Karin Daecke GESTALTTHERAPIE QUO VADIS Auf „spirituellen ...

So demontierte er stets die Gr¸nderfiguren der jeweiligen Ansprechgruppe und ihre Lehren nach narzisstischen
Auf- und Abwertungsrastern, um anschlieflend ihre zentralen Begriffe und Konzepte analog zur New-
Era-Programmatik umzudefinieren und so zu punkten. Um die ÑKonkurrenzì mit ihrer spirituellen Offensive
Ñabzuholenì, lobte er C.G. Jung, um eine spirituelle Therapieentwicklung zu fordern, die er Iatrologik nannte.
Den existenzialistischen Humanisten warf er Heuchelei vor (J. Zeig 1991) und empfahl ihnen als Ñwahrer
Humanistì seine autorit‰re ÑZuckerbrot-und-Peitschen-Haltungì 11 , wor¸ber er allerdings lediglich Hellinger
den Boden bereitete. F¸r seine Auftritte nutzte er n‰mlich die Evolutionskonferenzen der Systemischen Therapie,
die Hellinger bis heute lukrativ vermarkten.
ÑDer Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ‰ndern kannì
Text eines 80er Jahre Plakats
Damit hatten die New-Age- und die New-Era-Mission in den 80er und 90er Jahren einen jeweils eigenen
Blend- und Eroberungsbezug, mit dem sie die Ver‰nderungsfreudigen aus den Emanzipations- und Reformbewegungen
und aus der GT direkt der Bewusstseinswende der Evolutionsmissionen und ihrem Autorit‰ts-,
Hierarchie- und Ordnungsidealen zuf¸hrten. Heute wabern die verschiedenen esoterischen Bewegungen ineinander.
Lediglich die New-Era-Mission bleibt organisatorisch abgegrenzt. Alle Richtungen haben jedoch
internationale Verwebungen mit der esoterischen Rechten (Gugenberger, Petri, Schweidlenka 1998).
Trotz der sich ausdehnenden esoterischen Einfl¸sse in den GT-Instituten fehlen bis heute Diskussionen ¸ber
die Unvereinbarkeit der spirituell evolutionsgl‰ubigen und emanzipatorisch aufkl‰rungsorientierten Ausrichtung.
Das unkommentierte Nebeneinander beider Richtungen (wie z. B. in den Tagungs- und Institutsprogrammen)
bildet von je her die Ausgangsbasis f¸r ein unmerkliches Hin¸bergleiten ins Neue Bewusstsein und
seine Evolutionsideologie.
R‹TTES POLITISCH IRRATIONALISTISCHE ALTLAST
Da in der deutschen GT-Entwicklung die Einfl¸sse aus R¸tte ¸berwiegen, d. h. aus D¸rckheims Ansatz der
Initiatischen Therapie und den damit vermengten Ans‰tzen von Hippius, Loomans, Grof, Hellinger, Wilber, soll
eigens auf diesen Ansatz und seine Altlast eingegangen werden.
Diese stammt aus D¸rckheims spirituell holistischem Selbst- und Grundbezug, aus der irrationalistischen
Gestaltpsychologie der Grazer und Leipziger Schule und deren Konfluenz mit der NS-Diktatur. Diese
Struktur wiederholt sich in der Konfluenz der Initiatischen Therapie mit den modernen spirituell-politischen
Evolutionsparadigmen. Denn D¸rckheims Definition des Therapeuten als WEG, WEGf¸hrer f¸r seine
Klienten, Sch¸ler und sein Individuationsbezug auf den erbrachten Nachvollzug der ÑNeuen Wegeì setzte
ab den 70er Jahren den Evolutionsglauben der New-Age-Bewegung (Wehr 1996) in die Lehrpraxeologie
von R¸tte um.
R¸ttes schillerndes Marktprofil ¸berblendete D¸rckheims f¸hrerschafts-gefolgschaftsbezogenen Ansatz
zeitgem‰fl.
Dieser ist nicht nur dem dialogisch prozessorientierten Prinzip der GT, seinem Leibsubjekt- und Individuationsbezug
vˆllig entgegengesetzt, sondern transportiert auch noch Introjektaltlasten aus D¸rckheims Identifizierung
mit der NS-Ideologie und die damit verbundenen Strukturfolien aus der Grazer und Leipziger Gestaltpsychologie.
Karin Daecke © - 7 -