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Motobi Catria Sport<br />
Vergangene Zeiten sind fremde<br />
Welten. Für den heutigen Zeitgenossen<br />
ist oft schwierig nachzuvollziehen,<br />
was die Generation der Väter<br />
oder gar der Großväter umtrieb.<br />
Was kann also aus heutiger Sicht an<br />
Motobi<br />
Das Kraftei aus Pesaro!<br />
einem Sportmotorrad dran sein, das<br />
alles andere als souverän die 110<br />
km/h Marke überschreitet?<br />
Meine erste und zugleich intensive<br />
Begegnung mit einer 12 PS starken<br />
Motobi Catria fand an einem<br />
Sommertag 2002 in Marburg<br />
statt. Ich besuchte<br />
Georg Solms. Ich hatte<br />
ihn anlässlich eines<br />
Vortrags über Ernst<br />
Neumann-Neander<br />
kennen gelernt und<br />
war auf dem Rückweg<br />
vom Rheinland<br />
bei ihm in<br />
Marburg eingetroffen.<br />
Das Angebot<br />
mit der Motobi zu<br />
fahren weckte meine<br />
Neugier.<br />
Als die rote Maschine<br />
ins Freie geschoben<br />
wurde, war ich<br />
von ihrer Linie fasziniert.<br />
Zierlich wie ein Moped,<br />
schlank wie ein Schwebebalken<br />
und dabei sportlich rasant. So<br />
wirkte die unrestaurierte 63er Catria in<br />
matt gewordenem rotem Lack auf<br />
mich. Sie zeigte die Spuren vieler Jahre,<br />
aber keine die von Verfall kündeten.<br />
Schon der Start war ungewöhn-<br />
lich: Georg hatte irgendwann den<br />
rechts liegenden Kickstarter abgeschraubt,<br />
nachdem er sich beim<br />
Kicken einmal den Fuß verletzt hatte.<br />
Seitdem wird die 175er kurzerhand<br />
angeschoben.<br />
Und tatsächlich schon nach<br />
wenigen Metern bollerte der<br />
Viertakter kernig los. Da<br />
der Choke rasch für<br />
Überfettung sorgte<br />
und ich diesen wieder<br />
ausrückte, musste<br />
eine Weile der<br />
Gasgriff rhythmisch<br />
auf und zu<br />
gedreht werden.<br />
Spätestes jetzt<br />
war ich fasziniert<br />
von der Kombination<br />
aus volltönender<br />
Robustheit<br />
und schwereloser<br />
Haptik. Bereits das<br />
Schieben war schöner<br />
als bei einem Kleinkraftrad,<br />
da sich die Motobi<br />
durch die 19er Räder deutlich<br />
graziler und dabei präziser in den Lenkerenden<br />
anfühlte als eine Kreidler<br />
oder Simson.<br />
Ihr Ton war frei und offen und nicht<br />
so gepresst-zwitschernd wie wir dass