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Karin Daecke GESTALTTHERAPIE QUO VADIS Auf „spirituellen ...

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Diesmal ist Ausrichtungsideal, gnostisch-telepathische Eingaben, Weisungen meditativ zu empfangen oder<br />

sich ¸bermitteln zu lassen, was ÑHˆherentwickelte sehenì oder Ñmedial Begabtenì von aufgestiegenen<br />

Meistern, Geistf¸hrern empfangen. Der esoterische Psychomarkt quillt von Psychagogen, spirituellen WEGf¸hrern,<br />

Meistern und Gurus ¸ber. Hier wird die spirituell-narzisstische Ausgestaltung der neurotischen<br />

Abwehrstrukturen wie Konfluenz, Projektion, Spaltung, Retroflexion mit ihren Idealfixierungen und abh‰ngigkeitsfˆrdernden<br />

Ichfunktionsverlusten 21 und allo-/ autoplastische (Perls 1944/1989, 51) Abwehrkollusionen<br />

zu Einkommen sichernden Ressourcen.<br />

Evolution‰r-spiritueller und emanzipatorischer Individuationsbezug<br />

Dieser modernen Evolutionsmission dient die ÑFreilegung des gˆttlich reinen Seinsì als innerweltlicher Evolutions-<br />

und Grundbezug, der das Erarbeiten der Teilhabe an der Ñhˆchsten Entwicklungsstufeì zum auflerweltlichen<br />

Evolutions- bzw. spirituell-weltlichen Grundbezug weitet. Hierf¸r wird der neugnostische<br />

F¸hrerschafts-Gefolgschaftsbezug zum inner- und auflerweltlich wirksamen Introjektions- und Individuationsentwicklungsbezug<br />

(z. B. D¸rckheims, Hubbards etc. Individuations-, Feldkarrierebezug etc.).<br />

Dagegen liegt der emanzipatorischen GT an einer prozessorientierten St‰rkung der individuellen Selbstwahrnehmung<br />

und -entwicklung und an einer hierzu fˆrderlichen Arbeit an den genannten pathologischen<br />

Abwehrstrukturen, wobei der Klient in seiner Person, Lebensausrichtung etc. freigelassen bleibt.<br />

Hierbei wird auf eine konfliktverarbeitungsorientierte Zur¸cknahme der ausgelagerten Selbstanteile (bei<br />

Projektion und Spaltung) und hierf¸r<br />

- auf die Entwicklung eines auf selbstst‰ndigem, realit‰tsorientiertem Wahrnehmen, Zuordnen, differenzierendem<br />

Denken (ÑDurchkauenì) beruhenden Assimilations- und Abgrenzungsvermˆgens und<br />

- auf die Fˆrderung einer gesundheitsfˆrderlichen Gegenwehr im Selbstverantwortungsbezug geachtet.<br />

So lˆsen sich auch die von der neurotischen Abwehr gespeisten Dualismen und die im spirituellen Idealfixierungsbezug<br />

entstandenen retroflexiven Abwehr- und Abh‰ngigkeitssymptome, w‰hrend die zu schwach<br />

entwickelten oder verk¸mmerten Ichfunktionen erstarken.<br />

<strong>Auf</strong> diese Weise antwortet die Gestalttherapie den evolution‰r-spirituell evozierten oder verst‰rkten Schw‰chen<br />

aber auch der neu ausgestalteten ideologischen Altlast und ihren Folgen. Sie kann dies mit ihren konzeptionell-praxeologischen<br />

Basiskonzepten nicht nur emanzipatorisch sondern auch ethisch-kurativ verantwortungsbewusst<br />

(vgl. Ethikrichtlinien). Hierbei setzt sie dem erneut politisch spirituell ausgreifenden Irrationalismus und<br />

dessen statischen Dualismus ihr dialektisch und antithetisches Wahrnehmungs- und Differenzierungsprinzip<br />

entgegen (<strong>Daecke</strong> 2007, 49 - 57), zumal es der GT von jeher darum geht, die Gegens‰tze mehr vom dynamischen<br />

Aspekt her aufzufassen als von ihren statischen Klassifikations- und Bewertungsrastern (Lewin<br />

1931).<br />

Diese wertvollen Potenziale gehen der GT mit der Dominanz des spirituellen Selbst-/ Holismusbezugs verloren.<br />

SPIRITUELLER VERSUS STRUKTURELLER GANZHEITSBEZUG<br />

In die GT dringt der spirituelle Selbst- und Grundbezug meist ¸ber die Anlehnung an die Gestalttheorie des<br />

Brentano-/ Meinong-Sch¸lers und Begr¸nders der Grazer Gestaltpsychologie Chr. Ehrenfels (1890) und seinen<br />

kosmogenen Einheits- und Ordnungsbezug ein.<br />

Dieser liefl einen irrationalistischen Ganzheitsbezug entstehen, der dem radikalen nationalistisch antisemitischen<br />

Programmatikeinfluss der P‰dagogen Lagarde und Langbehn (1851-1907) entgegenkam, wobei Letzterer<br />

auch ein Anh‰nger der f¸r die Systemiker bis heute wichtigen hypnotisch intuitiven Heilmethode war.<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Daecke</strong> © - 12 -

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