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Organisation und Finanzierung der Tourismusförderung in ...

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2. Handlungsbedarfe <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> brennendsten Fragen ist diejenige nach dem optimalen<br />

Budget. E<strong>in</strong>e solche Aussage kann stets nur vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> zu erfüllenden Aufgaben getroffen<br />

werden. Die folgenden Spannen können als Orientierung<br />

für das anzustrebende Budgetvolumen bei entsprechenden<br />

Aufgabenschwerpunkten angesehen werden. Die e<strong>in</strong>gangs<br />

beschriebene Typisierung <strong>der</strong> Landkreise <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Befragung liefern H<strong>in</strong>weise für das <strong>der</strong>zeit vorhandene<br />

Budgetvolumen. Neben dem durchschnittlichen touristischen<br />

Gesamtbudget ist das 3. Quartil 16 als Orientierungswert<br />

aufgeführt:<br />

Schwerpunkt Bau/Unterhalt/Betrieb von touristischer Infrastruktur:<br />

Ø: 910.000 Euro, 3. Quartil: 1,2 Mio. €,<br />

Schwerpunkt e<strong>in</strong>er kreiseigenen Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation:<br />

Ø: 280.000 Euro, 3. Quartil: 350.000 €,<br />

Schwerpunkt e<strong>in</strong>er Mitgliedschaft <strong>in</strong> touristischen Regionalverbänden:<br />

Ø: 220.000 Euro, 3. Quartil: 280.000 €,<br />

Mischtyp: Ø: 420.000 Euro, 3. Quartil: 460.000 €.<br />

· Die erwarteten Budgetanfor<strong>der</strong>ungen im Gesamtsystem <strong>der</strong><br />

<strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong> des öffentlichen Tourismus machen auf lokaler,<br />

regionaler <strong>und</strong> Landesebene die Suche nach neuen <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>smöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> das Ausschöpfen bestehen<strong>der</strong> Potenziale<br />

unumgänglich, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die stark von För<strong>der</strong>mitteln<br />

abhängigen Landkreise des Typs „Infrastruktur“.<br />

· Gr<strong>und</strong>sätzlich s<strong>in</strong>d bei entsprechenden Budgetverän<strong>der</strong>ungen<br />

auf <strong>der</strong> Aufwandsseite die Aufgaben <strong>und</strong> <strong>der</strong> effiziente<br />

Mittele<strong>in</strong>satz zu h<strong>in</strong>terfragen. Es sollte ganz klar e<strong>in</strong>e Konzentration<br />

auf das Notwendige erfolgen. Wichtige Fragen<br />

s<strong>in</strong>d dabei: „Gibt es Doppelstrukturen mit an<strong>der</strong>en <strong>Organisation</strong>en<br />

(z. B. Erstellung von Broschüren)?“, „Lässt sich<br />

durch Möglichkeiten <strong>der</strong> Geschäftsbesorgung e<strong>in</strong>e höhere<br />

Umsetzungsqualität bei ger<strong>in</strong>gerem Mittele<strong>in</strong>satz realisieren?“,<br />

„Welche Aufgaben liegen brach <strong>und</strong> von welchem<br />

Akteur s<strong>in</strong>d sie am effizientesten umzusetzen (z. B. Vertriebsaktivitäten)?“.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des engen Zusammenhangs<br />

mit dem Erfolgsfaktor <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> Personal sollten<br />

Entscheidungen <strong>in</strong> diesem Bereich immer auf Basis e<strong>in</strong>er<br />

Gesamtbetrachtung unter Berücksichtigung aller Teilaspekte<br />

<strong>und</strong> vor allem aller betroffenen Akteure/<strong>Organisation</strong>en<br />

erfolgen. So lassen sich weitere Entlastungen des Budgets<br />

häufig durch die Auslagerung von Market<strong>in</strong>gaktivitäten an<br />

leistungsfähige regionale Tourismusorganisationen erreichen.<br />

Entscheidende Fortschritte s<strong>in</strong>d nur über Reformen<br />

<strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>s- <strong>und</strong> <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>sstrukturen<br />

zu erreichen. Tourismus ist <strong>und</strong> bleibt<br />

dabei die geme<strong>in</strong>same Aufgabe e<strong>in</strong>er gut funktionierenden,<br />

öffentlich-privaten Kooperation.<br />

16 Analog zur Analyse betriebswirtschaftlicher Kennzahlen bildet das 3.<br />

Quartil die Untergrenze <strong>der</strong> oberen 25 % ab.<br />

17 OSV 2011, S. 129 ff.<br />

ERFOLGSFAKTOR FINANZEN<br />

· Weitere Kostensenkungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vielen regionalen <strong>Organisation</strong>en<br />

nicht mehr ohne e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Aufgaben<br />

möglich. Da aber die Aufgaben im Gegenteil immer vielfältiger<br />

werden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e immer professionellere Bearbeitung erfor<strong>der</strong>n,<br />

geht es bei den zukünftigen Maßnahmen zur Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit vornehmlich um Möglichkeiten auf <strong>der</strong><br />

