Technische Analyse - Infoboard
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Titelstory<br />
system wurde gerettet, ein Absturz der<br />
Weltwirtschaft im Ausmaß der Weltwirtschaftskrise<br />
ab 1929 verhindert. Neben<br />
den Staaten haben aber auch viele Konsumenten<br />
und Teile des Bankensektors<br />
mit finanziellen Problemen zu kämpfen.<br />
Die Überschuldung vieler Häuslebauer<br />
in den USA stand ja am Beginn<br />
der Finanzkrise. Eine Blasenbildung am<br />
Immobilienmarkt gab es aber auch in<br />
Spanien und Großbritannien, wo sich die<br />
Verbraucher erheblich verschuldet haben<br />
und Immobilienfi nanzierer in Schieflage<br />
geraten sind.<br />
Die hohen Schuldenstände führen<br />
zu zahlreichen Negativeffekten. Staaten<br />
wie Privatpersonen müssen ihre Schulden<br />
abbauen, weil diese auf Dauer nicht<br />
haltbar sind. Die Staaten werden am<br />
Kapi tal markt durch hohe Zinsen für ihre<br />
laxe Budgetpolitik bestraft, den Privatleuten<br />
droht die Verschlechterung oder<br />
gar Aufkündigung von Kredit linien und<br />
die Nichtverlängerung von Hypothekendarlehen.<br />
Dieses Deleveraging hemmt<br />
die Nachfrage und damit die Wachstumskräfte.<br />
Führen die vereinten Sparanstrengungen<br />
tatsächlich in eine Defl ation, wächst<br />
der reale Wert des Geldes, also auch der<br />
Schulden, während Umsätze und Löhne<br />
tendenziell sinken. Weite re Sparbemühungen<br />
könnten die Folge sein. Der Strudel<br />
der Defl ation beschleunigt sich.<br />
Im Falle einer konjunkturellen Erholung<br />
schließlich lähmen hohe Schuldenstände<br />
den Spielraum der Zentralbank<br />
für dann nötige Zinserhöhungen. Ein hö-<br />
heres Zins niveau würde<br />
den Schuldendienst für die<br />
Wirtschaftssubjekte einschließlich<br />
des Staates erschweren,<br />
das Insolvenzrisiko<br />
vieler Akteure erhöhen und den<br />
Aufschwung womöglich schnell wieder<br />
abwürgen. Dagegen regt sich politischer<br />
Widerstand. Mehr und mehr gliche<br />
die Wirtschaft dann einem Automobil<br />
mit festgeklemmtem Gaspedal. Eine adäquate<br />
Liquiditätsversorgung der Wirtschaft<br />
würde immer schwerer.<br />
Äußerst kritisch an dem Schuldendilemma<br />
ist außerdem die Tatsache,<br />
dass die Schuldenberge in einer Zeit<br />
Staatsverschuldung und Haushaltsdefi zit im Vergleich 2009<br />
in % des BIP<br />
225<br />
175<br />
125<br />
75<br />
25<br />
0<br />
-25<br />
84,32<br />
-9,30<br />
78,70<br />
USA Eurozone Japan<br />
Staatsverschuldung Haushaltsdefizit<br />
Eurozone steht besser da als die USA und Japan<br />
Die Eurozone steht in puncto Staatschulden und Haushaltsdefi zit besser da als die USA oder Japan. Das Vertrauen der<br />
Märkte hat die Eurozone jedoch nur in geringem Maße. Dies hat auch damit zu, dass Euroland anders als Japan oder<br />
die USA kein einheitlicher Akteur ist. Zwar verfügt der Euro-Währungsraum über eine vereinheitlichte Geldpolitik, nicht<br />
jedoch über eine gemeinsame Fiskalpolitik.<br />
10<br />
-6,30<br />
217,56<br />
„Die Märkte könnten<br />
die Finanzierung der<br />
Defi zite verweigern.“<br />
-10,29<br />
Quellen: Eurostat; IWF; Bloomberg; Stand: Juni 2010<br />
MÄRKTE & ZERTIFIKATE | 05/2010<br />
gewachsen sind, in der der Zinsaufwand<br />
für die Staaten, gemessen in Prozent<br />
des Brutto inlandsprodukts, nur<br />
einen Bruchteil dessen ausmachte,<br />
was in den 90er Jahren üblich war. So<br />
sanken die gesamtstaatlichen Ausgaben<br />
für Zinszahlungen in Griechenland<br />
und Italien von mehr als 11 Prozent des<br />
BIP Anfang der 90er Jahre auf rund 5<br />
Prozent im Jahr 2009. Doch die Einsparungen<br />
wurden nicht zum Defi zit abbau<br />
verwendet, sondern führten<br />
zu einer Verschlechterung<br />
des Saldos unter<br />
Ausschluss von Zinszahlungen.<br />
Nicht auszudenken,<br />
was passieren würde, wenn die<br />
rekordtiefen Zinsen plötzlich nach oben<br />
schnellen würden.<br />
Die hohen Schuldenstände und<br />
das Tempo der Neuverschuldung untergraben<br />
zudem das Vertrauen der Finanzmärkte.<br />
Wenn die Schuldenstände zu<br />
stark wachsen, könnten die Märkte die<br />
Finanzierung der Defi zite verweigern, wie<br />
dies im Fall Griechenland bereits zu beobachten<br />
war.<br />
Schlägt dem Euro die Stunde?<br />
Die Performance in der Vergangenheit ist kein verlässlicher<br />
Indikator für die künftige Wertentwicklung.