Karin Daecke GESTALTTHERAPIE QUO VADIS Auf „spirituellen ...

- nur solange wirksam sind, solange die Menschen diese wertsch‰tzen und auf der Basis ihrer Autonomieentwicklung
auch verlebendigen kˆnnen. Dies gilt auch noch nach 60 Jahren Grundgesetz.
Dies unterstreicht auf dem Hintergrund der NS-Diktatur den kurativ- und demokratisch-ethischen Wert der
emanzipatorisch ausgerichteten Gestalttherapiepotenziale mit ihrer Ankerung in der Tradition der Aufkl‰rung
und in einem rationalwissenschaftlich wahrnehmungspsychologischen Ganzheits- und Strukturph‰nomenologiebezug.
Diese Potenziale fˆrdern nicht nur die Ichfunktionen sondern auch die Autonomieentwicklungs- und Diskurspotenziale,
die Selbst- und Mitverantwortlichkeitsentwicklung im menschlichen Reifungsprozess und
hierzu die Integration von abgespaltenen und auf andere projizierten Unliebsamkeiten.
Vor dem Geschichtshintergrund sind diese Potenziale besonders kostbar. Sie fˆrdern dann nicht nur den Erhalt
und die Wiederherstellung psychischer Gesundheit, sondern auch die Orientierung an der eigenen Realit‰t,
am konkreten Geschichtsbezug, an einem differenzierten Wahrnehmungs- und authentischen Kontaktbezug im
Miteinander und so die Voraussetzungen f¸r die Verlebendigung und Erhaltung demokratischer Errungenschaften,
Freiheiten und Entwicklungschancen.
Diese Potenziale werden durch die ‹bernahme transpersonaler Basiskonzepte ausgehebelt.
DIE WEGBEREITER DER SPIRITUELLEN WENDE
In Esalens Angebotsentwicklung ¸berlebten nicht nur Facetten des Fourty-Day-Programs (Enlightment
etc.), sondern von hier aus expandierte ab 1970 auch Maslows TP, welche eine ÷ffnung f¸r die Programmatik
und Esoterik der New-Age- und New-Era-Bewegung einleitete. Mit letzterer teilte Maslow den Vorwurf,
die Psychologie mache aus dem Menschen eine andere Art von triebgeleiteter Ratte. Sein Ansatz setzte
sich hiervon ¸ber Ñinstinktoideì, ¸ber den kˆrperlichen Gesundheits-/ Krankheitszustand entscheidende
Ñhˆhere Bed¸rfnisseì aus 5 , auf die sich auch sein Entwicklungs- und Verantwortungsbegriff bezog.
Diese Ausrichtung bewirkte erst in der HP eine spirituelle Welle, die ¸ber eine ‹berbewertung bestimmter Elemente
wie z. B. Bubers Einfluss auf die Perls (Frambach 1994, 1999) auch die GT ergriff. Der mit dem Ñintentionalen
Selbst-Glaubenì der HP verbundene Positiv- oder Entwicklungsglaube liefl dann im Zuge der Spiritualisierung
des Selbst- und Awareness-Konzeptes auch am evolution‰r-spirituellen Entwicklungs- und Evolutionsglauben
der New-Age- und New-Era-Bewegung ankn¸pfen (Daecke 2006, Bd 2).
Der WEG ins Neue Bewusstsein der New-Age-Bewegung
1980 erschien das von Grof (Esalen) und Halifax verfasste Buch ÑBegegnung mit dem Todì 6 , das ein breites
Interesse f¸r den theosophischen Reinkarnationsglauben weckte und auf dem deutschsprachigen Psychomarkt
eine ÑRebirthingoffensiveì initiierte. Grofs auf Hyperventilationseffekten beruhende Ñholotropeì Initiations-
bzw. Nahtod-Erfahrungspraxis expandierte in Europa von R¸tte aus und stiefl ein zunehmendes Interesse
an R¸tte-Angeboten an.
Umgekehrt nahm Esalen auch Elemente aus der schon 1950 entstandenen deutschen TP aus R¸tte auf, insbesondere
D¸rckheims Zazen-Rezeption, seine Initiatische Therapie (IT) und seinen Lehrbezug auf Evola,
dem einstigen Berater Mussolinis und Okkultisten (Wehr 1996). R¸tte nahm etliche Elemente aus Esalen
auf wie z. B. neoschamanistische Angebote, Sheldrakes morphogenetische Felder, die Chakren-, Mandala-, Tarot-Karten-Arbeit
etc 7 .
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