Ertragsseite, auch auf regionaler Ebene. Die Optimierung des<br />

Market<strong>in</strong>gs, die Erhöhung <strong>der</strong> Eigenmittel <strong>und</strong> <strong>der</strong> weitere<br />

Ausbau von Kooperationen s<strong>in</strong>d daher die zentralen Handlungsfel<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> nächsten Jahre. 17<br />

· Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d diesbezügliche Entscheidungen immer im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> gesamten Dest<strong>in</strong>ation zu treffen. Konkurrenzsituationen<br />

<strong>der</strong> regionalen Tourismusorganisationen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

sollten m<strong>in</strong>imiert <strong>und</strong> nicht h<strong>in</strong>ter mögliche<br />

kurzfristige Verbesserungen <strong>der</strong> Ertragssituation gestellt<br />

werden. Kirchturmdenken ist fehl am Platz, vielmehr steht<br />

die K<strong>und</strong>enorientierung im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

· Die Landkreise müssen sich auf rückläufige För<strong>der</strong>mittel e<strong>in</strong>stellen.<br />

Ferner gilt es, sich an die neuen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

anzupassen. So strebt die EU e<strong>in</strong>e generelle Verschiebung<br />

<strong>der</strong> thematischen Schwerpunkte <strong>in</strong> Ihrer För<strong>der</strong>politik<br />

an. Stand bislang das Thema „Kultur“ im Mittelpunkt, werden<br />

ab 2014 die Bereiche „Nachhaltigkeit“ sowie „Wissen<br />

& Innovation“ verstärkt geför<strong>der</strong>t. Diese Aspekte müssen<br />

<strong>in</strong> künftigen För<strong>der</strong>anträgen beson<strong>der</strong>s herausgestellt werden.<br />

Auch sollen Kooperationen bzw. übergreifende Projekte<br />

zwischen Stadt <strong>und</strong> Land <strong>in</strong> Zukunft bevorzugt geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Auch vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> spielt die<br />

Zusammenarbeit von Landkreisen <strong>und</strong> kreisfreien Städten<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle.<br />

· Bei <strong>der</strong> Bündelung <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung verschiedener<br />

Akteure <strong>in</strong> ausgelagerten E<strong>in</strong>heiten o<strong>der</strong> bei sonstigen Dritten<br />

ist vor allem bei Beteiligung von Privaten zu beachten,<br />

dass sich im Zuge <strong>der</strong> Beauftragung <strong>der</strong>artiger <strong>Organisation</strong>en<br />

durch die Landkreise <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />

f<strong>in</strong>anziellen Ausstattung möglicherweise Fragen des Vergaberechts<br />

(„Liegt ggf. e<strong>in</strong>e Inhouse-Situation vor?“), des<br />

EU-Beihilfenrechts („Ist ggf. die <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong> e<strong>in</strong>er Tourismusorganisation<br />

e<strong>in</strong> Vorgang, <strong>der</strong> als Beihilfe bei <strong>der</strong> EU-<br />

Kommission angemeldet werden muss [Notifizierung]?“)<br />

<strong>und</strong> des Kommunalrechts („Werden z.B. bei marktrelevantem<br />

Agieren bzw. hohen Verlustrisiken die Bestimmungen<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Kommunalverfassung, etwa <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die Zulässigkeit <strong>der</strong> kommunalwirtschaftlichen Betätigung,<br />

e<strong>in</strong>gehalten?“) stellen. Diese müssen im Vorfeld sorgfältig<br />

geprüft werden, um rechtssicher agieren zu können.<br />

· Auf <strong>der</strong> Suche nach neuen <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>squellen sollten die<br />

Landkreise auch die Geme<strong>in</strong>den aktiv unterstützen. Es geht<br />

um den E<strong>in</strong>bezug aller Profiteure des Tourismus möglichst<br />

nach dem Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Freiwilligkeit <strong>und</strong> Mitbestimmung, <strong>in</strong><br />

jedem Fall aber mit e<strong>in</strong>er Zweckb<strong>in</strong>dung für den Tourismus.<br />

Dies führt zu e<strong>in</strong>er größeren Verantwortung aller Tourismusakteure<br />

<strong>und</strong> letztlich auch zu e<strong>in</strong>er Entlastung <strong>der</strong> Tourismusbudgets<br />

<strong>der</strong> Landkreise.<br />

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