Karin Daecke GESTALTTHERAPIE QUO VADIS Auf „spirituellen ...

wegungen (New-Age-, New-Era-, Neue Lichtreich Bewegung) und mit ihr der evolution‰r-spirituelle Zugriff
auf die GT und ihre Umdeutung. Denn 1970 startete von New York aus eine Evolutionsmission, deren psychotechnologisch-spirituelles
Ver‰nderungskonzept von drei Anh‰ngern des russischen Theosophen Gurdieff
(Ichazo, Prestera, Naranjo) und 50 Esalen-Therapeuten in Arica (Chile) ausgearbeitet worden war.
Die psychospirituelle Erziehung zum Neuen Menschen
Sie hatten eine auf Bewusstsein, Psyche und Leib gerichtete Diagnostik (Trialektik) und gruppendynamische
Entgrenzungs- bzw. EGO-Aufbruchmethoden entwickelt, um die Ñalte Weltì im Inneren des Menschen zu zertr¸mmern
und aus den Tr¸mmern eine Neue Welt und Neue Menschen mit Neuem Bewusstsein zu bauen 2 .
Hierzu wurden Gurdieffs Enneagramm- und Evolutionsideale mit einem Lehranspruch vermittelt, der f¸r sich
in Anspruch nahm, alle mystischen Traditionen, esoterischen Schulen, spirituellen Wege und Heilsysteme des Ostens
und Westens zu einem riesigen, in sich abgeschlossenen Lehrengeb‰ude zusammengefasst und mit modernen
Psychologien vereint zu haben (Daecke 2006, Bd 2, 93 - 128).
Die vom Arica-Gr¸nder Ichazo formulierte Apokalypso-Paradies-Programmatik lautete damals so:
ÑDie Menschheit hat etwa noch 10 Jahre; entweder sie arbeitet sich aus dem Schlamassel heraus oder sie
stirbt. Die Zeit dr‰ngt, dass sie ihr Bewusstseinsniveau ver‰ndert. (...) Es gibt (hierzu) einen spezifisch
menschlichen Entwicklungsprozess, der f¸r alle gleich ist. (...) die Schule ist hierf¸r der Beweis. Sie demonstriert
die Mˆglichkeit, eine Metagesellschaft zu verwirklichen, indem sie eine Gruppe von Individuen
ausbildet, die mit Klarheit und Einheit wie ein einziger Kˆrper zu funktionieren vermag, um einer grˆfleren
Anzahl von Menschen die Mittel zu lehren, ebenfalls diesen Zustand zu erreichen. (..) Ihr habt jetzt das
notwendige Niveau erlangt, um euch dem Kˆrper der Schule einzugliedern. Eure Mission ist die, das Modell
der Metagesellschaft zu verwirklichen und zu verbreiten. Ihr m¸sst (...) die Methoden von Arica in der ganzen
Welt lehren (...) gem‰fl den Richtlinien des Mutterhauses in New Yorkì (Naslednikov 1987).
Die Neuen Menschen bzw. Agenten der Arica-Mission sollten in nur 40 Tagen entstehen, d. h. eine spirituelle
Evolution durchlaufen, die alte Persˆnlichkeit (EGO) zur¸ckgelassen und das vorgegebene Gotteskriegerideal
auf geistiger, emotionaler und leiblicher Ebene verinnerlicht haben.
Und obwohl ein Forcieren der Entwicklungsprozesse (Perlsë ÑDí ont push the riverì) und deren Manipulation
s‰mtlichen Basiskonzepten von Gestalttherapie (GT) und Humanistischen Psychologie (HP) zutiefst widersprach,
wurde Aricas ÑFourty-Day-Programì von 50 Esalenern in die Welt hinaus getragen, um einen kollektiven Evolutionierungs-
und Gleichschaltungsprozess zu initiieren. Hierbei kamen etliche Elemente der Arica-Mission auch
nach Esalen und fielen dort auf fruchtbaren Boden (a.a.O.).
Esalen - Ashram und Ausgangspunkt der spirituellen Wende
Esalen war nicht nur ein Zentrum der humanistischen Psychologieentwicklung, das nachhaltig vom Ruf des
Ortes als Zentrum der Hippies und Friedensbewegten aus den 60er Jahren profitierte. Es war in erster Linie
von Murphy und Price (1962) als ÑAshramì konzipiert worden, in dem westliche und ˆstliche Spiritualit‰t
mit Ans‰tzen und Techniken der HP verschmolzen werden sollte.
Als ihr Mitbegr¸nder Maslow die Transpersonale Psychologie entwickelte, dominierte zum Leidwesen
Perlsë (1981) diese Richtung endg¸ltig. Unter Grofs Leitung expandierte die TP dann transatlantisch, denn
die HP- und GT-Entwicklung in den USA und in Europa waren mit Esalen verbunden, wobei die Aura dieses
Ortes nach wie vor gesellschaftskritische Menschen aus aller Welt anzog.
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