smiley, der ihre Befindlichkeit<br />

am besten ausdrückt.<br />

"Glücklich" gelb, "ängstlich" rosa, "traurig"<br />

blau oder "wütend" rot. Dilara nimmt<br />

ihre Klammer vom blauen Band und<br />

klemmt sie auf Gelb.<br />

Sie hat an diesem Tag nicht nur Deutsch<br />

gehabt und einen Brief geschrieben - sie<br />

hat die Schule fröhlicher verlassen, als<br />

sie am Morgen war. Vielleicht ist es das,<br />

was gelungene Schule ausmacht.<br />

(Lisa Nimmervoll/DER STANDARD<br />

Print-ausgabe, 11. März 2009)<br />

Brief von Frau Nimmervoll<br />

an die ILB<br />

liebe medea, liebe dilara, liebe joanna,<br />

liebe magdalena, lieber manuel, liebe<br />

malu, liebe emma, liebe kinder der ILB,<br />

vielen dank dafür, dass ich euch in der<br />

integrativen lernwerkstatt brigittenau besuchen<br />

durfte. es war eine kleine<br />

weltreise aus dem ersten bezirk, es hat<br />

geschüttet, ich kam mit nassen knien zu<br />

eurem direktor, den ihr tshi pi nennt, ich<br />

kam zu spät, weil ich mich noch dazu<br />

verlaufen habe in der brigittenau... aber<br />

dann begann mein abenteuer bei euch in<br />

der ILB. und dafür will ich danke sagen.<br />

danke, dass ihr mir von euch und eurer<br />

besonderen schule erzählt habe, dass<br />

ich euch beim lernen und spielen, beim<br />

lesen und schreiben, beim rechnen und<br />

zeichnen zuschauen durfte – und dass<br />

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