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Karin Daecke GESTALTTHERAPIE QUO VADIS Auf „spirituellen ...

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Vom spirituellen zum arisch-vˆlkischen Ur-, Selbst-, Einheits- und Grundbezug<br />

Der Entwicklung der Grazer und Leipziger folgend hatte sich D¸rckheim ¸ber den mit ihnen geteilten Glauben<br />

an ein Ñmystisches All-Eins-Sein mit dem gˆttlich-kosmischen Ursprung, Grundì f¸r die vˆlkischrassischen<br />

Ganzheits- und arischen Selbst- bzw. Urmensch-/ ‹bermenschkonstrukte der Nationalsozialisten<br />

geˆffnet. Ab 1932 war er NSDAP-Mitglied und trat in dieser Funktion f¸r die ganzheitlich ergreifenden Kampf-<br />

und Wehrsporterziehungsideale der NS-Diktatur in der Lehrerbildung ein. An diesen Idealen hielt er bis Ende<br />

der NS-Diktatur begeistert fest, - zuletzt als Japanforscher, der im <strong>Auf</strong>trag des SS-B¸ro Ribbentrop beim japanischen<br />

B¸ndnispartner und seinen Samurai-Orden Bausteine f¸r eine spirituell-politische Volkserziehung<br />

bzw. vˆlkische Psychagogik sammelte.<br />

Diesen <strong>Auf</strong>trag leugnete er, als er in Japan von den Alliierten inhaftiert wurde. Er brachte seine Unterlagen<br />

noch in Haft in eine Ñpolitisch entheikelte Fassungì 12 . Sie gingen in seine Initiatische Therapie ein, die er ab<br />

1950 entwickelte und in R¸tte im Mysterienschulenstil etablierte (Wehr 1996).<br />

Sein Initiationsbezug beruhte auf seinen Kriegstraumata (1. Weltkrieg), die er - analog zu Aricas Ansatz -<br />

als EGOaufbruch und ÷ffnung f¸r gˆttliche Weisungen definierte. Diesen entsprechend entwickelte er einen<br />

absoluten Gewissensbezug auf eine hˆchste F¸hrungsebene und damit einen Gefolgschafts-/ Weisungsbezug,<br />

der alle anderen Autorit‰ts- und Verantwortungsinstanzen aushebeln darf. Diese spirituelle Verarbeitungsfolie<br />

hatte ihn einst von der Milit‰rlaufbahn erlˆst und in den absoluten Weisungs-, Gefolgschaftsbezug der<br />

NS-Diktatur gef¸hrt.<br />

Sie bestimmte auch seine Rezeption des japanischen Zen-Buddhismus, dessen Samurai- bzw. Kampfideal,<br />

das er im parzivalíschen Gnosisbezug Hitlers aufgriff, um es sp‰ter f¸r eine arisch-vˆlkische Religion weiterzugestalten.<br />

Diese hˆchste Weisungs- und Gewissensstruktur bestimmte auch seine Erziehung zum Neuen Menschen in<br />

der IT.<br />

Die fehlende Auseinandersetzung mit der NS-Identifikation und die fehlende Abgrenzung von dieser als<br />

Lehrengr¸nder lieflen ihn sein Initiationskonzept auch noch viele Jahre sp‰ter von Evola 13 , dem Vordenker<br />

der Neuen Rechten, absegnen. Mit ihm teilte er lange Zeit das Evolutionsideal eines Ñeurop‰ischen Satoriì,<br />

das er erst an seinem Lebensende dem theosophischen Christusbezug der New-Age-, New-Era- und Lichtreich-Bewegung<br />

unterstellte. So entstanden expansionsrelevante Synergien im ÑChristus Maitreyaì-Bezug (Baileys<br />

Theosophie), an die auch die rechtsgerichtete DUR 14 im Ñeurop‰ischen Einheitsidealì ankn¸pfen konnte.<br />

All diese programmatischen Bewegungen fˆrdern einen Ñhˆheren Weisungs-Gefolgschaftsbezugì als<br />

Problemlˆsungs- und Entwicklungsweg nie jedoch einen Selbst- und Mitverantwortlichkeitsbezug auf der<br />

Grundlage eines Diskurses im eigenen Inneren oder mit anderen, wie er durch die GT gefˆrdert wird. Die<br />

Potenziale hierzu verk¸mmern.<br />

Dies verst‰rkt die introjektive und ideologische Altlast aus der Geschichte. D¸rckheim sah zur Umsetzung<br />

der von R¸tte ausgehenden Identifikationen seine Lehrtherapeuten sogar erneut an Ñvorderster Frontlinie<br />

stehenì (Wehr 1996). Das hˆchste Ziel seiner Ganzheitspsychagogik war wieder ein Evolutionsideal, dem<br />

eine ganzheitliche Ergreifung und Umformung des Menschen zum Neuen Menschen diente. Sein spirituelles<br />

WEGleibbewusstsein zielte erneut auf ein grandioses St‰rkeideal 15 . Die IT transportierte - wie ich in meiner<br />

Studie zeigen konnte - zahlreiche strukturelle Analogien zu Elementen aus der NS-Erziehung (D¸rckheim<br />

1996, 169, 176 f).<br />

Was stellt die Gestalttherapie dem spirituellen Paradigmenwechsel entgegen?<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Daecke</strong> © - 8 -

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