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Karin Daecke GESTALTTHERAPIE QUO VADIS Auf „spirituellen ...

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VORBEMERKUNG<br />

Das Thema der Frankfurter Gestalttherapie-Tagung ÑApokalypso - Weltunterg‰nge und Paradiese. Gestalttherapie<br />

im Umgang mit Optionen der Zukunftì fordert mich zu einer Positionskl‰rung auf.<br />

Warum? Es ruft zur Betrachtung von Krisen, Umbr¸chen und Neuerungen in der Gesellschaft und im persˆnlichen<br />

Lebensumfeld auf und r¸ckt hierf¸r gleichzeitig eine Wahrnehmungsstruktur in den Vordergrund,<br />

die dualistische Bewertungen nach dem Raster ÑWeltunterg‰nge - Paradieseì oder Ñparadiesische - apokalyptische<br />

Zukunftsoptionenì herauf beschwˆrt und hierzu eine esoterische Urwurzel- oder ÑMutter-Erdeì-<br />

Bezugnahme auf ÑGaiaì.<br />

Diese Optionen und Bezugnahmen fˆrdern irrationale Wahrnehmungsprozesse mit polarisierender Entdifferenzierung<br />

oder bezeugen den Nachvollzug von Kulturfolien, wie sie stets von dualistischen Glaubens- und<br />

spirituell-politischen Ideologiebewegungen mit Urkultur- und Evolutionsparadigma hervor gebracht werden.<br />

Und - eine solche Ideologiebewegung bereitete der NS-Diktatur einst den Boden. Denn diese konnte aus den<br />

irrationalistischen Verarbeitungsweisen gesellschaftlicher Krisen, Strukturbr¸che und Notlagen und aus der<br />

damit einher gehenden Entdifferenzierung, Spaltungs- und Polarisierungsbereitschaft im Bewusstsein der<br />

Menschen politisch Profit schlagen, d.h. genau diese Psychodynamiken programmatisch instrumentalisieren.<br />

Und diese Entwicklung wurde schon einmal von einer bis in die Humanwissenschaften hineinreichenden Irrationalismusstrˆmung<br />

salonf‰hig gemacht.<br />

Bei der Entdifferenzierung dominieren individuelle, psycho-, soziomentale und vom limbischen System dominierte<br />

Abwehr- und Verarbeitungsprozesse, die von Verunsicherungen, traumatischen Ereignissen, defizit‰ren<br />

Entwicklungen, sogartig entgrenzenden Soziodynamiken, Sehns¸chten und ƒngsten herr¸hren oder<br />

verst‰rkt werden.<br />

Bei den Kulturfolien aus dualistischen Glaubenslehren - wie z.B. denen aus der Theosophie, Ariosophie etc.<br />

- oder aus Ideologietraditionen - wie z. B. der NS-Ideologie - handelt es sich dagegen um feldkollektive und<br />

kollektive Ausgestaltungsvorlagen, in denen dann diese individuellen Verarbeitungsprozesse ihre feldkollektiven<br />

oder kollektiven Ausdrucksformen finden kˆnnen.<br />

Und wie ich in einer Zeitgeschichtsstudie zu diesem Thema zeigen konnte (<strong>Daecke</strong> ÑModerne Erziehung zur Hˆrigkeit?<br />

(...), 2. <strong>Auf</strong>lage 2008, 2009), ragen diese Kulturfolien oftmals in subtiler und zeitgeistnah ausgestalteter<br />

Form bis in die heutige Wissenschafts- und Psychomarktentwicklung hinein oder kˆnnen in Form eines spirituellesoterischen<br />

Ph‰nomens wahrgenommen werden 1 .<br />

Doch ragt dieses Irrationalismusph‰nomen tats‰chlich bis in die Gestalttherapie hinein - passt dies doch<br />

¸berhaupt nicht mit deren Basiskonzepten zusammen? Denn diese sind emanzipatorisch, d.h. kurativ-ethisch<br />

und wissenschaftlich im Geist der <strong>Auf</strong>kl‰rung verankert.<br />

Mit diesen Fragen will ich einen Diskursprozess in der Gestalt-Community anstoflen.<br />

ERSTER ‹BERBLICK - SOZIALGESCHICHTLICHER HINTERGRUND<br />

Die Frage, ob diese irrationalistische Altlast ¸ber die modernen Evolutionsmissionen und ihre Psychomarktprojekte<br />

in die GT hineinragen, muss leider mit ÑJa, seit Perlsë Abschied von Esalen und seinem Todì beantwortet<br />

werden. 1970 begann die Ñspirituelle Wendeì ins Neue Bewusstsein der modernen Evolutionsbe-<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Daecke</strong> © - 2 -

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