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Aquila® AgrarINVEST III - Dirk Naumann

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wurden jedoch genetisch an das neuseeländische System, das auch<br />

in Teilen Südaustraliens angewandt wird, angepasst. Im Vergleich zu<br />

europäischen oder nordamerikanischen Kühen sind sie geringfügig<br />

kleiner und leichter, mit einem entsprechend geringeren Milchpoten-<br />

zial. Die Kühe sind allerdings – in erster Linie wegen des gesünderen<br />

und artgerechteren Haltungssystems – auch deutlich fruchtbarer und<br />

langlebiger. Die Fähigkeit aller Kühe, innerhalb einer kurzen Deck-<br />

saison von maximal zehn bis zwölf Wochen „aufzunehmen“, d.h.<br />

trächtig zu werden, führt dazu, dass die gesamte Herde entsprechend<br />

synchronisiert kalbt. Dies ist essenziell für den Erfolg des saisonalen<br />

Systems. Außerdem hat sich beim saisonalen System bewährt, dass<br />

sämtliche Kühe in den Frühlingsmonaten von August bis Oktober<br />

kalben und dann im Zeitraum von etwa September bis Mai Milch<br />

produzieren. Vor dem Winter – wenn das Wachstum der Weideflä-<br />

chen abnimmt – werden sie trockengestellt. Durch den Einsatz der<br />

Weidefläche als Hauptfutterquelle können die Kühe 240 bis 270<br />

Tage im Jahr gemolken werden, ohne dass Zusatzfutter zum Gras<br />

erforderlich ist. Wie hoch der Einsatz von Zusatzfutter ist, hängt von<br />

der Preisrelation zwischen Futterkosten und Milcherlösen ab.<br />

Besatzdichte<br />

Die Besatzdichte (Anzahl Kühe pro Hektar), und damit die Fut-<br />

ternachfrage pro Hektar, ist die treibende Kraft im Weidesystem.<br />

Sie wird bestimmt durch die Messgrößen „Futterangebot pro<br />

Hektar“, ausgedrückt in Trockenmasse „TM“ Gras, und „Futter-<br />

bedarf pro Kuh“. Die angemessene Besatzdichte jeder Farm hängt<br />

von der Produktivität der Weideflächen, dem Lebendgewicht<br />

sowie der potenziellen Milchleistung der Kühe ab. Der Einsatz<br />

zusätzlicher Futtermittel von außerbetrieblichen Quellen muss<br />

ebenfalls in die Kalkulation mit einbezogen werden. Die Auswahl<br />

einer optimalen Besatzdichte ist ein wesentliches Kriterium des<br />

Weidemanagements.<br />

Einsatz von Zusatzfutter<br />

Zum Zusatzfutter zählt die Ernährung der Tiere über die Hauptfutter-<br />

quelle hinaus, wie bspw. Maissilagen oder Palmkernexpeller. Auch das<br />

Futter, welches die Kühe während der „Zeit des Trockenstehens“ und<br />

die Färsen (weibliche Rinder, die noch nicht gekalbt haben) während<br />

der Aufzucht außerhalb des Betriebes erhalten, wird zum Zusatzfutter<br />

gerechnet. Oft wird die besonders wertvolle eigene Betriebsfläche nur<br />

zur Milchproduktion genutzt, während Trockensteher und Jungvieh<br />

auf weniger teure Flächen ausgelagert werden. Der Einkauf des Zu-<br />

satzfutters ist wichtig für die Rentabilität einer Milchfarm. Anders als<br />

Neuseeland ist Australien Nettoexporteur von Getreide. Aus diesem<br />

Grund ist die Zufütterung von Getreide dort deutlich günstiger und<br />

kann, je nach Preisrelation von Futterkosten zu Milcherlösen, stärker<br />

eingesetzt werden als bspw. in Neuseeland. In Australien bekommt die<br />

Kuh in der Regel daher mehr Zusatzfutter in Form von Getreide als in<br />

Neuseeland, aber immer noch deutlich weniger als in Deutschland.<br />

Vor allem weil in Neuseeland der Grasaufwuchs sehr hoch ist (bis zu<br />

dreimal so viel Trockenmasse pro Hektar im Vergleich zu Deutschland)<br />

und daher relativ wenig Zusatzfutter eingesetzt werden muss, und<br />

weil die Arbeitsproduktivität in der Offenhaltung wesentlich höher<br />

ist als in Stallhaltungs-Systemen, zählt diese Region zu den weltweit<br />

kostengünstigsten Produktionsstandorten für Milch. Im Umkehrschluss<br />

bedeutet dies, dass Milchbauern in dieser Region auch dann<br />

noch profitabel produzieren, wenn ihre Konkurrenten aus den USA<br />

oder der EU längst keinen Deckungsbeitrag mehr erreichen. Die<br />

Milchbauern in den USA haben darüber hinaus das Problem, dass<br />

sie vom Anstieg der Getreidepreise betroffen sind, der im Zuge der<br />

vermehrten Verwendung für Biokraftstoffe zu beobachten ist. Experten<br />

erwarten z.B., dass die Maisernte in den USA in 2010/2011<br />

bereits zu 36% für die Produktion von Ethanol verwendet wird und<br />

nicht für die Erzeugung von Lebensmitteln.<br />

Rentabilität durch saisonale Milchproduktion<br />

Neuseeländische Milchbauern waren die ersten, die die Synchronisierung<br />

der saisonalen Grasproduktion mit dem Futterbedarf von<br />

Kühen und Schafen eingeführt haben. Da das Graswachstum auf<br />

den Weideflächen im Frühjahr höher ist als im Winter, ist diese Abstimmung<br />

der saisonalen Produktion mit dem Futterbedarf der<br />

Herde das eigentliche „Geheimnis“ hinter dem Erfolg dieses Systems,<br />

das daneben noch weitere Vorteile bietet:<br />

Das milde Klima und die ganzjährige Weidehaltung sparen Kosten<br />

für Ställe, Maschinen, Benzin und Futter. Zwar führt die starke<br />

Abhängigkeit vom Wetter dazu, dass die Milchleistungen über das<br />

Jahr stark variieren können. Diese Schwankungen lassen sich aber<br />

durch Managementstrategien reduzieren. So wird je nach Bedarf<br />

mit der Zugabe von Ergänzungsfuttermittel, einer stärkeren Düngung<br />

oder einer gezielten bzw. gesteigerten Bewässerung der Weiden<br />

reagiert.<br />

Die Kombination aus maximaler Nutzung der Weideflächen und<br />

einer hohen Besatzdichte, d.h. Kühe pro Hektar, in Verbindung mit<br />

einer relativ kurzen Laktationsperiode bedingt zwar eine geringere<br />

Milchleistung pro Kuh als in den nördlichen Ländern mit ihrem intensiven<br />

Laufstallsystem. Für den Betriebserfolg sind jedoch vor allem<br />

die Kosten entscheidend, nicht allein die Milchproduktion pro Kuh.<br />

Wesentlich ist im ganzjährigen Weidewirtschaftssystem vor allem<br />

die Milchproduktion pro Hektar Grasfläche und davon abhängig die<br />

Kosten je produziertem Liter Milch.<br />

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