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Karin Daecke GESTALTTHERAPIE QUO VADIS Auf „spirituellen ...

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schaftlicher Ganzheits- und Grundbezug mit sozial hintergrundorientierter Wahrnehmungspsychologie<br />

(Wertheimer 1931).<br />

Ihr Figur-/ Grundbezug war vom Neurologen und Gehirnforscher Goldstein beeinflusst, um den sich etliche<br />

Berliner Gestaltpsychologen scharten.<br />

Perls lernte diese ¸ber seine Mitarbeit am Goldstein-Institut und damit beide Theoriebildungsfelder kennen.<br />

Beide gaben der GT-Entwicklung ebenso wichtige Impulse wie die ebenfalls miteinander in Kontakt stehenden<br />

Theoriebildungsfelder der umweltbezogenen Psychoanalyse und der Frankfurter Schule.<br />

Die Perls hatten zu allen vier Theoriebildungsfeldern Kontakt, doch der organismisch leibbezogene und feldsituative<br />

Figur-Grund- und Selbstprozessbezug der GT ist stark von Goldstein und von zwei mit ihm in Austausch<br />

stehenden Berliner Gestaltpsychologen inspiriert. Hinter dem Selbstprozessansatz der GT stehen<br />

Wertheimers wahrnehmungs-, denk- und erinnerungspsychologischen Fragestellungen und Beobachtungen<br />

sowie empirisch wahrnehmungsexperimentelle und motivationsforschungsorientierte ‹berlegungen von zwei<br />

Lewinsch¸lern (Bocian 2000).<br />

Im Kontext der genannten Theoriebildungsfelder interessierte die Realit‰t, wie sie ist mit ihren Wechselwirkungsdynamiken<br />

und Auswirkungen auf den Menschen. Dies liefl in der GT einen rationalwissenschaftlich<br />

differenzierungsorientierten Ganzheitlichkeitsbezug entstehen, der das irrationalistische Ganzheitlichkeitsinteresse<br />

an evolution‰r-spirituellen Selbst-, Grund- und (Stufen-)Entwicklungsbezugnahmen genauso klar<br />

abgrenzen l‰sst wie die daraus entstehenden Wahrnehmungsverzerrungen und dualistischen Metawelten.<br />

Zudem hat sich die GT dem Menschen, dem Zwischenmenschlichen und Problemhaften zwischen Mensch<br />

und Gesellschaft von je her dialektisch und antithetisch auslotend sowie konkret hintergrund- und situativ<br />

umfeldbezogen und damit distanz- und differenzierungsorientiert zu n‰hern versucht. Dies bezeugen ihre<br />

Denk-, Sprach- und Theoriebildungstradition sowie ihre emanzipatorischen Basiskonzepte (Perls 1942/44,<br />

Perls et. al 1951, Bocian 2000)<br />

Der Figur-/ Grundbezug der GT grenzt sich vom spirituellen Holismus auch ¸ber einen Ñstrukturellen Holismusì<br />

und die Wahrnehmung struktureller Holoide (Perls 1944/ 1989, 31) ab, der durch Perls Abgrenzung<br />

von Smuts Holismus- und Strukturbezug eindeutig darlegt bleibt: ÑIch persˆnlich stimme mit der Bezeichnung<br />

Ñstruktureller Holismusì (...) ¸berein, und begr¸fle auch die Unterscheidung zwischen Ganzheiten und<br />

Holoiden (Gebilden, die Ganzheiten ‰hneln); (...) wenn die menschliche Persˆnlichkeit ein Ganzes ist, kˆnnen<br />

wir Komplexe und Wiederholungsmuster Holoide nennen. In dem Konzept von Smuts ist jedoch die Gefahr<br />

der Vergˆttlichung enthalten, und ich bin nicht geneigt, ihm in dem zu folgen, was ich einen idealistischen<br />

oder sogar theologischen Holismus nennen w¸rdeì. Perlsë struktureller Ganzheitsbezug fokussiert individuumzentriert<br />

feldsituativ und im gesellschaftlichen Hintergrundbezug.<br />

Der Grundbezug der GT hat aber auch noch statt des starren Idealentwicklungs- oder Stufen- und Gestaltordnungsbezugs<br />

eine Bed¸rfnis-, Interessenausrichtung und damit ein Interesse an der Vervollst‰ndigung der<br />

Ichfunktionen. Ziel ist nicht WEGfolge und spirituelle WEGleibentwicklung sondern ein selbstverantworteter<br />

Individuationsprozess. Auch ist nicht ein Licht-Dunkel-Fokus von zentraler Bedeutung sondern ein Dynamischbleiben<br />

von dem, was situations- bzw. interessen- und selbstprozessgebunden f¸r den Menschen in<br />

den Vordergrund oder Hintergrund tritt.<br />

Differenzierungsorientierter Grund- und Gesellschaftshintergrundbezug<br />

Diese Ausrichtung ermˆglicht einen differenzierungsorientierten Blick auf situative Interessendurchsetzungs-<br />

und Abwehrdynamiken im Sog kultureller und konkret historischer Gesellschaftseinfl¸sse. Die GT<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Daecke</strong> © - 14 -

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